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Unesco-Dekade

Wer hat hier einen Vogel? – Nistkästen bauen (Kl. 5-8)

Ziele

Einheimische Vögel kennen lernen und schützen. Im Team gemeinsam ein Problem lösen, verschiedene Lösungen vergleichen und bewerten.

Zielgruppe

Klassenstufe 5-8

Aus Sicht des Biologieunterrichts passt der Nistkastenbau besser zum Lehrstoff der Kl. 5/6. Der Anspruch, selber einen Nistkasten zu entwerfen - so wie weiter unten dargestellt - ist aber erst im Technikunterricht der Kl. 7/8 zu lösen; wenn Sie die Lehreinheit in der Kl. 5/6 durchführen, sollten Sie Ihren Schülern stattdessen Zeichnungen bzw. Modelle vorgeben, die sie dann "nur" nachbauen.

Fachbezug

  • Technik Kl. 7/8 (Herstellen von Gebrauchsgegenständen),
  • Biologie Kl. 7/8 (Verhalten von Tier und Mensch – Fortpflanzung – Nahrungserwerb)
  • Biologie Kl. 5/6 (Wirbeltiere – Vögel)

Das Foto zeigt einen Feldsperling, der auf dem Dach eines Nistkastens aus Holz sitzt.Das Foto zeigt zwei Feldsperlinge, die auf dem Dach eines Nistkastens sitzen.
Auch wenn "nur" Spatzen (hier: Feldsperlinge) einziehen, ist die Beobachtung doch spannend (siehe "Piepshow")

Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand

II (mittel)

Zeitbedarf

8-10 Unterrichtsstunden bzw. 2 Projekttage

Voraussetzungen und Vorbereitung

Viele Tierarten leiden darunter, dass sie in einer vom Menschen geprägten Landschaft nicht mehr genügend Behausungen finden. Mit den hier vorgestellten Nistkästen kann Höhlenbrütern wie Blaumeise, Kohlmeise, Tannenmeise, Sumpfmeise und Haubenmeise, geholfen werden. Auch Feldsperling, Haussperling, Kleiber oder Gartenrotschwanz nehmen die Kästen an.

Als Material dient sägeraues und nicht behandeltes Holz, z.B. Abfallholz aus einer Tischlerei oder einem Sägewerk. Gehobelte Bretter aus dem Baumarkt sind teurer und weniger geeignet. Die verwendeten Bretter sollten eine einheitliche Stärke haben (z.B. 2,5 cm), da sonst die Konstruktion schwieriger wird. Zudem werden Nägel (50 bis 70 mm) sowie – je nach Art der Aufhängung – Ösen, Draht bzw. Lochbleche benötigt.

Als Werkzeug kommen Säge (z.B. Fuchsschwanz) und Hammer, Zange, Raspel, Zollstock und Winkel zum Einsatz. Zum Sägen der Einflugsöffnungen dienen Laubsägen oder eine Bohrmaschine mit Lochkreissäge. Schraubzwingen sind sehr hilfreich und beim Arbeiten mit der Lochkreissäge sogar obligatorisch.

Zum Aufhängen der Kästen sind ein bis zwei Leitern erforderlich.

Zudem werden Schreib- und Zeichenzeug sowie Kopien des Arbeitsbogens und der Abbildung "Detaillösungen für Nistkästen" (Download 600 kB). benötigt.

Das Foto zeigt einen Feldsperling mit einem Zweig im Schnabel, dre auf einen Nistkasten zufliegt. Ein zweiter Sperling schaut aus dem Einflugloch heraus.Das Foto zeigt zwei Feldsperlinge bei der Paarung.
Die Feldsperlinge bauen ihr Nest gemeinsam - und paaren sich zwischendurch.

Durchführung

Einführung (½ Stunde)

Als Einstimmung werden die Vogelarten, denen mit den Nistkästen geholfen werden soll, vorgestellt. Sie können dazu mit Ihrer Klasse in die freie Natur gehen oder die angegebenen Medien nutzen.

Für die weiteren Schritte finden sich die Schüler nach Sympathie in Kleingruppen (jeweils drei bis vier Schüler) zusammen.

Konstruktion (1½ Stunden)

Die einzelnen Gruppen entwerfen technische Zeichnungen und planen den Arbeitsablauf für den Bau. Sie erhalten dazu den Arbeitsbogen und die Abbildung "Detaillösungen für Nistkästen" (Download 600 kB). Die Nistkästen werden in dieser Phase als eine technisch-konstruktive Herausforderung betrachtet, so gilt es u.a. den Kasten vor Regenwasser zu schützen (damit er nicht innerhalb weniger Jahre verrottet), eine stabile Aufhängung zu gewährleisten (Sicherheit!) und eine Öffnung für Reinigungszwecke (s. Abb.) einzubauen.

Technisches Detail: Öffnung für reinigungszwecke (zwei verschiedene Ausführungen)

Nistkästen - Praxisbeispiele

Dieser Nistkasten hängt geschützt unter dem Dach meines Hauses, daher müssen hier keine besonderen Vorkehrungen zum Schutz vor Regen getroffen werden.

Dieser Kasten hängt bereits seit über 15 Jahren an meiner Scheune; das Dach habe ich mit Linoleum (alter Fußbodenbelag) vor Regen geschützt. Die Vorderwand mit dem Einflugloch ist als Schiebetür konstruiert (vgl. Zeichnung oben).

Aufhängung frei im Baum; daher ist hier ein besonders großer Dachüberstand sinnvoll, um den Kasten vor Regen zu schützen. Das Dach ist aus relativ wetterfestem Eschenholz, was dem Kasten eine hohe Lebensdauer beschert.

 

Arbeitsbogen Nistkastenbau

Entwickelt einen Plan, wie ihr aus dem vorhandenen Material einen Nistkasten bauen könnt! Er soll folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Raumbedarf ca. 12 x 12 x 24 cm (Das sind Innenmaße! Bestimmt die Außenmaße aufgrund der Brettstärke!)
  • Einflugloch 30-34 mm im obersten Drittel des Kastens. Wenn der Kasten ausschließlich für die kleinen Meisenarten (Blau-, Tannen-, Hauben- und Sumpfmeise) gedacht ist, bekommt das Einflugloch nur 26 mm Durchmesser!
  • Sicherer Schutz vor Regenwasser: geneigtes Dach, ausreichender Dachüberstand, Fugen zwischen den Brettern möglichst nicht der Wetterseite aussetzen (d.h. durchgehende Rückwand an der Wetterseite), Wasser in Richtung der Holzmaserung ablaufen lassen
  • Schutz vor Zugluft: Vermeidet Ritzen durch exaktes Zuschneiden der Teile!
  • Reinigungsöffnung, die aber nur vom Menschen geöffnet werden kann (Achtung: Plant hier 1-2 mm Fuge ein, damit diese Tür auch bei feuchtem und gequollenem Holz noch zu öffnen ist!)
  • Sichere, stabile Aufhängung (Achtung: Plant hier bereits ein, wie euer Kästen aufgehängt werden soll – an einem Baum oder an einer Hauswand!)
  • Einfacher Bau: möglichst wenige Einzelteile, möglichst wenige Winkel, die nicht 90° aufweisen

Entwerft eine technische Zeichnung!

Zeichnet Schablonen für alle Teile in Originalgröße! Überprüft selbstkritisch, ob die Teile so zusammenpassen, wie ihr euch es gedacht habt!

Notiert, welche Geräte und Materialien ihr braucht!

Bau (2-3 Stunden)

Die Nistkästen werden entsprechend der technischen Zeichnung gebaut. Dazu zwei Tipps:

  • Je nach der Struktur des Holzes kann es vorkommen, dass Nägel seitlich austreten. Wer das verhindern will, kann auf ca. 50% der Nagellänge vorbohren.
  • Beim Umgang mit der Lochkreissäge ist Vorsicht geboten! Zum Sägen des Loches wird das Werkstück mit einer Schraubzwinge fest eingespannt; dabei wird zum Schutz des Tisches ein altes Brett untergelegt. Der Umgang mit der Lochkreissäge erfordert einige Kraft. Lange Haartracht oder weite Kleidungsstücke müssen von dem rotierenden Sägeblatt ferngehalten werden.

Generell sind die beim Werken üblichen Arbeitsschutzvorschriften zu beachten.

Das Foto zeigt zwei Feldsperlinge, die auf einen Nistkasten zufliegen. Einer hat Nistmaterial.Das Foto zeigt einen Feldsperling auf dem Dach seines Nistkastens; im Schnabel hat er eine kleine grüne Raupe.
Die Feldsperlinge bauen weiter an ihrem Nest. Und obwohl sie selber viele Körner fressen, füttern sie ihre Jungen mit Insekten (Eiweiß!).

Diskussion

Geben Sie den Gruppen anschließend die Gelegenheit, die verschiedenen Kästen miteinander zu vergleichen und dabei ihre eigenen technischen Lösungen zu begründen.

Anbringung (1-2 Stunden)

Die Nistkästen werden rechtzeitig vor Beginn der Brutsaison, also spätestens im März, im Freien aufgehängt. Es schadet auch nichts, wenn sie schon im Winter hängen, da sie dann schon als Nachtquartiere dienen können. Ein guter Platz – möglichst auf dem Schulgelände – vereint folgende Eigenschaften:

  • Schutz vor Feinden (Raubtiere und Menschen): Die Kästen werden in zwei bis vier Metern Höhe an einer Hauswand oder frei pendelnd in einem Baum angebracht. Die Anbringung am Baumstamm ist hingegen ungünstig.
  • Sonne und Schatten: Die Kästen sollten von der Morgensonne beschienen werden, aber möglichst nicht den ganzen Tag über der vollen Sonnenstrahlung ausgesetzt sein.
  • Ausrichtung: Die Kästen werden so angebracht, dass die durchgehende Rückwand zur Wetterseite und das Einflugloch nach Süden bis Osten zeigt.
  • Anflugplatz in der Nachbarschaft: Anfliegende Altvögel bzw. ausfliegende Jungvögel benötigen Sitzplätze in der Nähe ihres Kastens. Wenn Kästen an Hauswänden angebracht werden, sollten daher Bäume in der Nähe stehen.

Wenn die Kästen hängen, ist die technische Aufgabe gelöst, aber Ihre Schüler sollten erfahren, was ihre Arbeit bewirkt hat, und die Kästen brauchen Pflege. Sorgen Sie dafür, dass auch die beiden folgenden Schritte abgesichert werden:

Beobachtung (1 Stunde)

Im Frühjahr und im Sommer können die anfliegenden Eltern beobachtet werden. Wer etwas Glück hat, kann sogar den ersten Ausflug der Jungvögel beobachten. Verlegen Sie daher eine (Biologie-)Stunde ins Freie und lassen Sie Ihre Schüler die Vogelwelt auf dem Schulhof erkunden.

Das Foto zeigt einen Feldsperling, der zu seinem Nistkasten fliegt.Das Foto zeigt einen erwachsenen Feldsperling, der am Einflugloch seines Nistkastens ein Junges füttert.
Wenn die Jungen erst einmal geschlüpft sind, haben die Feldsperlinge den ganzen Tag zu tun.

Pflege (2-3 Stunden)

In jedem Herbst nehmen die Schüler die Kästen ab, entleeren sie vorsichtig und untersuchen den Inhalt. Können Sie die Funde eventuell als Anschauungsobjekt für den Biologieunterricht verwenden? Welche Rückschlüsse können auf das Familienleben gezogen werden? Können Sie die Arten ermitteln, die in den Kästen gewohnt haben? War das Brutgeschäft erfolgreich – oder belegen Eier oder tote Jungvögel, dass sich ein Familiendrama abgespielt hat? Was sollten Sie unternehmen, wenn ein Kasten gar nicht bewohnt war?

Altersschwache Kästen werden aus Sicherheitsgründen repariert oder ausgemustert. Alle intakten Kästen werden anschließend wieder aufgehängt.

Erfahrungen und Ergebnisse

Ein pfiffig konstruierter und solide gebauter Nistkasten kann – auch ohne chemischen Holzschutz – zehn Jahre und länger halten und in dieser Zeit 20 Generationen von Jungvögeln beherbergen.

Spezielle Tipps

Es ist kein Manko, wenn andere Gäste einziehen als Sie erwartet haben! Nicht jeder Nistkasten wird von Meisen bevölkert. Auch Sperlinge oder Insekten wie Hornissen und benötigen einen geeigneten Unterschlupf.

Das Foto zeigt eine junge Rauchschwalbe auf einem Dachrost, die auf Futter wartet.Das Foto zeigt eine junge Rauchschwalbe auf einem Dachrost, die um Futter bettelt.Das Foto zeigt eine junge Rauchschwalbe auf einem Dachrost, die von einem Elterntier gefüttert wird.Das Foto zeigt eine junge Rauchschwalbe auf einem Dachrost, die von einem Elterntier gefüttert wird.Das Foto zeigt eine junge Rauchschwalbe auf einem Dachrost, die von einem Elterntier gefüttert wird.Das Foto zeigt eine junge Rauchschwalbe auf einem Dachrost, die von einem Elterntier gefüttert wird.
Es gibt noch viele andere Vögel, die in der Umgebung der Menschen nisten - wenn man sie lässt - und deren Beobachtung wirklich faszinierend ist. Hier: Ein Rauchschalben-Küken bei der Fütterung.

Literatur und Kontakte

Detaillierte Bauanleitungen sowie weitere Hinweise für den Vogelschutz sind in vielen Garten- und Naturschutzbüchern enthalten. Verwenden Sie z.B.

  • Keil, Werner: Artgerechte Niststätten für heimische Vögel. Falken-Verlag GmbH, Niedernhausen/Ts. 1996. Neben Bauanleitungen für viele verschiedene artspezifische Nisthilfen sind hier auch schöne Farbfotos der Vögel zu finden. Auch die örtliche Umweltschutzinitiative kann eventuell nützliche Ratschläge erteilen.
  • Kosmos – Vogelatlas, Franck-Kosmos-Verlags-GmbH, Stuttgart (CD-ROM)
  • Preuß, Carola / Ruge, Klaus: Vogelstimmen. Verlag an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr (CD mit Bildkarten)
  • Roche´, Jean C.: Vogelkonzert im Frühling, Franck-Kosmos-Verlags-GmbH, Stuttgart, (CD)
  • Ruge, Klaus / Preuß Carola: Amsel, Drossel, Fink und Star – Kinder lernen Vögel kennen. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr

Bitte nutzen Sie auch folgende Informationen auf diesem Server:

  • Mediathek: Materialien zu Umweltschutz, Umweltbildung und Bildung für Nachhaltigkeit
  • Umweltbibliothek: Beratung, bundesweite Fernleihe

Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000