Geschwister-Scholl-Gymnasium
Meine eindrucksvollsten Erlebnisse
aus Shanghai, Chongqing und Peking
von Christin Bier
Nach wochenlanger Vorfreude und etlichen Vorbereitungen
rückte der Abreisetag immer näher. Am 21. September
war es dann endlich so weit. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof
haben Laura und ich uns von Familie und Freunden verabschiedet
und sind mit dem ICE zum Frankfurter Flughafen gefahren.
Wir waren viel zu früh da und mussten mehrere Stunden
auf den Abflug warten, was mir besonders lange vorkam, da
es mein erster Flug überhaupt war. Irgendwann war es
so weit. Wir saßen im Flugzeug und starteten. Der Flug
war für mich schon einmal der erste Höhepunkt der
Reise. In Shanghai angekommen, war meine Müdigkeit (vom
11-stündigen Flug mit sehr wenig Schlaf) sofort verflogen.
Das Wetter war erdrückend. Die Luftfeuchtigkeit lag
bei 90%, wie in einer Tropenhalle. Außerdem war es
dazu noch sehr warm. Wir waren klitschnass geschwitzt. Zum
Glück wurden wir von einer deutschsprachigen Chinesin
der Reiseagentur abgeholt und - in einem klimatisiertem Bus
- zum Hotel gefahren.
Der Verkehr dort war schrecklich, aber auch sehr beeindruckend.
Es wird zwar nicht so schnell gefahren wie in Deutschland,
dafür aber um so rücksichtsloser, nach dem Motto: „Wer
bremst - verliert!“ Auf den Straßen haben Autos
Vorrang und die Fußgänger, insbesondere Touristen,
sollten besser warten, auch wenn sie Grün haben oder
an einem Zebrastreifen stehen. Die Einheimischen stören
sich aber nicht daran, sondern gehen einfach zwischen den
fahrenden, hupenden Autos über die Straße.
Die Mentalität der Menschen in China ist ganz anders.
Ich habe während unseres Aufenthalts dort, nie jemanden
aufgebracht oder verärgert gesehen. Die Leute sind sehr
ausgeglichen und bleiben gelassen, selbst wenn z.B. ein Anderer
ihnen beim Autofahren die Vorfahrt nimmt oder hupt. In Deutschland
wäre das undenkbar.
Im Hotel haben wir dann unsere beiden Lehrer und zwei weitere
Schüler getroffen, die schon zwei Tage eher angereist
waren. Nach einer kurzen Pause ging es auch schon weiter
auf eine kleine Sightseeingtour. Am Ufer des Huangpu-Flusses
wurden wir alle paar Meter angesprochen, ob wir nichts kaufen
wollten. Auf dem Rückweg - es war bereits spät
und somit auch dunkel - sahen wir die Schattenseiten des
chinesischen Lebens: Viele alte Leute und Mütter schliefen
mit ihren Kindern auf dem Bürgersteig. Manche hatten
sich auch eine Art Minizelt aus Decken gebaut, um wenigstens
ein Dach über dem Kopf zu haben.
Am nächsten Morgen fuhren wir zurück zum Flughafen,
um das nächste Ziel unserer Reise anzupeilen: Düsseldorfs
Partnerstadt und (wenn ausschließlich die administrativen
Stadtgrenzen herangezogen werden) größte Stadt
der Welt - Chongqing. Dort besuchten wir eine Woche lang
unsere Partnerschule, die Chongqing Baxian Middle School.
Wir wurden herzlichst empfangen und lebten dort in den Familien
der Schüler, die im April diesen Jahres auch schon in
Düsseldorf waren.
Die Schultage sind dort wesentlich länger als bei uns.
Um 8:00 Uhr beginnt der Schultag und um 22:20 Uhr endet er.
Dazwischen gibt es eine etwa 2-stündige Mittagspause
und für´s Abendessen auch nochmal eine, sonst
wird nur gelernt. Die meisten Schüler schlafen sogar
im Internat der Schule. Nur diejenigen, die einen kurzen
Schulweg haben, wohnen bei den Eltern. Normalerweise fängt
das Wochenende samstags nachmittags an. Für die Schüler
- wie unsere ca 16 Jahre alten Austauschschüler, die
in der Abschlussklasse sind, beginnt es sogar erst sonntags
mittags. Freizeit haben sie also so gut wie gar nicht. Ferien
gibt es nämlich auch nur im Sommer zwei Monate und eine
Woche im Herbst.
Morgens haben wir bei den Gastfamilien gefrühstückt.
Ich bekam immer warmes Essen z.B. Suppe, Nudeln, gefüllte
Teigtaschen oder - meine Favoriten - Spiegeleier. Überhaupt
war das Essen für mich sehr gewöhnungsbedürftig.
Es gab sehr viel Fleisch und dieses fast nur mit Knochen
gekocht, viele verschiedene Arten Gemüse oft in komischen
Soßen, Brot so gut wir gar nicht, aber zum Glück
immer Reis. Außerdem war das Essen immer sehr vielfältig.
So konnte man sich immer das aussuchen, was man mochte. Ich
fand besonders die vielen Obstsorten toll, die ich in Deutschland
noch nie gegessen hatte, wie zum Beispiel chinesische Datteln,
Kakis und Drachenfrüchte. An Gemüse haben wir zum
ersten Mal Lotuswurzeln, Süßkartoffeln und die
Blätter davon gegessen. Was ich allerdings nicht so
toll fand, war, dass vor allem Fisch immer komplett mit dem
Kopf auf den Tisch kommt.
Mit meiner Austauschschülerin habe ich mich total gut
verstanden und wir möchten uns auf jeden Fall irgendwann
nochmal treffen. Auch mit den Eltern bin gut klar gekommen.
Besonders die Verständigung war lustig, da beide kein
Englisch konnten. Aber mit Händen und Füßen
haben wir es ganz gut hin bekommen.
Während unsere Austauschschüler Unterricht hatten,
haben wir uns unter anderem die Stadt angeguckt, waren bei
verschiedenen Wahrzeichen der Stadt und haben im Unterricht
anderer Klassen etwas über Düsseldorf und Deutschland
allgemein erzählt. Einen Nachmittag haben wir mit einigen
chinesischen Schülern die Wasserqualität des Jangtse
untersucht.
Links und rechts: Wasseruntersuchung
Da in China, besonders in Chongqing, kaum Europäer
leben, waren wir die Hauptattraktion. Überall guckten
die Leute uns an, machten heimlich Fotos oder kamen sogar
an und fragten nach, ob sie ein Foto mit uns zusammen machen
durften. Für uns war das total ungewohnt. Wenn bei uns
ein Chinese vorbei geht, interessiert uns das ja eher weniger,
weil hier so viele leben. An einem Abend wurden wir von der
Regierung zu einem Empfang eingeladen, mit Kleiderordung,
Rotem Teppich und so. Wir haben uns so ein bisschen wie irgendwelche
VIPs gefühlt.
Nach der Woche in Chongqing ging es für weitere drei
Tage nach Peking, eigentlich viel zu kurz. Ungünstiger
Weise waren wir um den 1. Oktober, dem Nationalfeiertag der
Chinesen, da. Zu diesem Ereignis haben die meisten Leute
ein paar Tage Urlaub. Also war alles überfüllt.
So viele Menschen auf einem Haufen habe ich selten gesehen.
Wir waren trotzdem an den typischen Sehenswürdigkeiten:
Große Mauer, Ming-Gräber, Himmelstempel, Sommer-
und Kaiserpalast und die Verbotene Stadt.
Dann war die Reise auch schon vorbei. Die Zeit ist so verflogen,
aber wir haben richtig viel erlebt. Wir hatten die Möglichkeit
eine ganz andere Kultur kennen zu lernen. Es war total interessant
und in keinster Weise mit westlichen Ländern zu vergleichen.
Ich glaube, diese Reise kann man einfach an Eindrücken
nicht mehr überbieten.
Christin Bier, 2009
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