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Unesco-Dekade

Land unter... Hochwasser und Umweltbildung

Schritt 2 - Die Puffersysteme laufen über

Gliederung dieser Seite

Die natürlichen "Puffer", die normalerweise Niederschläge zwischenspeichern, gelangen rasch an ihre Aufnahmegrenze; das überschüssige Wasser fließt dann unverzüglich weiter in die Gewässer bzw. ins Grundwasser. Das ist völlig normal und Voraussetzung für die Grundwasserneubildung bzw. den Bestand von Gewässern.

Details

Pflanzenbewuchs

Der Pflanzenbewuchs, der Boden und das Geländeprofil bilden natürliche Speicher, die kurzfristig Wasser aufnehmen und dies erst allmählich wieder abgeben. Solange ihre Aufnahmekapazität noch nicht erschöpft ist, sorgen sie dafür, dass auch nach heftigen Regenschauern das Niederschlagswasser nur allmählich in die Vorfluter (=Gewässer) gelangt.

Zuerst bleiben Regentropfen an Pflanzen hängen - auf einer Wiese ca. 2 l/m², im Wald bis zu 5 l/m². Durch Waldschäden (weniger Blätter in den Baumkronen) wird diese Menge herabgesetzt. Ein Teil dieses Wassers verdunstet wieder; wenn es nur ganz schwach geregnet hat, gelangt deshalb gar kein Wasser in den Boden.

Boden

Regnet es weiter, so gelangt Wasser in den Boden, der es wie ein Schwamm aufsaugt.

Die Aufnahmekapazität des Bodens ist sehr unterschiedlich. Sandige oder steinige Böden nehmen weniger Wasser auf als lockere humusreiche Böden. Gefrorener Boden nimmt kaum Wasser auf. Bei Ackerflächen wird das Speichervermögen auch von der Art der Bodenbearbeitung mitbestimmt. Intensive Landwirtschaft kann mit einer deutlichen Verringerung der Wasserspeicherung im Boden verbunden sein, so etwa wenn ehemalige Auen oder Feuchtwiesen als Ackerfläche bzw. Intensivgrünland genutzt und dazu entwässert werden.

Auch die konkrete Bodenbearbeitung spielt eine Rolle. Bei der so genannten Mulchsaat-Technik verbleiben Ernterückstände auf dem Feld (statt untergepflügt zu werden). Nach einer Studie der DBU führt dies zu mehr Bodenorganismen, einer stabileren Bodenstruktur und einer größeren Fähigkeit zur Wasseraufnahme. In einen derart bearbeiteten Böden dringen bis zu 90 Prozent der Niederschläge ein, beim gepflügten Boden lediglich 50 Prozent.

Auch der Wald (Pflanzen und Boden) ist ein guter Wasserspeicher. Dort wo Wälder krank sind, verringert sich u.a. auch ihre Fähigkeit zur Wasserspeicherung.

Dort, wo Boden versiegelt ist, kann er ebenfalls kein Wasser aufnehmen, das Niederschlagswasser wird dann meist über die Kanalisation abgeleitet; der Grundstückseigentümer muss dafür eine Regenwassereinleitungsgebühr bezahlen. Allerdings gibt es auch hierzu Alternativen; das Wasser von Flächen, die versiegelt sein müssen (z.B. Feuerwehrzufahrt zum Schulhof), kann z.B. auf den benachbarten Boden geleitet werden und dort versickern (z.B. Mulden-Rigolen-Systeme; eine Rigole ist ein mit Kies gefüllter Graben).

Boden ist eine Ressource, die nur begrenzt zur Verfügung steht und die sich nur innerhalb sehr langer Zeiträume regenerieren kann.

Obwohl diese immense Bedeutung des Bodens (neben seinen vielen anderen lebensspendenden Funktionen) bekannt ist, gehen die Menschen mit dieser Ressource nicht gerade sparsam um. 1993 waren bereits 11,5% der Fläche der Bundesrepublik Deutschland "verbraucht" (d.h. in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt); zur Jahrtausendwende werden hier täglich 130 ha Boden verbraucht . Nachdem z.B. der Schutz von Tier- und Pflanzenarten, von Gewässern sowie die Reinhaltung der Luft schon lange Bestandteil der Umweltpolitik sind, hat erst die rot-grüne Bundesregierung einen Bodenschutzbericht vorgelegt (verabschiedet vom Bundeskabinett am 19. 6. 2002; siehe Service). Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland ist es, den täglichen Verbrauch an Boden bis zum Jahr 2020 auf 30 ha zu senken. (Wirklich nachhaltig wäre allerdings erst eine Wirtschaftsweise, die keinen neuen Verbrauch von Boden mehr bewirkt!)

Dieser Bodenverbrauch ist kein unabwendbares Schicksal, er vollzieht sich vielmehr in einem fest definierten gesetzlichen Rahmen. So ist für Bauvorhaben wie die Errichtung eines neuen Wohn- oder Gewerbegebietes eine Bauleitplanung nach Baugesetzbuch durchzuführen (Aufstellung von Flächennutzungsplänen, Bebauungsplänen sowie Vorhaben- und Erschließungsplänen). Für die Errichtung von Bundesfernstraßen ist ein Planfeststellungsverfahren nach dem Bundesfernstraßengesetz erforderlich. Diese Verfahren dienen dazu, Pro und Contra der Vorhaben abzuwägen und das Vorhaben so zu optimieren, dass negative Auswirkungen (z.B. für Anwohner oder für die Umwelt) möglichst gering gehalten werden. Zu diesem Zweck wird eine Bürgerbeteiligung durchgeführt, d.h. die Planungsunterlagen werden Interessenten zugänglich gemacht, und diese haben die Möglichkeit, Einwendungen gegen das Vorhaben vorzubringen, die in der Regel das Vorhaben nicht verhindern, aber tatsächlich zu sinnvollen Korrekturen führen können. Auf diese außerordentlich umfangreiche Materie kann hier nur hingewiesen werden; nützliche Quellen zur Einarbeitung und Vertiefung sind im Service aufgelistet.

Auch die Landwirtschaft hat - insbesondere mit der "Flurbereinigung" - ihren Anteil daran, dass der Boden nicht mehr so viel Wasser speichert. So wurden Auen und Feuchtstandorte beseitigt, Niedermoore entwässert und der Boden wird durch schwere Technik verdichtet. Je leistungsfähiger die Landmaschinen sind, um so schwerer sind sie und um so mehr Arbeitskräfte können "eingespart" werden.

Ca. 30% von Deutschland sind von Wald bedeckt. Wenn in Folge von Waldschäden der Boden an Humus verliert, sinkt seine Speicherkapazität für Wasser.

Gelände

Wenn auch die Aufnahmekapazität des Bodens ausgeschöpft ist, dann läuft das Wasser ab, bildet Pfützen, Rinnsale etc. bis es in die Gewässer gelangt. Es leuchtet ein, dass ein flaches Gelände dabei deutlich mehr Wasser in Form zwischenspeichern kann als ein steiler Gebirgshang.

Fragen und Aufgaben für die Umweltbildung

  • Wie funktioniert eigentlich ein Puffer (in der Chemie) und wie kann dieses Modell auf die hier angesprochenen natürlichen Wasserspeicher übertragen werden?
  • Wodurch ist der Wasserpuffer Boden in Deutschland gefährdet? (Hier sollten insbesondere die Versiegelung sowie die Bodendegradation auf landwirtschaftlichen Nutzflächen berücksichtigt werden.) Wie "funktionieren" diese Gefährdungen, d.h. wer verursacht sie (warum, wer ist Nutznießer davon), welche konkreten Folgen haben sie für den Wasserkreislauf? Wie greift der Staat ein?
  • Wie hat sich der Heimatort der Schüler / der Standort der Schule im Laufe seiner Geschichte entwickelt? Welche Siedlungs- oder Gewerbegebiete wurden z.B. im Laufe der letzten 100-200 Jahre neu erschlossen, wie sind diese Flächen zuvor genutzt worden? (Auswertung von Archivunterlagen, z.B. von alten Stadtplänen; soweit noch möglich, Befragung von Zeitzeugen). Welche Spuren deuten heute noch auf diese menschliche Tätigkeit hin (mehrer hundert Jahre in die Vergangenheit lassen z.B. Ortsnamen auf die Endung "-rode" im Harz blicken).
  • Wie wird / soll sich der Heimatort weiter entwickeln? Sind bereits neue Wohn- oder Gewerbegebiete "auf der grünen Wiese" ausgewiesen? Oder werden z.B. verstärkt "Baulücken" genutzt, um neue Häuser zu errichten? Wie wird die Flächennutzung in der Kommune eigentlich organisiert? Was ist ein Flächennutzungsplan oder ein Bauplan, welche Behörden sind zuständig? Wie können sich Bürger an diesen Planungsprozessen beteiligen und dazu beitragen, dass die Umweltbelastungen in Grenzen gehalten werden?
  • Wie geht die Landwirtschaft mit dem Boden um? Wie wird Bodenqualität gemessen / beurteilt? Welche Böden gibt es am Heimatort und wie werden diese landwirtschaftlich genutzt? Welche Verluste an Bodenqualität gibt es durch Verdichtung (schwere Maschinen), durch Wind- und Wassererosion oder durch das Aufbringen von Chemikalien? Wie können diese Verluste vermieden werden? Ist Ökolandbau in dieser Hinsicht besser?
  • Das Stichwort "Waldsterben" ist nicht mehr in den Schlagzeilen, aber: Wie geht es denn dem Wald? In Deutschland, im Bundesland, im Heimatort.

Handlungsoptionen für Schulen

Jeder, der über Grund und Boden verfügt, kann kleine Puffersysteme aufbauen, die Wasser speichern. Gerade für Schulen mit ihren oft recht großen Grundstücksflächen lohnt sich das; sie können

  • Schulhöfe, Fassaden und Dächer begrünen,
  • asphaltierte oder betonierte Flächen, die nicht benötigt werden, aufbrechen (entsiegeln),
  • dort, wo aus Gründen der Standfestigkeit und Befahrbarkeit ein fester Untergrund notwendig ist (z.B. Feuerwehrzufahrt, Parkplatz) wasserdurchlässige Beläge wie z.B. Fugenpflaster oder Rasengittersteine einbauen,
  • wasserundurchlässige Flächen so gestalten, dass das Wasser von ihnen nicht in die Kanalisation einläuft sondern neben diesen Flächen im Boden versickern kann
  • Regenwasser auffangen, speichern und als Brauchwasser verwenden - auch dann gelangt es erst zeitversetzt in die Vorfluter.

Das ist alles mit unendlich viel Mühe verbunden (u.a. auch deshalb, weil Schulen keine autonomen Grundstückseigentümer sind) und viele dieser Schritte kosten richtig Geld. Der Gewinn besteht - neben einem kleinen Beitrag zum Hochwasserschutz - in einer verbesserten Lebensqualität, und wer Regenwasser nicht mehr in die Kanalisation einleitet, kann leicht mehrere tausend Euro an Einleitungsgebühren pro Jahr sparen!

Daneben können auch Lehrende und Lernende ihre Bürgerrechte geltend machen, wenn sie von Bauvorhaben betroffen sind, bei denen z.B. Boden versiegelt wird. Sie können im Zuge der Bauleitplanung Widerspruch einlegen (was allerdings viel Zeit und Kraft zur Einarbeitung in die Materie erfordert) oder einen von Bürgerinitiativen bzw. Umweltverbänden ausgearbeiteten Widerspruch unterstützen.

An dieser Stelle wird es erforderlich, als (Umwelt-)Lehrender das eigene Arbeitsverständnis zu reflektieren! Ist es zulässig und wenn ja: Welche Chancen und Risiken birgt es, sich in eine umweltpolitische Diskussion einzuklinken? Kann eine Bürgerinitiative, die sich auf eine konfliktreiche Auseinandersetzung konzentriert, ein geeigneter Partner für eine Schule sein? Wie kann vermieden werden, dass (zumal minderjährige) Lernende für irgendwelche Kampagnen instrumentalisiert werden? Um einer falschen Scheu vorzubeugen, sei betont, dass derjenige, der sich mit einem Widerspruch an einem öffentlichen Verfahren beteiligt, damit keinen subversiven Akt begeht, sondern nur genauso seine verfassungsmäßigen Bürgerrechte nutzt wie derjenige, der wählen geht.

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Service

Bodenschutz - Grundlagen, Informationen für Schulen

  • Grundlagen, Aktionshinweise für Schulen und diverses weiterführendes Material finden Sie im Arbeitsbereich Boden auf umweltschulen.de.

Wasser, Gewässer, Gewässerschutz

  • Grundlagen, Aktionshinweise für Schulen und diverses weiterführendes Material finden Sie im Arbeitsbereich Wasser auf umweltschulen.de.