Beginn des Öko-Audit-Prozesses im Berufskolleg Neuss Weingartstraße
Als erste bundesdeutsche Berufsschule konnte das Berufskolleg
Neuss-Weingartstraße im Februar 2000 die Validierung - die
offizielle Anerkennung im Rahmen des EU-Systems für sein
Öko-Audit erlangen. Auf dieser Seite wird der Weg der Schule
von der ersten Umweltprüfung (1998/1999) bis zur Validierung
beschrieben.
Kontakt:
Berufskolleg Neuss-Weingartstraße
Weingartstraße 59 - 61
41464 Neuss
Tel.: (021 31) 740 70
Fax: (021 31) 420 30
Internet: www.berufskolleg-neuss.de/
Folgende Schritte habt die Schule bis zum ersten Öko-Audit im Jahr 2000 realisiert:
Abbildung Prozessablauf
1. Vorbereitung / Voraussetzungen
- Bildung eines Kernteams (eine Lehrerin, ein Lehrer)
- Detaillierte Abstimmung des Vorhabens im Berufskolleg (Schulleitung,
Kollegium, technische Mitarbeiter, Schulträger),
- Unterricht in einer Klasse der Höheren Berufsfachschule
("Öko-Klasse") im Fach Spezielle Betriebswirtschaftslehre
(Ökologie/Ökonomie) zum Thema Öko-Audit der Schule,
2-stündig im Teamteaching
- Einwerbung von Fördermitteln
- Gewinnung externer Berater
- Erwerb detaillierter Arbeitsanleitungen u. a. mit Checklisten
zur Datenerfassung (Tilman Langner: Umweltschutz in Schulen,
siehe Broschüren
) und Anpassung auf die Situation des Berufskollegs
2.
Umweltprüfung durch die Öko-Klasse im Rahmen des Unterrichts
Mit Unterstützung durch eco-team,
Kirsten Leclaire / Torsten Brose
- Datenerhebung
- Entwurf eines Fragebogens, Befragung und Auswertung zu den
Bereichen der Untersuchung, z.B. Ermittlung
des Kohlendioxid-Ausstoßes.
- Aufstellung einer Input-Output-Bilanz und spezifischer Umweltkennzahlen
- Ermittlung von Schwachstellen und Maßnahmen
- Berichterstattung und Aufbereitung (Diagramme) für den
Öko-Workshop
Essentials Umweltprüfung
Eine Umweltprüfung ist gemäß der EMAS-Verordnung
"eine erste umfassende Untersuchung der umweltbezogenen
Fragestellungen, Auswirkungen und des betrieblichen Umweltschutzes
im Zusammenhang mit der Tätigkeit an einem Standort."
Ziele |
- Erfassung aller Daten, die Umweltbelange betreffen
- Identifizierung von Schwachstellen, die vordringlich
behoben werden sollen
- Schaffung einer Datengrundlage für den
kontinuierlichen Veränderungsprozess
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Informationsquellen |
- Eigene Messungen der Öko-Klasse (z. B.
Raumtemperaturen)
- Interviews (Verwaltung, Lehrer, Schüler)
- Umfangreiche Fragebogenaktion (911 Schüler
und 55 Lehrer wurden einbezogen)
- Rechnungen, Gebührenbescheide (Energie,
Wasser, Abfall, Material)
- Pläne (Schulgelände, Raumbelegung)
- Inventarlisten (Geräte)
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Auswertung |
- Bewertung von Messdaten
- Vergleich mit Umweltstandards, z. B. Abfallsatzung,
Blauer Engel, DIN
- Vergleich mit anderen Schulen (über Berechnung
spezifischer Kenndaten)
- Subjektive Einschätzungen (Aspekte der
Attraktivität des Berufskollegs)
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3. Zweitägiger Öko-Workshop mit
breiter Beteiligung aus der Schüler- und Lehrerschaft
Mit Unterstützung durch eco-team, Tilman Langner
- Zusammenfassung von Kritik aus der Umweltprüfung
- Erstellung der Umweltpolitik
der Schule
- Verständigung über Strukturen des Umweltmanagementsyste
ms
- Erarbeitung der Grundlagen des Umweltprogramms der Schule,
konkrete Feinziele und Maßnahmen
Essentials Öko-Workshop
- Breite Beteiligung beförderte die Verankerung des Umweltschutzes
im Berufskolleg - über 40 Teilnehmer: Schüler und
Lehrer (auch über die Öko-Klasse hinaus), Sekretärin,
Hausmeister, zeitweise Schulleiter
- Externe Moderation: zur Erhöhung des Stellenwertes, Aufdeckung
von Fehlern durch Betriebsblindheit, Entlastung der Initiatoren
- Abwechselnd Arbeit im Plenum und Arbeit in Kleingruppen
- Visualisierung von Ergebnissen
- Gleichberechtigung aller Teilnehmer (Erkenntnisse, Meinungen
und Ideen der Schüler sind genauso wichtig wie die der
Lehrer)
- Ergebnisse des Workshops wurden erst nach Beschluss durch
Schulleitung und Schulkonferenz verbindlich
4. Beschlussfassung durch die Schulleitung und die Schulkonferenz
Unabdingbar für den Erfolg der anstehenden Maßnahmen
ist es, dass die oberste Leitung verbindliche Entscheidungen trifft
- z.B. hinsichtlich des Umweltmanagements, der Umweltziele und
Programme.
5. Aufbau und Dokumentation des Umweltmanagementsystems
Mit Unterstützung durch Dr. Volker Teichert, FEST sowie
durch die Stadt und den Kreis Neuss
- Einrichtung der Umweltgremien und -funktionen (Managementvertreter,
Umweltbeauftragter, Umwelt-Team, Umweltmanagementteam, Schüler-AGs)
Organigramm des Berufskollegs
Aufbau des Umwelt-Teams
- Erstellung eines Berichtes zur ersten Umweltprüfung
- Sammlung und Auswertung aller relevanten Rechtsgrundlagen
- Aufstellung von Arbeits- und Verfahrensanweisungen
- Anlage des Umwelthandbuches als Gesamtdokumentation des Umweltmanagementsystems
Essentials Umweltmanagementsystem
- Umweltaufgaben werden sinnvoll in die bestehende Organisationsstruktur
eingebunden (Wer - z. B. Schüler, Lehrer, Schulleitung,
Hausmeister, Reinigungskräfte, Sekretariat - kann und soll
welche konkreten Beiträge zum Umweltschutz leisten?!)
- Bei Bedarf werden zusätzliche Organisationseinheiten
geschaffen - in der Regel sind dies spezielle Umweltgremien,
welche Leitungsverantwortung übertragen bekommen bzw. beratend
tätig sind und den Gesamtprozess ganz wesentlich mit tragen.
- Es wird festgelegt, wie die umweltrelevanten Tätigkeiten
und Prozesse organisiert werden. (Wie sollen sie konkret ablaufen?
Wie sollen sie kontrollierte werden? Was soll getan werden,
wenn sie nicht wie geplant ablaufen?)
Für die Validierung spielen zudem insbesondere folgende
- sehr arbeitsaufwendige! - Punkte eine Rolle:
- Regelung aller umweltrelevanten Vorgänge und Prozesse
in Form von schriftlichen Arbeits- und Verfahrensanweisungen
- Stringente Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten (Brandschutz,
Unfallschutz)
- Sicherstellung der Einhaltung aller relevanten Rechtsvorschriften
- Nachweis des Umweltmanagementsystems in einem Umweltmanagementhandbuch
Bei diesen speziellen Aufgaben zeigt sich ganz besonders klar,
dass das Instrument Öko-Audit ursprünglich für
gewerbliche Unternehmen entwickelt wurde.
6. Erstellung der Umwelterklärung
Mit Unterstützung durch eco-team, Tilman Langner
7. Validierung
Am 20. 2. 2000 konnte das Berufskolleg Neuss-Weingartstraße
erfolgreich die Validierung erlangen!
Bei der Validierung prüft ein zugelassener unabhängiger
Umweltgutachter das Umweltmanagement auf die Übereinstimmung
mit den Vorgaben der EMAS-Verordnung. Wenn die Umweltpolitik,
die Umweltprogramme, Umweltmanagementsysteme, die Umweltprüfungs-
oder Umweltbetriebsprüfungsverfahren und die Umwelterklärungen
den einschlägigen Vorschriften entsprechen, erklärt
der Gutachter die Umwelterklärung für gültig, und
die Schule kann sich in das Standortregister zum Öko-Audit
eintragen lassen. Die Validierung ist zeitlich befristet, nach
Ablauf von maximal drei Jahren wird das Umweltmanagement erneut
auf den Prüfstand gestellt.
Validierung: Pro und Contra
Bundesweit arbeiten inzwischen einige Dutzend Schulen am Öko-Audit.
Erst drei haben Anfang des Jahres 2000 die Validierung erreicht.
Was spricht für, was gegen die Validierung eines schulischen
Öko-Audits?
HIER finden
Sie Argumente dafür und dagegen.
Wenn Sie Ihr Umweltmanagement aufbauen, sollten Sie sich für
einen überschaubaren Zeitraum von zwei bis drei Jahren grundsätzlich
darauf verständigen, ob Sie eine Validierung anstreben oder
nicht. Auch wenn Sie zunächst in kleinerem Rahmen anfangen,
können Sie später noch den Schritt der Validierung vollziehen.
8. Veröffentlichung der Umwelterklärung
Die Umwelterklärung des Berufskollegs Neuss-Weingartstraße
wurde im April 2000 veröffentlicht. Sie ist für 12,50
Euro + Porto erhältlich bei: eco-team, Evinger Platz 11,
44339 Dortmund, Tel.: (02 31) 85 55 17, Fax: 85 55 18.
Hier können Sie sich über die
Fortführung des Audit-Prozesses im Berufskolleg Neuss Weingartstraße
informieren.
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