Kleiner Ratgeber Material und Abfall für Schulen: Papier
Der Kleine Ratgeber gibt konkrete Tipps zum Umgang mit den verschiedenen
in der Schule verwendeten Materialien und zur Entsorgung der Abfälle.
Zudem werden umweltpolitische Hintergründe erhellt und Hinweise
auf eine unterrichtliche Einbindung gegeben.
Erklärung
Papier - das sind im Wesentlichen Zellulosefasern, die aus Holz (oder
anderen geeigneten Pflanzen) gewonnen und zu flächenhaften
Gebilden verdichtet werden.
Papier benutzen wir (auch in der Schule) für ganz unterschiedliche
Zwecke:
- Bücher, Broschüren, Zeitungen, Zeitschriften, Kataloge
und Prospekte werden auf Papier gedruckt.
- Druck- und Kopierpapier sowie Schreibhefte und Schreibblätter
werden in der Schule bedruckt bzw. beschrieben. Dabei sind
an Druck- und Kopierpapiere, die maschinell verarbeitet
werden, höhere Anforderungen zu stellen (u.a. mechanische
Belastbarkeit).
- Viele weitere Büromaterialien und Ordnungsmittel können
aus Papier bestehen, so z.B. Hefter, Stehordner, Ablagen oder Briefumschläge.
- Papier - bzw. Pappe - wird als Verpackungsmaterial eingesetzt.
Pappe stellt dabei den Hauptanteil, aber im Schulmüll finden
sich auch Papiertüten vom Bäcker oder der Cafeteria. Weitere
Verpackungen enthalten Papier im Verbund mit weiteren
Materialien (Milchkartons, Saftpäckchen
- siehe Leichtverpackungen).
- Schließlich sind noch Hygienepapiere zu nennen, wobei sich insbesondere
Zellstofftaschentücher in größerer Zahl im schulischen
Müll wiederfinden können.
Bedeutung
Papier spielt in der Material- und Abfallwirtschaft
von Schulen eine bedeutsame Rolle, denn es wird in großen
Mengen verbraucht...
- Etwa 22,6 Mio t Papier wurden 2006 in Deutschland hergestellt bzw.
abgesetzt, bei steigender Tendenz.
Der Verbrauch pro Kopf lag 2006 bei 253 kg
pro Einwohner (das gibt aber nicht den persönlichen Verbrauch
im Haushalt wieder, sondern umfasst auch die Verbräuche
in Industrie, Verwaltung etc.). (Papier + Technik 2007)
- Knapp die Hälfte davon sind grafische Papiere (Zeitungen, Bücher,
Kopier- und Schreibpapier). Gut 40% werden für Verpackungen
eingesetzt. Hygienepapiere sowie diverse Spezialpapiere
machen jeweils 5-6% des deutschen Papierverbrauchs aus
(Karl 2008).
...und es steht beispielhaft für weltweite Umweltzerstörungen,
die wir in den Industrieländern durch einen bedenkenlosen Konsum
verursachen:
- Der wichtigste Papierrohstoff ist Zellstoff; dieser wird aus Holz
gewonnen (bzw. aus Altpapier, siehe weiter unten). Jeder
fünfte
weltweit gefällte Baum
wird zu Zellstoff verarbeitet. Jeder Bundesbürger verbraucht jährlich
ca. 320 kg Holz alleine in Form von Papierprodukten (urgewald
e.V./ARA/Forum für Umwelt und Entwicklung 2006). Dieses Holz wird
bei weitem nicht nur aus einer nachhaltigen (umwelt- und
sozialverträglichen)
Forstwirtschaft gewonnen; vielmehr werden boreale Urwälder
u.a. in Kanada und Russland für die Zellstoffindustrie
abgeholzt, bzw. tropische Regenwälder werden vernichtet,
um Plantagen mit schnell wachsenden Bäumen für die Zellstoffindustrie
anzulegen. Diese Praktiken bedrohen die Vielfalt des Lebens
auf der Erde, sie zerstören die Lebensgrundlage und die
kulturelle Identität der in den Wäldern wohnenden Menschen,
und sie führen zu einer enormen Freisetzung an Kohlendioxid,
das vormals in den Bäumen und im Waldboden gebunden war
(siehe Seite Bäume, Wälder und
Klimaschutz ).
- Holz besteht nur etwa zur Hälfte seiner Trockenmasse aus
Zellulose. Der andere Hauptbestandteil - das Lignin - wird
auf chemischem Wege aufgelöst und entfernt. Das ist mit
einem hohen Wasserverbrauch verbunden und führt zur Produktion
von belastetem Abwasser bzw. von Abfällen.
- Zudem ist die Papierherstellung mit einem hohen Energieverbrauch
verbunden.
Sammlung und Entsorgung
Papier ist ein wertvoller Rohstoff - auch nach dem Gebrauch. Altpapier-
insbesondere in guter Qualität - ist ein
gefragter (Sekundär-)Rohstoff, u.a. weil
- viel Papier verbraucht wird
- die Preise für Zellstoff hoch sind
- die Papierindustrie ausgelastet ist
- die Recyclingtechnologie ausgereift ist
- das Recycling umweltpolitisch gestärkt wird
- Nachfrage aus dem Ausland besteht.
Papier wird daher in Deutschland flächendeckend getrennt vom Restmüll
gesammelt. Dennoch enthält der Restmüll noch ca. 10% Papier
(in Schulen kann der Anteil deutlich höher sein), daraus
entsteht bei der Abfallverbrennung u.a. Kohlendioxid (siehe
Restmüll und Indikatoren
Abfall).
Deutschland ist bereits relativ gut in der Sammlung und Verwendung von
Recyclingpapier:
- Verwertung: Über 15 Mio t Altpapier wurden hier 2006
wieder in der Papierindustrie eingesetzt - das sind 67%
des Faserrohstoffs.
- Sammlung: Hier sind wir noch erfolgreicher; wir
sammeln ca. 79% des verbrauchten Papiers wieder ein.
Deutschland exportiert daher Altpapier
und importiert mehr Zellstoff als nötig wäre.
Kartonagen/Verpackungen werden fast ausschließlich
aus Altpapier hergestellt. Bei der Produktion grafischer
Papiere werden hingegen nur knapp 50% Altpapier eingesetzt
(überwiegend für Zeitungen). Besonders
gering ist der Altpapieranteil bei Schreib-, Druck- und Kopierpapier
- also bei den Papiersorten, die für
Schulen relevant sind. Nur ca. 9% aller Hefte sind aus Recyclingpapier.
(Papier + Technik 2007 sowie Karl 2008)
Recyclingpapier leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz: „Würde
Deutschland ausschließlich Recyclingprodukte als Büro- und
Kopierpapier verwenden, ließen sich jährlich rund 146.000
Tonnen CO2-Emissionen einsparen“, sagte Franz Winterer,
Sprecher der Initiative Pro Recyclingpapier. (Initiative Pro Recyclingpapier
2007) Daher könnten und
sollten Schulen den Einsatz an Recyclingpapier nach Möglichkeit
erhöhen.
Tipps für Schulen
Eigentlich ist es ganz einfach:
1. Gehen Sie sparsam mit Papier um!
- Kopieren und drucken Sie nur soviel
wie nötig.
- Nutzen Sie die Rückseiten (viele moderne Kopierer
und Drucker bieten Optionen zum doppelseitigen Ausdrucken
an).
- Verkleinern Sie, wo möglich, Ausdrucke (zwei Seiten
auf eine; auch das leisten moderne Drucker und Kopierer
normalerweise auf Knopfdruck).
2. Verwenden Sie Recyclingpapier, wo immer das möglich
ist!
Nur wenn Recyclingpapier gekauft wird, hat das Sammeln von Altpapier
(siehe Nr. 3) auch einen Sinn!
Es gibt Recyclingprodukte
für nahezu alle Verwendungszwecke von Papier: Vom Schulheft
bis zum Briefumschlag, vom Kaffeefilter bis zum Toilettenpapier.
Dazu gehört auch Druck- bzw. Kopierpapier in allen
Qualitätsklassen!
- Da die meisten deutschen Schulen über die Städte
bzw. Landkreise bewirtschaftet werden, müssen Sie voraussichtlich
zunächst
die Beschaffungsstelle beim Schulträger überzeugen, wenn
Sie Büro-
und Kopierpapier auf Recycling umstellen wollen. Richten Sie
sich darauf ein, dass das langwierig und mühsam sein kann! Die
Landeshauptstadt Düsseldorf hat z.B. eine Dienstanweisung
erlassen, nach der seit dem 1.1.2009 für den internen Schriftverkehr
Recyclingpapier mit dem Blauen Engel verwendet werden soll - das schließt den Unterrichtsbedarf von Schulen mit ein. Begleitet wurde dies durch einen Informationsbrief (PDF).
- Auch Schülermaterialien wir Hefte oder
Schreibpapier gibt es in Recyclingqualität - allerdings
nicht in jedem Laden und auch oftmals nicht so günstig
wie "weißes" Papier. Um dieses Problem zu lösen,
könnten
Sie eine Schülerfirma aufbauen,
die umweltgerechte Schulmaterialien verkauft. Im Rahmen
der Bildung
für nachhaltige Entwicklung spielt dieses Organisationsmodell
eine besondere
Rolle, weil es die Ökonomie nutzt, um ökologische (oder
soziale) Ziele zu ereichen. Ihre
Schüler können dabei Kompetenzen erwerben,
die ihnen auch im späteren Leben nutzen.
- Orientieren Sie sich beim Papierkauf an dem Umweltzeichen "Blauer
Engel", der vom Umweltbundesamt für besonders umweltfreundliche
Produkte aus Recyclingpapier verliehen wird. Gleichzeitig
garantiert der Blaue Engel volle technische Nutzbarkeit
z.B. auch auf modernen Druckern und Kopierern.
- Greifen Sie auf externe Hilfe zurück!
In nahezu allen Bundesländern
gibt es Initiativen, welche die Nutzung von Recyclingpapier
propagieren und Sie gerne unterstützen werden (siehe Quellen).
3. Sammeln Sie hochwertiges Altpapier!
Die Getrenntsammlung von Altpapier sollte
Standard
in allen Schulen sein, denn sie entlastet die Umwelt und
spart Abfallgebühren.
- Werben Sie für die Getrenntsammlung und sorgen Sie damit
dafür, dass
in die Altpapierbehälter auch wirklich nur Altpapier eingeworfen
wird.
- Sorgen Sie dafür, dass das in den Klassen getrennt gesammelte
Papier auch in die richtige Sammeltonne gelangt (und nicht
z.B. von den Reinigungskräften mit anderen Abfallfraktionen
gemischt wird).
Ist Recyclingpapier zu teuer?
Noch ein Hinweis zu den Kosten: Für 500 Blatt einfaches Kopierpapier
bezahlt man im Versandhandel (je nach Händler, Papiersorte,
Einkaufsvolumen und aktueller Marktlage) beispielsweise
zwischen 3,00 und 5,00 Euro. 5,00 Euro entsprechen einem Preis von
1 Ct pro Blatt. Wenn man die Anschaffung und Wartung des
Kopierers, den Toner und den Stromverbrauch mit einbezieht,
kommt man aber z.B. auf einen Gesamtpreis von 10 Ct pro Kopie
(das hängt wiederum sehr stark von diversen Faktoren ab wie
z.B. Art des Gerätes, Anzahl der Kopien, einfarbige vs. mehrfarbige
Kopie etc.).
Je nach Händler kann Recyclingpapier teurer sein als die billigste Sorte
an "weißem" Papier. Nehmen wir an, Sie würden Mehrkosten
von 1,00 € pro 500 Blatt akzeptieren - das wären dann 0,2
Ct pro Kopie bzw. 2% Ihrer Kopierkosten. Wenn Sie sparsam
(z.B. auch doppelseitig oder mit Verkleinerung) kopieren,
haben Sie diese Mehrkosten rasch wieder eingespielt.
Wenn Sie unter mehreren Händlern auswählen, werden Sie vermutlich auch
sehr preisgünstiges Recyclingpapier finden.
Fachbezüge
- Geografie: Boreale Urwälder, tropische Regenwälder
- Biologie: Bäume, Holz, Ökosystem Wald
- Kl. 5/6: Samenpflanzen in ihrer Umwelt
- Lebensgemeinschaft Wald, Einfluss des Menschen
- Kl. 9/10: Ökologie – Mensch
und Umwelt: Folgen menschlicher Eingriffe, Schutz
und Erhaltung von Ökosystemen
- Technik: Papierherstellung und Papierindustrie
- Sozialkunde, Religion, Philosophie: Leitbild nachhaltige Entwicklung
Quellen
- Thomé-Kozmiensky, Karl J. (2005): Problemfelder der Abfallwirtschaft
bis 2020. In. Müllmagazin 3 (2005) S. 8-23
- Statistisches Bundesamt 2008: Pressemitteilung des Statistischen
Bundesamtes Nr. 120 vom 18.3.2008
- Initiative Pro Recyclingpapier (o.J.): Klimaschutz beginnt beim Papier.
Online-Dokument, URL: www.papiernetz.de/docs/Klimaschutz_beginnt_beim_Papier.pdf;
zuletzt überprüft: 8.5.2008
- Initiative Pro Recyclingpapier (2007)
: Mehr Klimaschutz mit Recyclingpapier.
Online-Dokument, URL: www.papiernetz.de/index.php?page_id=248;
zuletzt überprüft: 8.5.2007
- urgewald e.V./ARA/Forum für Umwelt und Entwicklung (2006): Alternativer
Waldschadensbericht 2006, S. 30
- Papier + Technik 7 (2007): Verblüffende Zahlen. Online-Dokument,
URL: www.papierundtechnik.de/pt/live/archiv/artikel/detail/31083842.html;
zuletzt überprüft: 8.5.2008
- Karl, Meike-Christine (2008): Papierkoffer - Das Blatt wenden! Abschlussbericht
2007. Eine Welt Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.).
Online-Dokument; URL: www.eine-welt-mv.de/download/PapierkofferAbschlussbericht2007.pdf;
Dokument offline, Zahlenangaben dort mit Rückgriff
auf Robin Wood, Angelika Krumm und den vdp-Leistungsbericht
2006
- Unter dem Titel "Der Tempo-Krieg" berichtet die Zeitschrift Regenwald
Report 1 (2006) darüber, wie Indianer in Brasilien aus
ihrem angestammten Territorium vertrieben werden, weil
die Plantagen-Firma Aracruz dort Eukalyptusplantagen für
die Zellstoffproduktion anlegen will. Wir brauchen diesen
Zellstoff - u.a. für Papiertaschentücher.
- Lehrmaterial
der ANU zum Thema Papier
- Papierverbrauch
am Comenius-Gymnasium Düsseldorf
- Papierprojekt der Paulusschule Düsseldorf (Katholische Grundschule)
- Weitere Praxisbeispiele aus Schulen sowie Lehrmaterialien finden
Sie über die Hauptseite Abfall.
- www.treffpunkt-recyclingpapier.de/:
Das Portal bündelt mehrere Kampagnen für einen stärkeren
Einsatz von Recyclingpapier. Im Zentrum steht die Initiative
2000+ für Schulmaterialien aus Recyclingpapier; weitere
Initiativen sind verlinkt Herausgeber der Website ist urgewald
- Kampagne für
den Regenwald.
- www.robinwood.de/german/papier/neu/index.htm:
Die Umweltorganisation Robin Wood informiert über die weltweiten
Auswirkungen unseres Papierkonsums und wirbt u.a. für einen
sparsamen Umgang mit Papier sowie für die Verwendung von
Recyclingpapier. Dort gibt es u.a. auch das Memorandum zur nachhaltigen
Umgang mit Papier.
- www.papierkoffer.de/: Das Projekt "Papierkoffer - das Blatt wenden" setzt sich
in Schulen von Mecklenburg-Vorpommern für die Verwendung von Recyclingpapier
ein, um damit die Wälder weltweit zu schonen.
- www.papiernetz.de/:
Was ist Recyclingpapier? Welche Qualität hat es? Welche Sorten
gibt es für welche Einsatzzwecke? Welche Argumente sprechen für
die Verwendung von Recyclingpapaier? Die Seite Papiernetz
gibt Antworten. Ein Informationsdienst der Initiative Pro
Recyclingpapier.
- www.direktrecycling.de/:
Ein Beispiel für Recycling: Einseitig bedrucktes
Papier neu verklebt zu Briefumschlägen. Der kürzeste
Weg also. Kommerzielle Präsentation des Herstellers.
- www.papieratlas.de/:
Der "Papieratlas für Deutschland" zeigt, wie viel
und was für Papier die deutschen Großstädte (Städte über
100.000 Einwohner) verbrauchen. Die Städte können z.B.
einfach über eine Karte gefunden werden. Mit einem "Nachhaltigkeitsrechner"
können die Umweltvorteile einer Umstellung auf Recyclingpapier
ermittelt werden. Eine Initiative der Initiative Pro Recyclingpapier
mit dem Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Deutschen
Städtetag.
- Zu viel Frischfasern für Küchenrolle, Taschentücher und Co. - Öko-Versprechen bei Hygienepapier nicht immer trauen (Eine Information der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen).
- www.initiative-papier.de/index.php?page_id=270: 9-minütiger Videoclip zum Thema Recyclingpapier
Klimadetektive
ist ein Projekt des Umweltbüro Nord e.V. (www.umweltschulen.de/umweltbuero/).
Förderer und Partner der Klimadetektive