Bus und Bahn als umweltfreundliche Verkehrsmittel kennen lernen. Eigene Ansprüche an diese Verkehrsmittel erkennen und artikulieren. Veränderungen initiieren.
Klassenstufe 7/8 (eventuell auch schon 5/6)
II (mittel)
2 Projekttage oder 10-14 Unterrichtsstunden
In der Vorbereitung sollten Sie die weiter unten skizzierten Ziele für Ihre Klasse konkretisieren und entsprechend angepasste Arbeitsbögen herstellen.
Die Schüler benötigen wetterfeste Kleidung und Schreibzeug (incl. stabile Schreibunterlage), Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs sowie geeignetes Kartenmaterial (Stadtplan, Wanderkarte oder Messtischblatt).
Sie benötigen Fotoapparate (möglichst Digitalkameras, ggf. auch Fotohandys) und eine Möglichkeit, die Fotos rasch in einer brauchbaren Qualität verfügbar zu machen (z.B. Computer mit Farbdrucker oder mit Beamer).
Die Sicherheit der Schüler im Straßenverkehr muss wie auch allen Exkursionen gewährleistet werden. Entsprechend der Anzahl und dem Alter der Schüler müssen zusätzliche Betreuer mitarbeiten.
Es bietet sich an, diese Lehreinheit parallel zur Untersuchung der Rad- und Fußwege durchzuführen (siehe Naturschutz für Drahtesel bzw. Auf Schusters Rappen).
Versuchen Sie, die Verkehrsbetriebe gleich von Anfang an als Partner zu gewinnen! Die Verkehrsbetriebe können z.B. Freifahrscheine bereitstellen - und sie sind ein wichtiger Adressat für die Projektergebnisse.
Im Rahmen dieser Lehreinheit sollen Schüler ihre eigene Situation als Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) untersuchen, Probleme aufdecken und - im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten - Lösungen initiieren. Sie als Lehrer können weitere Schwerpunkte setzen, etwa um die Kenntnis vom ÖPNV-Angebot zu verbessern oder die Sicherheit Ihrer Schüler als Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.
Einstimmung: Zur Einstimmung erzählen sich die Schüler persönliche Erlebnisse mit Bus und Bahn. Geben Sie ihnen zunächst 3-5 Minuten Zeit, sich still auf ein Thema zu besinnen und Stichpunkte zu notieren. Dann werden per Zufall Paare gebildet, die sich gegenseitig ihr Erlebnis vortragen. In einem dritten Schritt werden Gruppen zu 4-5 Schülern gebildet, in denen noch einmal jeder sein Erlebnis vorstellt.
Stellen Sie nun Ziele und Ablauf der Projekttage vor!
Lassen Sie Ihre Schüler dann nach Sympathie oder nach Interesse Gruppen bilden, weisen Sie den Gruppen ggf. Betreuer zu und verteilen Sie die Aufgaben!
Bevor Sie Ihre Schüler zur Erkundung schicken, weisen Sie sie in ein sicheres Verhalten im Straßenverkehr ein! Zudem müssen Sie die Testfahrten entsprechend Ihrem örtlichen ÖPNV-Fahrplan und dem Aktionsradius Ihrer Schüler sinnvoll strukturieren. Grundprinzip sollte sein, dass solche Strecken untersucht werden, die für die Schüler eine hohe Relevanz haben. Dies sind in erster Linie die täglichen Schulwege, hinzu kommen eventuell die Wege zu wichtigen Freizeittreffs. Passen Sie die Formulierungen im Arbeitsbogen bei Bedarf an Ihre konkrete Situation an!
Arbeitsbogen Bus und Bahn - Erkundung Unternehmt eine Testfahrt auf der Strecke, auf der ihr täglich zur Schule kommt, um Bus und Bahn zu überprüfen. Überprüft mehrere Haltestellen! Stopp! Bevor ihr losfahrt, durchdenkt euch die folgenden Aufgaben gründlich!
Schreibt alles ganz genau auf: Was ist wo nicht in Ordnung? Fertigt Fotos von typischen Situationen an! Nun geht es los. Achtet auf eure eigene Sicherheit als Verkehrsteilnehmer! Kommt bis ..... Uhr wieder zur Schule zurück! |
Wenn alle Gruppen wieder zurückgekehrt sind, versammeln Sie die Schüler im Kreis. In einem Blitzlicht sollen sie reihum mit kurzen Statements ihre persönlichen Eindrücke von ihrer Erkundung zusammenfassen. Es spricht immer nur ein Schüler, die Statements werden nicht kommentiert.
Der zweite Projekttag beginnt damit, dass die Schüler in den Kleingruppen ihre Erkundungsergebnisse auswerten. Aufgaben dafür enthält der Arbeitsbogen.
Arbeitsbogen Bus und Bahn - Auswertung Sprecht miteinander über die nachfolgenden Fragen! Schreibt alles Wichtige in Stichpunkten auf! Wenn einige von euch Bus und Bahn nicht benutzen, können sie trotzdem mitarbeiten. A) Bus und Bahn allgemein
B) Bus und Bahn auf dem Schulweg
C) Bus und Bahn in der Freizeit
D) Konsequenzen
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Wenn die Aufträge erledigt sind, versammeln sich die Schüler wieder im Klassenverband und stellen ihre Erkenntnisse, Meinungen und Ideen vor. Sie sollten dabei möglichst ihre Fotos mit verwenden - diese müssten also zuvor ausgewählt und ausgedruckt oder per Beamer gezeigt werden.
Helfen Sie Ihren Schülern nun, im Plenum die Aussagen der einzelnen Gruppen zusammenzufassen!
Ihre Schüler können "Hitlisten" der wichtigsten Kritikpunkte und der wichtigsten Veränderungswünsche aufstellen. Dazu sammeln Sie die Aussagen der Schüler an der Tafel. Wenn die Sammlung abgeschlossen ist, kann jeder drei Punkte verteilen und somit die für ihn wichtigsten Aussagen markieren. Dieses Verfahren ist demokratisch und liefert ein für Ihre Klasse repräsentatives Ergebnis.
Sie können auch "Entscheidungstorten" erarbeiten. Dabei werden wichtige Aussagen zu einem Thema (z.B. Kritik) als Kreisdiagramm dargestellt, und die Größe der Kreissegmente veranschaulicht die Prioritäten. Wenn Sie diese Entscheidungstorten gemeinsam mit Ihrer Klasse an der Tafel erarbeiten, können Sie gezielt den Meinungsaustausch zwischen den einzelnen Kleingruppen anregen.
Die zentralen Ergebnisse, die nun vorliegen, müssen nun eventuell noch detaillierter ausformuliert und argumentativ begründet werden. Dazu können Sie noch einmal Kleingruppen bilden und jede dieser Gruppe an einer Aussage feilen lassen.
Wirken Sie darauf hin, dass vielfältige und differenzierte Aussagen zustande kommen! Pauschale Behauptungen („Es gibt zu wenig Busse.“) können von den Verantwortlichen leicht abgewiesen werden. (Also: Auf welchen Strecken, an welchen Wochentagen und zu welchen Uhrzeiten fahren zu wenige Busse?)
Um das Gelernte zu verarbeiten und um praktische Veränderungen zu initiieren, können Ihre Schüler nun
Einfluss auf die Verkehrsbetriebe zu nehmen, die vor allem wirtschaftlich arbeiten müssen, ist für Schüler natürlich extrem schwer. Auch auf der Ebene der Wünsche und Forderungen sollten sich Ihre Schüler daher möglichst mehrere Optionen offen halten. Wenn sie z.B. bei Wind und Wetter lange auf den Bus warten müssen, lässt sich eventuell Abhilfe schaffen, indem das Bushäuschen instand gesetzt wird, indem Fahrpläne und Stundenpläne besser aufeinander abgestimmt werden oder indem attraktive Aufenthaltsräume im Schulgebäude eröffnet werden. Andererseits zeigen Recherchen des VCD (siehe Literatur), dass tatsächlich auch im Nahverkehr der Kunde König sein kann.
In Düsseldorf haben Schüler bei ihren Umweltprojekten festgestellt, dass Lehrer teilweise kostengünstiger Bus&Bahn fahren als die Schüler. Nachdem das öffentlich gemacht wurde, hat die Stadt die ein besonders günstiges "Schoko-Tickets" für Schüler eingeführt. Andererseits konnten z.B. Schüler einer Düsseldorfer Berufsschule ihre Vorschlägen zur Umgestaltung einer sehr engen Straßenbahnhaltestelle nicht durchsetzen.
Wenn Sie mit den Verkehrsbetrieben kooperieren wollen, dann treten Sie keinesfalls als Bittsteller auf! Ihr Projekt kann und soll dazu führen, den ÖPNV attraktiver zu machen. Für die Verkehrsbetriebe heißt das, im eigenen Geschäftsinteresse neue Kunden zu gewinnen.
Auch mit einer gezielten Pressearbeit lassen sich Veränderungen unbefriedigender Zustände initiieren.
Das "Komplettprogramm" für einen Umwelt-, Klima-, Nachhaltigkeits-Check finden Sie in der Broschüre "Klimadetektive in der Schule".
Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000
Förderer und Partner der Klimadetektive