Datenerfassung und Datenverarbeitung im Umweltschutz kennen lernen. Elektrische Geräte der Schule aufspüren. Ideen zum Stromsparen entwickeln. Kritik erarbeiten und diese gegenüber Erwachsenen artikulieren und vertreten.
III (hoch)
2-3 Projekttage
Für diese Lehreinheit benötigen Sie die Abrechnungsunterlagen des Energieversorgers (Sekretariat bzw. Schulträger) sowie Zugang zu den Stromzählern und zu den Räumen Ihrer Schule. Der Hausmeister wird als Ansprechpartner benötigt. Bitten Sie Ihre Kollegen rechtzeitig um Verständnis für die absehbare Unruhe, welche die recherchierenden Schüler verursachen werden! Sichern Sie sich einen Klassenraum, in dem Ihre Schüler die Bänke zu Gruppenarbeitsplätzen aufstellen können! Die Schüler brauchen normales Schreibzeug, Millimeterpapier sowie Taschenrechner bzw. Computer mit einem Tabellenkalkulationsprogramm.
Sie benötigen ferner 2-3 Energiekostenmessgeräte, die für ca. 25,- Euro im Elektronikfachhandel erhältlich sind, Digitalthermometer (gute Geräte ab 50,- Euro) sowie ein Luxmeter (ab 50,- Euro). Wenn Sie diese Geräte nicht selber kaufen können, fragen Sie im Kundenbüro Ihres Energieversorgers, ob Sie solche Messgeräte dort ausleihen können!
Bereits vor den Projekttagen sollten Sie – oder noch besser: Ihre Schüler – eine Woche lang den Stromverbrauch erfassen. Lesen Sie jeweils zum Beginn und zum Ende des Schultages den Zähler ab und tragen Sie die Daten in den Arbeitsbogen Stromverbrauch ein!
Arbeitsbogen Stromverbrauch | |||||
Namen der Schüler: | |||||
Zähler Nr.: | Ort des Zählers: | ||||
Messtermin | Datum | Uhrzeit | Zählerstand | Differenz (kWh) | Bemerkung |
Montagmorgen | |||||
Montagmittag | |||||
Dienstagmorgen | |||||
Dienstagmittag | |||||
Mittwochmorgen | |||||
Mittwochmittag | |||||
Donnerstagmorgen | |||||
Donnerstagmittag | |||||
Freitagmorgen | |||||
Freitagmittag | |||||
Montagmorgen |
Wenn Sie das Projekt mit einer großen Klasse durchführen, ist eine zweite Betreuungsperson eine nützliche Unterstützung. Vielleicht können Sie auch die Klasse teilen und eine andere Gruppe an anderen Umweltthemen wie der Wärmeversorgung oder der Trinkwasserversorgung Ihrer Schule arbeiten lassen.
Um Ihre Schüler auf das Wirken der „Stromfresser“ aufmerksam zu machen, stellen Sie die Daten zum Stromverbrauch vor:
Beispiel: Kopernikus-Schule Bützow: Stromverbrauch im Wochenverlauf
Im nächsten Schritt begeben sich Ihre Schüler auf die Fahndung nach den Tätern. Erarbeiten Sie gemeinsam einen Fahndungsbogen! Anhaltspunkte vermittelt der Arbeitsbogen Fahndung – verwenden Sie ihn aber nicht ungeprüft, sondern passen Sie ihn auf Ihre Verhältnisse an! Ihren Schülern muss einerseits klar werden, wonach gesucht wird, dazu dienen die Vorgaben im Arbeitsbogen – andererseits soll ihr Blick auch für solche Tatbestände offen sein, die noch nicht in der Fahndungsliste vorgegeben sind. Die Schüler sollen wirklich gründlich recherchieren und alle „besonderen Vorkommnisse“ notieren.
Teilen Sie dann die Arbeit sinnvoll ein! Sie können z.B. Kleingruppen bilden, die jeweils einen Teil Ihres Schulgebäudes untersuchen. Weisen Sie Ihre Schüler auch darauf hin, sich während der Fahndung unauffällig und rücksichtsvoll zu verhalten!
Arbeitsbogen Fahndung | ||
Tatbestand / Täter | Wo entdeckt? | Besondere Vorkommnisse (Beispiele) |
Licht brennt sinnlos | Raum ist leer, Tageslicht wäre hell genug |
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Lichtausbreitung wird verhindert | Lampen sind verschmutzt, Abdeckungen halten Licht zurück, Reflektoren fehlen |
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Lichtschaltung ist nicht sinnvoll | Lampen können nicht einzeln (z.B. Fensterseite – Wandseite – Tafel) geschaltet werden |
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Beleuchtung zu hell / nicht ausreichend | genau notieren, später mit Luxmeter messen! Defekte Lampen notieren! | |
Elektroboiler zu heiß eingestellt | Spurensicherung: Temperaturen messen! | |
Elektroboiler sinnlos in Betrieb | Wer nutzt wann die Boiler? | |
Elektrische Heizgeräte | Radiatoren, Heißlüfter, etc. Achtung: Wann sind diese Geräte in Betrieb? Leistung bestimmen (Typenschild bzw. messen)! |
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Geräte im Stand-by-Zustand | Welche Geräte? (TV, Video, etc.) Spurensicherung: Leistung messen! Wann und wie lange werden die Geräte genutzt? |
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Geräte sinnlos in Betrieb | Welche Geräte? z.B. Kopierer angeschaltet ohne dass kopiert wird,
z.B. Computer und Drucker angeschaltet, ohne dass jemand daran arbeitet Leistung messen! |
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Herde, Warmhaltegeräte | Geräte länger eingeschaltet als notwendig | |
Kühl-/Gefrierschrank sinnlos in Betrieb | Was steht in dem Kühlschrank? | |
Spülmaschine | läuft bei halber Auslastung |
Hier fragten sich Schüler, ob dieser Kühlschrank wirklich gebraucht wird.
Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll, die elektrischen Geräte in fünf Tätergruppen einzuteilen, die jeweils auf ganz spezifische Weise ihr Unwesen treiben:
Hilfreich für die Fahndung bzw. die nachfolgende Lagebesprechung ist es, die verschiedenen Betriebszustände zu kennen, in denen sich elektrische Geräte befinden können. Bei einer klassischen Glühlampe mit Ausschalter war das einfach: Es gab EIN und AUS. Für moderne elektronische Geräte unterscheidet das Umweltbundesamt (2006) hingegen mehrere verschiedene Betriebszustände:
Nehmen Sie sich genügend Zeit, damit alle Gruppen ihre Fahndungsergebnisse vorstellen können! Sammeln Sie die wichtigsten Informationen an der Tafel. Fragen Sie nach, wenn Ihre Schüler besondere Vorkommnisse nicht detailliert genug schildern. Überführen Sie die menschlichen Mittäter, d.h. machen Sie sich darüber Gedanken, wer jeweils Ansprechpartner ist (Schulverwaltung, Schulleitung, Hausmeister, alle Schüler und Lehrer etc.)!
Versuchen Sie, die aufgedeckten Delikte zu wichten. Wo wird viel Energie verschwendet, indem Geräte sinnlos in Betrieb sind? Ihre Schüler können den Energieverbrauch von Stromfressern nach der Formel W = P x t berechnen. Die Leistung P kann vom Typenschild abgelesen oder mit einem Energiekostenmessgerät gemessen werden. Die Anzahl der Geräte, beispielsweise der Lampen in einem Klassenraum, muss natürlich mit berücksichtigt werden. Die Zeit muss oft geschätzt werden. Mitunter ist dies recht einfach, etwa wenn das Licht während der Hofpause eingeschaltet war. In komplizierteren Fällen müssen Sie sich auf Ihr kriminalistisches Gespür verlassen oder vertiefende Recherchen anstellen.
Es gibt jedoch auch eine ganze Reihe von Geräten, bei denen diese Formel nicht so einfach angewendet werden darf, weil die Leistung über die Zeit nicht konstant ist. Ein Elektroboiler ist zwar dauernd am Netz, seine 2000-W-Heizspirale geht aber nur dann in Betrieb, wenn das Wasser innen kühler geworden ist als vorgegeben ("Erhaltungsbetrieb", siehe Kasten oben). Bei elektronischen Geräten müssen in der Regel mehrere verschiedene Betriebszustände unterschieden werden, bei Unterhaltungselektronik kann der Stromverbrauch zudem davon abhängen, welche Lautstärke eingestellt ist. Setzen Sie bei solchen Geräten über einen längeren Zeitraum das Energiekostenmessgerät ein! Es hat eine Zählerfunktion, mit der es – wie auch der Stromzähler – den Stromverbrauch aufsummiert.
Diese einzelnen Delikte zu wichten, ist eine wirklich knifflige Aufgabe. Es wäre weder sinnvoll noch erforderlich, den Stromverbrauch jedes einzelnen Gerätes zu bestimmen. Es reicht aus, wenn Ihre Schüler die Schwerpunkte erkennen und plausibel begründen können, auf welche Geräte besonders geachtet werden muss.
Die Klasse sollte die noch verbleibende Projektzeit nutzen, um praktische Maßnahmen zum Energiesparen zu initiieren. Ihre Schüler können nicht alle Probleme selbst lösen, sie können aber die jeweils Verantwortlichen ansprechen und somit Veränderungen erzielen. Dazu muss der Klasse wirklich klar geworden sein, welche Kritik sie an welche Menschen adressieren will. Die Schüler könnten z.B.
Helfen Sie Ihren Schülern, hierbei den richtigen Ton zu finden, denn Erwachsene empfinden es ohnehin als eine heikle Angelegenheit, wenn Schüler sie – oder die von ihnen geschaffenen Zustände – kritisieren. Unterstützen Sie Ihre Schüler aber auch, wenn Erwachsene auf berechtigte Kritik unfair reagieren!
So charmant kann man zum Energiesparen aufrufen
(Geschwister-Scholl-Gymnasium Düsseldorf)
Geben Sie Ihren Schülern die Gelegenheit, ihre persönliche Meinung zum Projekt zu äußern.
Wenn Ihre Initiative zu Reaktionen oder zu Veränderungen führt, werten Sie dies zu gegebener Zeit mit Ihren Schülern aus!
Schulprojekte zum Energiesparen sind weit verbreitet. Die Erfahrung zeigt, dass Schüler – gemeinsam mit Lehrern, Hausmeistern oder Schulverwaltungen – den Energieverbrauch ihrer Schulen wirksam verringern und dabei viel eigene Kreativität freisetzen können (verwenden Sie dazu auch die Materialien, die Sie über die Hauptseiten Energie bzw. Klimadetektive erreichen).
Die Gesamtschule Lütten-Klein in Rostock hat im Rahmen ihrer Energiesparwochen
47% der während der Unterrichtszeit benötigten elektrische Energie
gespart (dritte Woche im Vergleich zur ersten Woche).
Wenn Sie keine eigenen Messgeräte haben bzw. kaufen können, wenden Sie sich an die Aktion No-Energy (www.no-e.de/ > Rubrik Schulen). Dort können Sie kostenlos einen Koffer mit Messgeräten ausleihen (Energiekostenmessgeräte, Demonstrationsmaterialien, Lehrerhandreichung und ein Klassensatz der Broschüre "Energiesparen im Haushalt"). Sie müssen lediglich die Portokosten für die Rücksendung des Koffers tragen.
Mit der hier beschriebenen Lehreinheit gewinnen Ihre Schüler einen ersten Einstieg in die Energiewirtschaft der Schule. Sie können dieses Thema erheblich weiter vertiefen, indem Sie
Für diese Aufgaben müssen Sie aber einem zum Teil deutlich höheren Aufwand einplanen!
Oftmals legt man bereits bei der Anschaffung elektrischer Geräte den künftigen Stromverbrauch fest (es gibt z.B. Kühlschränke oder Elektroherde mit einem höheren oder niedrigeren Energieverbrauch, oder es gibt mehr oder weniger clevere Lösungen zur Beleuchtung eines Klassenraums; nach der Anschaffung kann man diese Geräte dann "nur" noch mehr oder weniger clever nutzen). Besonders sinnvoll ist es daher, wenn die Schule es sicherstellen kann, dass Umweltgesichtspunkte rechtzeitig beim Kauf / bei einer Investition berücksichtigt werden. Das können Sie aber im Rahmen dieser Lehreinheit nicht lösen; das geeignete Instrumentarium dafür ist ein Umwelt- oder Nachhaltigkeitsaudit.
Detaillierte Arbeitsanleitungen, ausführliche Checklisten zur Datenerfassung und zur Projektorganisation sowie Erfahrungen aus Schulen vermittelt Langner, Tilman: "Klimadetektive in der Schule".
Umweltbundesamt (2006): Energiesparen. Erkennen und begrenzen von Standby und anderen Leerlaufverlusten. Handreichung für den Unterricht. Berlin
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Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000
Förderer und Partner der Klimadetektive