Kopfbanner Energie
Suche


RSS-Feed

umweltschulen.de ist Einzelbeitrag

Unesco-Dekade

Erneuerbare Energien: Das Iceland Deep Drilling Project (IDDP)

Bereits heute werden auf Island weder Öl noch Kohle in nennenswertem Umfang verfeuert, um Strom herzustellen oder Gebäude zu beheizen. Der kleine Inselstaat verfügt mit seinen Vulkanen und Gletschern über eine ganz einzigartige naturräumliche Ausstattung und kann somit seine Energie ganz überwiegend aus Wasserkraft und Erdwärme beziehen.

Bislang deckt Island mit diesen erneuerbaren Energieträgern seinen eigenen Energiebedarf. Mit zwei außerordenltich ehrgeizigen Projekten öffnet sich Island jedoch die Tür zum Weltmarkt:

Wasserkraft   Erdwärme
Wasserkraft und Erdwärme taugen nicht nur als grandiose Touristenspektakel, sondern sie bieten den Isländern die Grundlage ihrer Energieversorgung.

Das IDDP sprengt die Grenzen der bisherigen Nutzung der Geothermie nicht alleine aufgrund der vorgesehenen Tiefe der Bohrung: Diese soll 4-5 km betragen. Die neue Qualität des Projekts ist eine direkte Folge dieser Tiefe: Es soll "superkritischer Wasserdampf" mit Temperaturen von 400-600°C gefördert und genutzt werden. Dieser hat physikalische und (aufgrund diverser Beimengungen auch) chemische Eigenschaften, wie sie heute noch nicht in großtechnischem Maßstab beherrscht werden. Die zentrale Frage des IDDP ist damit, ob es gelingt diesen noch unbekannten "superkritischen Wasserdampf" wirtschaftlich rentabel zu fördern und für die Gewinnung von Energie und Chemikalien zu nutzen.

Für eine Probebohrung in 4 km Tiefe werden ca. 6 Mio $ veranschlagt, für eine voll nutzbare Tiefenbohrung 14-16 Mio $. Die Kosten für die Verarbeitung des geförderten superkritischen Dampfes und den Abtransport der Energie kommen noch hinzu.

Klassische Geothermie erreicht derzeit Tiefen bis maximal 2,5 km; hier wird Dampf bis maximal 300°C gefördert. Eine Bohrung, die bspw. Wasserdampf von 235°C und 30 bar bei einem Volumenstrom von 0,67m³/s liefert, erbringt im Kraftwerk eine Leistung (Stromproduktion) von 5 MW.

Mit dem IDDP erhofft man sich, geothermale Kraftwerksleistungen von 40-50 MW pro Bohrung zu erzielen. Diese enorme Leistungssteigerung bei gleichem Volumenstrom beruht auf einer Zunahme der Temperatur und des Drucks in der größeren Tiefe. Man rechnet z.B. damit, Wasserdampf mit 430-550°C und 230-260 bar fördern zu können. (Zum Vergleich: Das in Lubmin geplante Steinkohlekraftwerk soll 2-3 Blöcke zu je 800 Megawatt Leistung umfassen.)

Gleichzeitig würde Island mit dem IDDP seine (potenziell) nutzbaren Energieressourcen um ein Vielfaches erweitern; das Land könnte neue energieintensive Produktionszweige ansiedeln und sie mit umweltgerechter und billiger Energie versorgen. Unter Umständen könnten auch gewinnbringend nutzbare chemische Substanzen aus dem superkritischen Wasserdampf abgetrennt werden. Und nicht zuletzt würden die Isländer damit Know-How erwerben, das angesichts der gegenwärtigen weltweiten energiepolitischen Herausforderungen vermutlich auf dem Weltmarkt gefragt wäre.

Aufgrund der offenen Fragen ist IDDP ein Langzeitprojekt, für das wenigstens 10 Jahre veranschlagt werden, ehe technisch ausgereifte Lösungen zu erwarten sind.

Erdwärme   Erdwärme
Bereits heute (2008) werden im Krafla-Gebiet 60 MW elektrischer Leistung aus Geothermie erzeugt, dafür wurde ein System aus mehreren Geothermalbrunnen errichtet (Bild links; im Hintergrund der Myvatn). Dass mit der Geothermie auch diverse Mineralien zutage treten, können Touristen an den unweit der Geothermalstation gelegenen Fumarolen sehen (Bild rechts); hier wurde sogar zeitweilig Schwefel gewonnen.

Für das IDDP haben sich im Jahr 2000 drei Isländische Energieunternehmen und die Nationale Energieagentur Islands zusammengeschlossen.

Erste Tiefenbohrungen wurden auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands niedergebracht. Hier wurde bereits in den Jahren 2004-2005 eine Tiefe von 3082 m erreicht; größere Tiefen sollen hier in den folgenden Jahren erreicht werden.

Im Jahr 2008 wird eine Tiefenbohrung im Krafla-Geothermalfeld niedergebracht, im Jahr 2009 wird hier die Verwendung des superkritischen Wasserdampfs getestet.

In den Jahren 2009 und 2010 sollen zwei weitere Bohrungen auf den Geothermalfeldern Hengill und Reykjanes niedergebracht werden. Die Pilotbetriebsanlage soll ca. 2015 fertiggestellt sein.

Quellen

 

Förderer und Partner der Klimadetektive