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umweltschulen.de ist Einzelbeitrag

Unesco-Dekade

Wie entsteht eine Webseite?

Nachfolgend soll der Entstehungsprozess der Website Ein Feuchtbiotop und seine Bewohner im Frühling vorgestellt werden. Ich möchte damit skizzieren, wie der Gestaltungsprozess und der Lern-/Diskussionsprozess im Sinne des Seminar- Anliegens miteinander verwoben sind.

9. 4. 2001

Am Vormittag hatten sich die Seminarteilnehmer mit dem Einsatz von Computerspielen, Internet und anderen Computeranwendungen in der Umweltbildung befasst.

13:00 Das Vorgehen bei der Multimediagestaltung sowie die Exkursionsthemen werden vorgestellt. Fünf Teilnehmer (incl. Betreuer) interessieren sich für das Thema "Ein Feuchtbiotop und seine Bewohner im Frühling".

13:45 Zu fünft bereiten wir uns auf die Exkursion vor. Eine Teilnehmerin aus Stralsund schlägt ein konkretes Exkursionsziel vor. Wir sind uns relativ schnell einig, dass wir drei Aspekten nachspüren wollen:

Wir checken die Technik (drei Videocameras, eine Spiegelreflex) und brechen auf.

froc2014:30 Ankunft bei den "Zuckerteichen". Wir haben strahlenden Frühlingssonnenschein und sind guter Dinge. Wir machen die ersten Aufnahmen von der Landschaft und schwärmen dann aus, um die Bewohner zu finden - wobei wir alle vor allem an Frösche und Kröten denken. Doch da ist nichts. Trübes (eutrophiertes) Wasser, vertrocknete Reste an Gras und Schilf vom vergangenen Jahr, ein paar erste Frühblüher - aber nichts hüpft oder quakt. Nach einer Viertelstunde beratschlagen wir, ob wir doch lieber ein anderes Exkursionsziel ansteuern sollten. Doch dann sehen wir die erste Erdkröte auf dem Weg sitzen - und bleiben. Über längere Zeit arbeiten wir einzeln und sehr konzentriert. Zwischendurch tauschen wir uns über geeignete Motive aus.

Mir geht unter anderem durch den Kopf, wie sich hier die "Natur" eine vom Menschen geformte kleine Landschaft zurückholt. Ist das hier nun Natur oder nicht? Und was ist (will, kann) eigentlich Naturschutz in einer Gegend, in der es keine (originäre, unberührte) Natur mehr gibt? Ich nehme mit vor, diese Frage in der Gruppe zu erörtern und mache ein paar Aufnahmen, die zur Illustration des menschlichen Einflusses dienen.

Später hocken wir alle an einem kleinen "Steilufer" und betrachten fasziniert die Frösche und Kröten im Wasser.

Wir kehren zum Auto zurück. Eine Kollegin möchte noch einen Blick von oben auf das Gelände aufnehmen (am nächsten Tag wird sie uns zwei Luftbilder besorgen), also fahren wir noch auf die Autobrücke, halten dort und fortografieren.

Ich habe ein Stück Stralsund kennen gelernt, das ich vorher nicht kannte und weiß nun Frosch- von Krötenlaich zu unterscheiden.

16:30 Wir sind zurück am Tagungsort, dem Speicher am Katharinenberg. Es gibt eine kleine Kaffeepause; ich bringe meine Filme zum Fotografen. Laut Tagesordnung ist jetzt Schluss. Dennoch beginnen wir, die Videos auf die Macīs zu übrtragen, auf denen sie morgen bearbeitet werden wollen. Die Clips von den Kröten im Wasser begeistern uns besonders. Die etwa 20 Minuten, die wir aufgenommen haben, ergeben ca. 4 GB Speicherbedarf. Bis halb sechs sind noch Gruppenmitglieder dabei, danach arbeitet Fred Lautsch alleine weiter. Ich hole meine Fotos vom Fotografen und sortiere. Von den 60 Papierbildern scanne ich etwa 20 Stück ein.

19:00 Die Scans sind fertig; Schluss für heute.

10. 4. 2001

9:30 Wir beginnen den zweiten Fortbildungstag wieder im Plenum. Gemeinsam besprechen wir das Vorgehen am heutigen Tag, erörtern die verschiedenen Varianten zur Erzeugung digitaler Bilder und einige grundlegende Fragen zum Aufbau einer Website.

10:30 Arbeit in der Kleingruppe. Anhand der Fotos beginnen wir, das Material zu sichten und uns an die Exkursion zu erinnern. Ich will dann gleich in die inhaltliche Diskussion einsteigen, aber wir schauen uns dann doch erst einige Ausschnitte aus den Videos an.

Dann beginnt die inhaltliche Diskussion. Ein großes Papier liegt auf dem Tisch, zudem die Fotos. "Was sind rote Fäden, anhand derer wir unsere Eindrücke, Gedanken, Erkenntnisse strukturieren können?", frage ich. Es entspannt sich eine lebhafte, keineswegs geradlinige Diskussion, ganz verschiedene Ideen kommen zusammen. Ich empfinde die Sichtweisen der anderen Gruppenmitglieder als eine Bereicherung - so hätte ich es eben nicht gesehen. Habe das Gefühl, dass es den anderen teilweise ähnlich geht.

Nach einer Weile haben wir acht verschiedene Ideen beisammen (siehe Tabelle). Nun müssen wir auswählen, was davon wir umsetzen wollen. Einige Ideen scheiden aus, weil wir dafür nicht genug geeignetes Material haben. (Wenn wir uns bereits vor der Diskussion auf diese Ideen geeinigt hätten, wäre es uns vielleicht gelungen, dafür Material zu sammeln - vielleicht aber auch nicht; daher sind wir uns schon einig, dass es o.k. war, mit der doch recht wenig detaillierten Interpretation des Themas auf Exkursion zu gehen.) Zu den anderen kommen uns rasch die passenden Einfälle (siehe Tabelle), und auch die Zuordnung der Bilddokumente zu den nun langsam fassbar werdenden Bereichen unserer Website fällt uns nicht schwer.

Rote Fäden

Umsetzung in der Website

Frühling

Mit dem vorhandenen Material nicht realisierbar (Es fehlen z.B. echte Frühblüher.)

Kette (Nahrungskette)

Mit dem vorhandenen Material nicht realisierbar.

Was für Natur schützen wir?

Wird ein eigenständiger Bereich der Website. Ein Blick in die Vergangenheit des Gebietes (Absetzteiche einer Zuckerfabrik) soll zu dieser Frage führen.

Was fasziniert uns am Frosch?

Wird ein eigenständiger Bereich der Website. Frosch-Bilder haben wir schon, wir wollen diese noch um Frosch-Meinungen ergänzen.

Wir sind ncht allein

Ein Blick aufs Ganze und ein Blick aufs Detail sollen diesen Gedanken illustrieren. Das wird der Einstieg in die Website (Startseite).

Ein Biotop in der Stadt

Das ist Bestandteil von "Welche Natur schützen wir?" Zudem wollen wir einen kleinen Bereich einbauen, in dem die Lage des Biotops in Stralsund dargestellt wird.

Schnell (Mensch) - langsam (Natur)

Mit dem vorhandenen Material nicht realisierbar. Denkbar wäre eine (automatisch ablaufende) schnelle Abfolge von Standbildern versus Videoclip sich langsam bewegender Natur.

Laut und leise

Mit dem vorhandenen Material nicht realisierbar. Wir haben keine brauchbaren Tondokumente.

Wir sprechen noch darüber, wie wir unsere Besucher führen wollen. Wir einigen uns darauf, keine lineare Gliederung anzubieten, sondern die Besucher jederzeit selbst wählen zu lassen, wohin sie schauen wollen (ähnlich sind wir ja auch auf unserer Exkursion ausgeschwärmt).

Diese Diskussion erfährt eine Störung. Max Apel hat für das MUKO-Projekt gefilmt, und einer von uns äußert nun doch Einwände dagegen, dass unsere Diskussion auf CD an Dritte weitergegeben wird. Ich nehme das Problem ernst, u.a. weil ich das Recht auf informelle Selbstbestimmung in den Zeiten der elektronischen Kommunikation und Information als ein hohes Gut ansehe. Auch mit Hinblick darauf, dass wir die Websites veröffentlichen und öffentlich im Netz diskutieren wollen, muss dieses Problem geklärt werden. Also ermuntere ich den Teilnehmer, seine Einwände bei Max geltend zu machen (und schreibe am nächsten Tag einen kleinen Diskussionsbeitrag zu diesem Thema in das Forum, in dem die Teilnehmer über das Netz diskutieren können). Ergänzt werden muss natürlich, dass Max am ersten Tag seine Arbeit und sein Anliegen vorgestellt hatte, und da gab es noch keinen derartigen Widerspruch.

12:00 Drei Mitstreiter/innen aus unserer Gruppe beginnen ihre Videoaufnahmen zu bearbeiten. Sie müssen geeignete Sequenzen auswählen, die Videos zuschneiden und die Videclips ins Quicktime-Format übertragen.

Gemeinsam mit einer anderen Teilnehmerin fange ich an, die Website zu erstellen, parallel dazu bearbeiten wir jeweils die Fotos, die wir verwenden möchten. Sie hat mit beiden Programmen noch nicht gearbeitet, findet aber rasch den Einstieg. Nach weniger als einer halben Stunde hat sie die Startseite unserer Präsentation fertig - ihre erste Internetseite (und wie schön!). Wir beginnen, die Folgeseiten anzulegen, immer im Wechselspiel zwischen den Webseiten und der Bildbearbeitung.

Über E-Mail sendet uns ein Kollege aus der Stadtverwaltung zwei Luftbildaufnahmen vom Exkursionsgelände zu - auch eine nützliche Anwendung von Multimedia in der Umweltkommunikation.

Nach dem Mittag sind die Videos fertig, die drei Teilnehmer kommen mit zu uns. Wir schaffen es noch, ihnen unsere Zwischenergebnisse und die beiden Computerprogramme vorzuführen; selbst daran arbeiten können sie nicht mehr. Das ist schade, uns fehlt Zeit, wir würden eigentlich einen dritten Tag brauchen, um wirklich gemeinsam zu gestalten. Ich überlege, ob wir bei weiteren ähnlichen Veranstaltungen die zwei Stunden des ersten Tages, an denen wir uns mit der Nutzung von Spielen, Internet etc. befasst hatten, nicht doch lieber einsparen sollten - zu Gunsten der Gestaltung.

15:00 Die einzelnen Gruppen führen ihre Präsentationen vor. Bei uns sind die Videoclips zu 100% und die Website zu 20% fertig. Unsere Videclips begeistern, und wir können vorstellen, was wir uns bei der Website gedacht haben.

Im Plenum wird die weiterführende Diskussion eingeleitet, die wir über ein spezielles Internetforum führen wollen.

16:00 Wir beenden das Seminar. Nachbesprechung bei den Veranstaltern, neue Ideen.

11. 4. 2001

Ich habe mir vorgenommen, unsere Website fertigzustellen. Das ist natürlich eine Gratwanderung. Einerseits verfälsche ich damit das Seminarergebnis. Andererseits lockt es mich, unsere Ideen fassbar werden zu lassen. Und zudem möchte ich meinen Mitstreitern zeigen, wie schön so ein Ergebnis werden kann - ich hoffe, es weckt bei ihnen die Lust, auch selbst weiter mit der Multimediagestaltung zu experimentieren.

Einen Entwurf der Präsentation stelle ich ins Netz; ich hoffe, dass wir im Forum darüber diskutieren können.

12. - 21. 4. 2001

Drei, teilweise sehr detaillierte Diskussionsbeiträge sind im Laufe einer guten Woche eingegangen, zwei davon über das Forum, der dritte direkt per Mail. Es sind inhaltliche Korrekturen bzw. Ergänzungen, noch fehlendes Bildmaterial und technische Hinweise. Ich baue diese Ideen ein, am 21. 4. ist die Präsentation dann fertig. Hier ist sie: Ein Feuchtbiotop und seine Bewohner im Frühling.