Geschwister-Scholl-Gymnasium: Scholl bewegt
Der Scholl-Appell
Der
Scholl-Appell wurde 1993 nach dem Brandanschlag in Solingen von 9 Schülerinnen
des Geschwister-Scholl-Gymnasiums
formuliert; er richtete sich gegen fremdenfeindliches Denken und Handeln
in unserer Gesellschaft. Im Herbst 1999 griffen Schülerinnen und
Schüler der 10. Jahrgangsstufe den Appell wieder auf und überarbeiteten
ihn.
Die Erstunterzeichner stellten den neuen Appell am 21. Februar
2000, dem Scholl-Tag , der Schulöffentlichkeit
vor und riefen ihre Mitmenschen dazu auf, sich mit ihrer Unterschrift
gegen soziale Ungerechtigkeiten
und Gewalt in ihrem Umfeld öffentlich zu positionieren. Dazu erläuterten
die Erstunterzeichner
dieses Scholl-Appells 2000:
Im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Problemfeld „Kirche und
Nationalsozialismus“
haben wir uns im Religionsunterricht auch mit dem Vermächtnis der
Geschwister Scholl für uns hier und heute an der Schule beschäftigt.
In diesem Zusammenhang erfuhren
wir auch etwas über einen sog. Scholl-Appell, den wir gar nicht
mehr kannten, da wir erst 1993 am Geschwister-Scholl-Gymnasium eingeschult
worden sind. Wir fanden den Gedanken und die Idee, die dem Appell zu
Grunde lagen, so wichtig und nachahmenswert,
dass wir es – v. a. auch anlässlich der Jahrtausendwende – für
notwendig hielten,
den Text zu überarbeiten und zu aktualisieren. Dabei haben wir über
einige Aspekte und Formulierungen lange debattiert und sind dann gemeinsam
zu der nun vorliegenden Fassung gekommen. Wir sind uns bewusst, dass
einige Aussagen vielleicht sehr allgemein
sind, dass Verpflichtungen, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden,
missverstanden werden können, und dass andere wiederum auch sehr
provokativ sind bzw. erweitert werden müssten. Unser Anliegen ist
es, die Inhalte in unserer Schule wieder
zu thematisieren und zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen.
Wir wünschen uns, dass möglichst viele Mitglieder unserer Schulgemeinde
uns in unserem
Anliegen unterstützen.
Tatsächlich wurde dieser Appell von zahlreichen Mitgliedern der
Schule, ihren Angehörigen und Freunden unterzeichnet und im Foyer
der Schule öffentlich präsentiert. Als Reaktion auf einen fremdenfeindlichen
Anschlag in der Düsseldorfer Innenstadt und einen Brandanschlag
auf die Düsseldorfer Synagoge im Sommer 2000 bildete sich in der
Stadt ein breites Bündnis, das Proteste und Widerstand gegen rechte
Gewalt bündelte und eine Großdemonstration vor dem Düsseldorfer
Rathaus organisierte. Auch die Schüler, Lehrer, Eltern und Schulleitung
riefen zur Teilnahme an dieser Demonstration auf. Auf der Kundgebung „Düsseldorf
gegen rechte Gewalt“ am 28. Oktober 2000 würdigte der Oberbürgermeister
Joachim Erwin ausdrücklich den Scholl-Appell 2000.
Scholl-Appell 2000
Dieser
Appell wurde im Herbst 2000 von zahlreichen
Mitgliedern der Schule, ihren Angehörigen und Freunden unterzeichnet
und im Foyer der Schule öffentlich präsentiert.
„Mehr Toleranz, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft“, so
lautet unser Wunsch und unsere Botschaft für das neue Jahrtausend.
Deswegen haben wir, die Schülerinnen und Schüler des kath.
Religionskurses 10 c/d versucht, den Scholl-Appell von 1993 zu überarbeiten
und ihn an die Entwicklung in unserem Umfeld, unserer Stadt und unserem
Land anzupassen. Wir möchten die Menschen (damit) auffordern, freundlicher
und respektvoller miteinander umzugehen, da wir es im Alltag oft erleben,
dass Menschen in unserer Umgebung aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Aussehens
oder wegen ihrer finanziellen Situation bzw. sozialen Stellung diskriminiert
werden. Ein weiteres Ziel ist für uns, dass wir endlich erreichen
möchten, dass rassistisches Denken möglichst aus den Köpfen
verschwindet und niemand unserer Mitmenschen ausgegrenzt wird. Hinzu
kommt, dass wir das Motto der Geschwister Scholl „Wir schweigen
nicht“ so weit wie möglich unterstützen und versuchen
zu verwirklichen. Wir alle tragen die Verantwortung für ein friedliches
und tolerantes Zusammenleben.
In diesem Sinne wollen wir, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen
und Lehrer sowie Eltern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums zu Düsseldorf,
unser (Schul-)Leben gestalten. So wollen wir versuchen, die folgenden
Grundsätze in unserer Schule als dem Ort unseres Lernens und Zusammenlebens
zu verwirklichen und an Menschen außerhalb der Schule weiterzugeben:
W i r sind tolerant und achten die humanen Eigenarten anderer Menschen.
W i r werden rassistische Äußerungen gegen Menschen anderer Nationalitäten,
Hautfarben etc. nicht dulden.
W i r werden Aussagen, die einen überholten Nationalismus äußern,
nicht ohne Protest hinnehmen, sondern mit dessen Vertretern offen und
hartnäckig diskutieren.
W i r machen unseren Lehrerinnen und Lehrern den Vorschlag und sind selber
bereit, dieses Thema im Unterricht zu besprechen und zu diskutieren.
W i r werden mit unseren ausländischen Mitschülerinnen und Mitschülern
friedlich zusammenleben und werden sie nicht aufgrund ihrer Nationalität
ausgrenzen.
W i r werden jedem, der sich bedroht fühlen könnte, unsere Hilfe
anbieten und, wenn wir dazu aufgefordert werden, jede uns mögliche
direkte Hilfe leisten.
W i r werden uns mit Menschen, die wegen ihrer äußeren Erscheinung
(z.B. Kleidung) diskriminiert werden, auseinandersetzen und sie ggf.
verteidigen bzw. in Schutz nehmen.
W i r werden niemanden wegen seiner Leistungen niedermachen.
W i r werden uns bemühen, in Gesprächen und Überlegungen innerhalb
der Schule nach weiteren konkreten Möglichkeiten zu suchen, um die
Verpflichtungen dieses Appells zu erweitern.
W i r werden möglichst vielen unserer Freundinnen und Freunde, Verwandten
und Bekannten die Inhalte unseres Scholl-Appell 2000 vorlegen, damit
sie in ihren Schulen, ihren Arbeitsbereichen oder Vereinen ähnliche
Selbstverpflichtungen anregen.
Düsseldorf, im Februar 2000
Erstunterzeichner des Scholl-Appells 2000:
Patrick Breidenbach; Christine Bremer; Thomas Kummer; Stefan Lehmann;
Christian Mohr; Oliver Nieto-Tröger; Juliane Steinmetz; Claudio
Cambio; Nina Greifenstein; Susanne Heuser; Tanja Müller; Silvia
Niehaus; Daniel Nückel; Christian Pflästerer; Crisha Rademacher;
René Schöbs; Ines Strauch; Joy Wandelt; Dominik Wendler;
Hildegard Sander (Fachlehrerin)
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