Die Freie Schule Rügen ist eine Grundschule mit angeschlossener Orientierungsstufe. Ca. 120 Kinder lernen hier. Dabei werden die Klassen 1-3 und 4-6 altersgemischt unterrichtet.
Umweltbildung und Umweltschutz gehören seit der Gründung zum Kern-Anliegen der Schule. Viele Umweltprojekte wurden bereits erfolgreich realisiert. Auch der Schulbetrieb wurde ökologisch gestaltet, so wurden z.B. zwei Neubauten nach hohen energetischen Standards realisiert; und für die Mittagsverpflegung wurde ein regionale Partnerin gefunden, die ökologisches Essen liefert.
Mit dem Klimadetektive-Projekt wollen wir der Schule helfen, diese Umweltleistungen auch pädagogisch systematischer zu nutzen; und wir sind gespannt, ob die Klimadetektive doch auch Schwachstellen aufspüren und somit Hinweise zur weiteren Verbesserung geben können.
Die Projektkoordination in der Schule liegt bei Heike Balzer. Die Schule wird von Antje Wulff, Anne Brenner, Annika Weitkunat, Rebekka Rieck (Umweltbüro Nord e.V.) sowie Susanne Buchholz (Bioenergieregion Rügen) betreut.
Für das Schuljahr 2012/13 waren Projekttage geplant, wobei die Klassen 3 und 4 das vom Umweltbüro Nord e.V. für die Grundschulen entwickelte Energieforscherprojekt und die Klassen 5 und 6 andere Teile des Klima-Checks absolvieren sollten.
In jeweils 90 min erlebten die 52 SchülerInnen der 3 Lerngruppen der Jahrgangsstufe 4-6 einen spannenden Einstieg in die Themenwelt Klimawandel und Treibhauseffekt.
Gut drauf und wissbegierig folgten sie den anschaulichen Erklärungen der Umweltbildnerinnen Antje Wulff und Anne Brenner. Das man den Treibhauseffekt auch spielerisch erleben kann, zeigte sich im darauf folgenden Treibhauseffektspiel. In den Rollen von Sonne, Treibhausgas und Verursachern heizten sie der Erde ein.
Um auch die Folgen des menschlichen Eingriffs in das Klima zu beleuchten, versammelten sich die jungen Klimadetektive anschließend um eine große Weltkarte. Hier ordneten sie auf Bildkarten dargestellte Ereignisse räumlich zu und erarbeiteten sich somit einen guten Überblick. Zum Abschluss gab es für jede Lerngruppe ein Poster mit sinnvollen Energiespartipps und einen kleinen Ausblick auf den 2. Projekttag zum Thema Wärme.
Links: Weltkartenspiel. Rechts: Arbeit mit den Checklisten Wärme
Der Wärme auf die Spur kommen, war das Motto des 2. Projekttages an der Freien Schule Rügen in Dreschvitz, an dem 18 SchülerInnen der Jahrgangsstufen 4-6 teilnahmen.
Zu Beginn stand die Frage im Raum: Was tun, wenn es keine Heizung gibt?„ Warm anziehen, einen Ofen/Kamin nutzen, mit Strom heizen, Auswandern...“ kamen die Antworten. Dass es aber doch nicht ohne geht, waren sich die SchülerInnen einig.
Doch wie funktioniert so eine Heizung und warum ist es wichtig, Heizenergie zu sparen? Nach einem kurzen Film und dem Besuch des Heizungskellers, wo der Hausmeister viele Fragen beantwortete, waren Heizkessel, Vor-und Rücklauftemperatur keine fremden Begriffe mehr.
Heizungsluft zum Fenster hinaus? Ein einstimmiges Nein. Das zum Wohlfühlen aber nicht nur die Temperatur sondern auch die Raumluft beiträgt, war allen klar. Um zu verdeutlichen, wie man richtig lüftet und damit natürlich auch die Luftqualität im Klassenraum verbessert, kam die Nebelmaschine eindrucksvoll zum Einsatz.
Links: Nebelaktion. Rechts: Gruppenbild zum Abschluss
Nachdem sich die dicke Luft im Durchzug verzogen hatte, gab es eine kurze Einweisung in den nun bevorstehenden Schulrundgang. Nicht mit Lupe und Pfeife sondern mit Digitalthermometer und Checkliste ausgestattet, machten sich die 4 Detektivgruppen auf den Weg, um die Temperatur in allen Klassenräumen, Fluren und Co zu messen und SchülerInnen und Lehrer nach ihrem Temperaturempfinden zu befragen. Die ermittelten Werte wurden anschließend in Kleingruppen ausgewertet und in einem Schulplan farblich dargestellt. Mit einer kleinen Ergebnispräsentation und dem Auslegen der Temperaturlogger, welche dann eine Woche lang Daten erhoben, endete der für alle spannende Projekttag.
...Eine Woche lang erfassten diese rund um die Uhr Messwerte zur Raumtemperatur und zur Luftqualität. Diese wurden anschließend im Umweltbüro Nord e.V. auf einen Computer übertragen, zu Diagrammen aufgearbeitet und ausgewertet.
Die Themen Verkehr und Müll hat die Freie Schule Dreschvitz in Form von Werkstätten behandelt.
Die Verkehrsdetektive veranstalteten eine große Umfrage unter den Schülern und Mitarbeitern der Schule, um so herauszufinden, wer wie zur Schule kommt und welche Verkehrsmittel in welchem Umfang genutzt werden. Es beteiligten sich z.B. 17 Erwachsene an der Umfrage (das ist nur ein Teil der Grundgesamtheit) - alleine diese legen jede Woche ca. 2.500 km mit ihren Autos zurück - d.h. sie umrunden alle ca. 16 Wochen einmal die Erde! Weitere Ergebnisse wollen die Verkehrsdetektive zu Beginn des Schuljahres 2013/14 vorstellen.
Basteleien aus Müll - mit Charme und Gebrauchswert
Auch die Mülldetektive - Schülerinnen und Schüler der drei älteren Lerngruppen (Klassen 4-6) - wurden im Rahmen einer Werkstatt aktiv. Sie haben z.B. einen Krimi verfasst, Müllmonster gebaut, im Internet recherchiert, eine Gedankenkarte erstellt.
Eine andere Lerngruppe hat Themen wie „Der Weg der Plastikente“ oder "Müll im Meer" bearbeitet. Die Schüler haben sich hier auch mit der Vermeidung von Plastik beschäftigt, Vorteile von Plastik erkundet, einen Federtaschen-Check durchgeführt und Gegenstände mit Charme und Gebrauchswert aus Platikabfällen hergestellt. Dabei haben jeweils ca. 3 Schüler ein Thema gemeinsam bearbeitet. Die Ergebnisse wurden dann in der ganzen Lerngruppe präsentiert; eine Gesamtpräsentation findet voraussichtlich im August 2013 statt.
Wo stehen wir nach einem Jahr Klimadetektive-Arbeit - und wo wollen wir im zweiten Jahr hin? Das wurde am 12.6. bei einem ca. 2-stündigen Workshop besprochen, den Antje Wulff geleitet hat..
Rechts und links: Workshop Klimaschutzplan
Nach einem Rückblick auf die bisher geleistete Arbeit und die Ergebnisse des Klimachecks wurden Ideen für die weitere Arbeit entwickelt. Dazu wurden zunächst Ziele festgelegt und dann Maßnahmen formuliert, mit denen diese Ziele erreicht werden können.
Links: Entwicklung des Klimaschutzplanes an der Tafel.
Rechts: Die Mülltrennung ist auch ein Thema im Klimaschutzplan der Freien Schule Rügen.
Die Ergebnisse aus den o.g. Aktivitäten sind in einen Klimaschutzplan eingeflossen, mit dem sich die Schule konkrete Ziele stellt und die dazu nötigen Maßnahmen plant.
Im Schuljahr 2013/14 wird das Projekt mit neuen Schülern fortgesetzt, und erste Maßnahmen aus dem Klimaschutzplan werden umgesetzt. Dazu gehören u.a. die Beschriftung der Müllbehälter in den Klassenräumen, die Ausarbeitung konkreter Lüftungsempfehlungen etc.
Im zweiten Schulhalbjahr möchte die Schule möchte gerne das Thema Schulgelände aufgreifen.
Am 4. September 2013 fand ein besonderer Projekttag für 21 aktive Schüler der Klassen 4 – 6 statt. Als Veranstaltungsort konnten wir kostenfrei die Räume und das Gelände der der Fachhochschule Stralsund nutzen.
Nachdem die drei BUNDjugend-Teamerinnen Johanna, Kathleen und Janine am Bahnhof in Stralsund die SchülerInnen und die Lehrerin Frau Neitmann in Empfang genommen hatten, ging es mit dem Linienbus zur Fachhochschule. Dort empfing uns Frau Miller, die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit der FH Stralsund, sie hat es uns möglich gemacht neben den Experimenten zu den erneuerbaren Energien, auch die Seminarräume für das gesamte Tagesprogramm nutzen zu können.
Nach der Begrüßung, der Vorstellung des Programms und der ersten Orientierung auf dem Gelände folgten zwei Kennenlernspiele. Große Bewunderung fanden in der Eingangshalle aufgestellte Modelle, wie zum Beispiel das Chaospendel, welches sogleich von sogleich von den SchülerInnen ausprobiert wurde.
Zur Einstieg ins Thema „erneuerbare Energien“ fand auf dem Außengelände auf spielerische Art und Weise statt. Mit der Methode 1, 2 oder 3 wurden Fragen mit je drei verschiedenen Antwortmöglichkeiten gestellt, zu den Schwerpunkten anthropogener Treibhauseffekt, Klimagase und CO2- Ausstoß. Die SchülerInnen beantworteten die Fragen, indem sie sich auf eines der drei Felder positionierten. Das Ziel hierbei war, die SchülerInnen auf das Thema ein zustimmen und sie bei dem Wissenstand abzuholen, bei dem sie sich gerade befinden.
Dann folgte die Überleitung zu Mobilität und Klimawandel, hier wurden dann mittels Schrittlänge die Strecken dargestellt die ein Flugzeug, Zug, Auto, Linienbus oder Reisebus bei gleicher Menge ausgestoßenem CO2 zurücklegen kann. Die sichtbaren Antworten wurden unter und mit den Schülern rege diskutiert. Das Ziel war bei dieser Methode heraus zu bekommen, mit welchem Fahrzeug man bei voller Auslastung am „klimafreundlichsten“ unterwegs ist.
Mittels Tafel, Moderationsmaterial und Bildern wurde im folgenden Schritt mit den Schülern herausgearbeitet, warum die erneuerbare Energien ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz sind und welche Vor- und Nachteile es bei den Energieträgern im Vergleich gibt. Beleuchtet wurden hier schwerpunktmäßig Solarenergie (Photovoltaik & Solarthermie) und Windenergie (off-shore & on-shore-Anlagen).
Dann ging es je zu zweit an die Experimentier-Legokästen. Hier konnten sich die SchülerInnen entscheiden ob sie ein solarbetriebenes Fahrzeug oder ein Windrad zur Batterieaufladung bauen möchten. Die Schüler waren sehr eifrig geschickt und entwickelten nach Fantasie ihre eigenen Fahrzeuge. Draußen auf dem Gelände der Fachhochschule wurden die Fahrzeuge dann ins Rennen geschickt. Auf das Siegertreppchen kamen zum Schluss nicht nur die Sieger des Rennen, sondern auch die kreativsten Rennmobile und das einzige Windrad, welches Strom in einer Batterie speicherte und ein Auto antrieb. Obwohl es an dem Tag bedeckt war kamen die Auto langsam aber doch deutlich vom Fleck, sodass die Schüler direkt erfahren konnten unter welchen Bedingungen die verschiedenen Energiegewinnungssysteme funktionieren.
Nach einem Bewegungsspiel waren die Schüler dann hungrig auf das Mittagessen. Um einen Bezug zum Thema Klimaschutz herzustellen sprachen wir kurz über die klimafreundliche fleischarme und saisonale Ernährung, dann konnten alle das abwechslungsreiche und leckere Essen der Stralsunder Mensa genießen.
Nach dem Mittag folgte der auf den Hof gezeichnete Meinungsstrahl, mittels diesem munter über kontroverse Themen wie Energiesparlampen, Energieeinsparung usw. diskutiert wurde.
Die abschließende Methode sollte den Bezug zum Alltag der Schüler deutlich machen. An die SchülerInnen wurden Situationskärtchen verteilt und in drei Kleingruppen hatten sie die Gelegenheit sich über alternative Handlungsmöglichkeiten auszutauschen. So konnte dargestellt werden, dass nicht nur durch erneuerbare Energien CO2- Ausstoß verringert werden kann, sondern auch im Alltag durch z.B. bewussten Konsum, Wiederverwertung und lange Lebensdauer ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann.
Das Auswertungsbarometer diente dazu den Tag zu bewerten und ein Feedback von den SchülerInnen zu erhalten. Begeistert waren die Teilnehmer von den Baukästen und dem anschließenden Rennen, dennoch hätten sie sich mehr Sonne für schnellere Fahrten gewünscht. Auch die Spiele und die mit Kreide auf dem Hof gemalten Methoden fanden sie super, das Essen und die Teamer kamen ebenfalls bei den Schülern gut an. Ein Schüler bemerkte, dass er das Programm ganz schön voll fand und er sich noch mehr Zeit für das Bauen und Ausprobieren der Fahrzeuge gewünscht hätte.
Nach einem letzten Spiel fuhr die ganze Gruppe dann mit dem klimafreundliche Linienbus voll beladen zum Hauptbahnhof. Dort verabschiedeten die Teamerinnen von den Schülern und die Lehrerin und setzten sich zur Auswertung des Programms zusammen.
Insgesamt kann zusammengefasst werden, dass auch ein Tagesprogramm für Schüler außerhalb der Schule sinnvoll ist, gerade wenn sich ein gut geeigneter Ort wie die Fachhochschule Stralsund finden lässt. Die Themen Solar- und Windenergie waren einigen Teilnehmern schon recht gut bekannt und sie konnten ihr Wissen testen, wiederholen und sich gegenseitig austauschen. Gerade auch die andere Aufbereitung eines Themas verlängert die Konzentration und die Mitarbeit der Schüler deutlich. Durch die Experimente wird Theoretisches zudem sofort greifbar, z.B. die Abhängigkeit von Wind und Sonne konnten die Kinder an der Schnelligkeit ihren eigenen Modellen gleich erkennen. Die Verbindung zur Lebenswelt der Schüler und zu ihrem Alltagshandeln sollte in jedem Projekt ein wichtiger Bestandteil sein, sonst bleibt vieles Wissen zu abstrakt undüberträgt sich nicht auf das individuelle Handeln.
Die Organisation eines Tagesprogrammes hat den Vorteil dass die Schulen diesen viel besser in ihren Schulablauf einfügen können. Es ist aber darauf zu achten dass die Abläufe nicht zu eng geplant sind und es in Pausen auch immer Zeit gibt mit den Schülern ein persönliches Gespräch zu führen.
Organisation des Camps und Bericht: BUNDjugend M-V e.V.
In der Zeit vom 03.12.bis 16.12.2013 wurden in den Klassen- und Nebenräumen des Mittelhauses (Neubau mit automatischer Lüftung) Temperaturlogger ausgelegt. Die Ergebnisse lassen auch in diesem Gebäude über alle Räume einen Tagesverlauf erkennen, siehe folgendes Diagramm:
Hervorzuheben ist die Temperaturabsenkung in der unterrichtsfreien Zeit. Die Nebenräume sind 3°C kühler als die Fachräume, was positiv gewertet werden kann. Die Temperatur in den Klassenräumen beträgt im Mittel 22°C, das ist mehr als nötig, denn optimal sind 20°C.
Ergänzend zu diesen Messungen, wurde in einem Klassenraum auch die Luftqualität gemessen. Dabei dient üblicherweise CO2 als Messgröße, denn die Konzentration dieses Gases kann relativ einfach gemessen werden; siehe auch die Seite zur "Nebelaktion".
Die CO2-Konzentration wird im Klimadetektiveprojekt folgendermaßen bewertet: 400-500 ppm: sehr gut • bis 800 ppm: gut • bis 1.000 ppm: normal • bis 1.500 ppm: mäßig über 1.500 ppm: nicht akzeptabel. Trotz der automatischen Lüftung ist demnach die Luftqualität als schlecht einzuschätzen. Hier bedarf es einer Prüfung und Optimierung der Lüftungseinstellung.
Schließlich hat die Schule im Dezember 2013 auch eine "CO2-Ampel" getestet. Diese zeigt anstelle der komplizierten Messwerte die Luftqualität in den bekannten Ampelfarben an, also Grün=In Ordnung • Gelb=Aufpassen! • Rot=Nicht akzeptabel. Der Test verlief erfolgreich; eine Anschaffung von CO2-Ampeln für die Klassenräume ist nicht ausgeschlossen.
Im Sommer 2014 konnte eine erste Zwischenbilanz zur Umsetzung des 2013 aufgestellten Klimaschutzplans gezogen werden. Die Freie Schule Rügen hat demnach bereits einige Maßnahmen erfolgreich umgesetzt; weitere Maßnahmen werden später in Angriff genommen.
"Klimadetektive in der Schule - Mecklenburg-Vorpommern"
ist ein Projekt des Umweltbüro Nord e.V. (www.umweltschulen.de/umweltbuero).
Das Projekt wird gefördert durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE), das Land Mecklenburg-Vorpommern und mehrere regionale Partner. Mehr Informationen zu Förderern und Partnern...