Einführung
Durch die Verbindung zur eigenen Gesundheit wird eine ganz persönliche
Sicht auf Umweltprobleme berührt. Deshalb – und trotz
der vielfältigen Überschneidungen mit den anderen Bereichen
dieses Servers – soll dem Themenbereich Umwelt und Gesundheit
ein eigenständiger Bereich gewidmet werden.
Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen,
sondern ein Zustand körperlichen, seelischen und sozialen
Wohlbefindens. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Umwelt
und Krankheit, Gesundheit oder Wohlbefinden?
Menschen erkranken z.B. an:
- Luftschadstoffen, die von der Industrie oder vom Verkehr
freigesetzt werden (zusammen mit dem Treibhausgas Kohlendioxid), bzw. die
man beim Rauchen absichtlich erzeugt,
- Nahrungsmitteln – an maßloser, unausgewogener
oder an mangelhafter Nahrung,
- Trinkwasser, wenn dieses Schadstoffe bzw. krank machende
Keime enthält – dies ist vorrangig ein Problem von
Entwicklungsländern,
- Lärm (Verkehrslärm belästigt, starker Berufslärm
führt zu Lärmschwerhörigkeit, einer wichtigen
Berufskrankheit)
Drei provozierende Behauptungen können aufgestellt werden:
- Was uns krank macht, macht auch unsere
Umwelt krank! Krankheit
und Umweltprobleme können zwei Seiten einer Medaille sein.
So schadet übermäßiger Fleischverzehr der Gesundheit,
vor allem weil mit zu viel Fleisch auch zu viel Fett und Energie
aufgenommen wird. Die industrielle Fleischproduktion, mit welcher
wir uns überhaupt erst die Möglichkeit geschaffen
haben zu viel Fleisch zu konsumieren, belastet auch die Umwelt
erheblich. Die Massentierhaltung macht aus dem Individuum
Tier einen gesichtslosen Bioreaktor, dessen Lebenszweck
auf die Synthese von Eiweißen und Fetten reduziert ist.
Sie produziert Gülle, welche Boden und Wasser belasten kann.
Fleisch zu verzehren, ist ein schöner aber teurer Luxus, denn um
eine Nähreinheit Fleisch zu erzeugen, sind ca. 7 Nähreinheiten
an pflanzlichen Nahrungsmitteln erforderlich – eine Fleischmahlzeit
kostet daher siebenmal so viel landwirtschaftliche Nutzfläche,
Düngemittel oder Pestizide wie eine Getreidemahlzeit. Die Ernährung
ist für uns (in Deutschland) einer der wichtigsten Bereiche, mit denen
wir als Konsumenten den Klimawandel mit verursachen - ein durchschnittlicher
Deutscher erzeugt mit seiner Ernährung 1,65 t Treibhausgase (CO2-Äquivalent)
pro Jahr, das sind 15% der persönlichen Treibhausgase (siehe Einführung
Klimaschutz).
- Kinder sind wehrlose Opfer – Erwachsene
sind (Mit-)Täter! Erwachsene
rauchen aktiv, Kinder müssen passiv mit rauchen,
bevor sie als Jugendliche die Möglichkeit haben, selbst
bewusst ihre Lungen zu schädigen. Erwachsene bestimmen,
wer wann und mit welchem Ziel unterwegs sein muss sowie
welche Verkehrsmittel eingesetzt werden. Kinder atmen die
Autoabgase ein oder werden bei Unfällen verletzt.
Auch in ihrem Essverhalten sind die Kinder ein Produkt
der Erwachsenen; in Deutschland wurde z.B. nachgewiesen, dass Kinder aus
einem sozial und ökonomisch schwächeren Elternhaus wesentlich
stärker zu falscher Ernährung tendieren als Kinder aus „gutem
Hause“.
- Wir Menschen in den Industrieländern werden
krank durch Wohlstand – Menschen in Entwicklungsländern
werden krank durch Mangel! Viele Bundesbürger
ernähren sich
zu fett, zu süß, zu einseitig und allgemein zu
reichlich. Die Folgen sind Herz-Kreislauf-Krankheiten, Karies,
Diabetis oder andere Leiden, deren Behandlung mit knapp
42 Milliarden Euro jährlich etwa ein Drittel des gesamten
Gesundheitsbudgets verschlingt (Zittlau, Jörg / Kriegisch,
Norbert, 1998). Während für einen Deutschen im
statistischen Durchschnitt Nahrungsmittel mit einem Wert
von fast 3.500 kcal (14.700 kJ) zur Verfügung stehen,
sind es für einen Inder nur
2.200 kcal und für einen Äthiopier nur 1.700 kcal
(Angaben gerundet aus Lackmann, Jürgen, 1996). Die
Differenz zwischen Reich und Arm wird noch viel größer,
wenn
– siehe oben – einbezogen wird, dass der Deutsche
etwa zehnmal so viel tierische Nahrungsmittel zu sich nimmt
wie der Äthiopier.
Im Jahr 2000 waren 858 Millionen Menschen (14% der Weltbevölkerung)
unterernährt. Zentralafrika hat mit über 60% den höchsten
Anteil der unterernährten Menschen; dennoch
leben absolut die meisten unterernährten Menschen in Indien. Unterernährung
ist weltweit für mehr als die Hälfte aller Todefälle bei Kindern
verantwortlich; ein Anteil, den mit Ausnahme der Pest keine Infektionskrankheit
jemals erreicht hat.
Vor diesem Hintergrund können Sie gemeinsam mit Ihren Schülern
- krank machende Einflüsse in ihren Zusammenhängen
aufdecken
- Strategien für ein gesundes Leben in einer gesunden
Umwelt suchen
- Kompetenzen trainieren, die helfen, diese Strategien auch
dauerhaft anzuwenden und
- dazu beitragen, dass sich Ihre Schule zu einer "gesunden
Schule " entwickelt.
Im Mittelpunkt der hier veröffentlichten Materialien stehen
die Themen Lärm und Ernährung. Das ist Absicht, denn
bei diesen Themen sind Schüler ambivalent Opfer und Täter
zugleich. „Umweltbildung“ kann hier darauf zielen,
Selbstschädigungen zu vermeiden. In wenigen kurzen Lehreinheiten
können diese Themen allerdings nur ausschnittsweise behandelt
werden.
Sie können dabei folgende Fächer einbeziehen:
- Biologie Kl. 5/6, 7/8:
Der menschliche Körper
und seine Gesunderhaltung:
Stoff- und Energiewechsel des Menschen - gesunde Ernährung
Atmung und Blutkreislauf - Luftqualität im Klassenraum
- Biologie Kl. 5/6: Blütenpflanzen, Wildpflanzen
in ihrem Lebensraum und Kulturformen - globale Ernährungssituation
- Biologie Kl. 7/8: Gesundheit und soziale Verantwortung,
Gesundheit und Umwelt - Lärm
- Haushaltslehre:
Gesunde Lebensweise: Nahrung - Essen - Trinken - Wohlbefinden
Quellen
- Lackmann, Jürgen: Welternährungssituation und nachhaltiger
Konsum. Stiftung Verbraucherinstitut, Eigenverlag, Berlin 1996
-
Zittlau, Jörg / Kriegisch, Norbert: Das große Buch
der gesunden Ernährung. Südwest Verlag, München 1998
- Weitere Medien zu Umwelt und Gesundheit finden Sie in der Mediathek.