Ökonomische Instrumente für den Umweltschutz kennen lernen. Probleme lösen. Meinungen und Argumente erarbeiten und vertreten. Im Team kreativ lernen. Informationen aus Literatur, Internet sowie durch telefonische Kontakte recherchieren.
II (mittel)
2 Projekttage
Der Begriff „Negawatt“ steht für die Strategie, Einsparungen als „Energiequelle“ zu erschließen und somit den Bau neuer Kraftwerke überflüssig zu machen.
Wenn Sie sich langfristig damit befassen, Ihre Schule als umweltgerechten Lernort einzurichten, werden Sie zwangsläufig mit ökonomischen Fragen konfrontiert. Das grundlegende Dilemma einer „normalen“ Schule lässt sich folgendermaßen beschreiben:
Es gibt verschiedene bewährte Organisationsmodelle, die Ihnen helfen können, dieses Dilemma zu überwinden.
Im Rahmen dieser Lehreinheit kann Ihre Klasse sich darüber informieren, welches dieser Modelle für Ihre Schule günstig ist. Sie brauchen dazu einige der angegebenen Literaturquellen sowie einen Computer mit Zugang zum Internet bzw. ein Telefon. Es wird vorausgesetzt, dass grundlegende Informationen zum Energieverbrauch bzw. zu anderen Umweltfragen Ihrer Schule bereits in anderen Projekten erarbeitet wurden und nun genutzt werden können (Material dazu finden Sie über die Hauptseite Klimadetektive). Hierzu gehören auch Aussagen zu den Kosten bzw. zu möglichen Einsparungen durch umweltgerechtes Verhalten. Nach Möglichkeit sollten Sie es organisieren, dass diejenigen Schüler die bisherigen Ergebnisse vortragen, die sie auch erfasst und ausgewertet haben.
Sie brauchen schließlich einen Raum mit beweglichem Mobiliar, um Gruppen-Arbeitstische einzurichten, und Sie sollten sich die DVD mit dem Film "An Inconvenient Truth" (Eine unbequeme Wahrheit) sowie die Technik zum Abspielen besorgen.
Als Einführung in das Projekt können Sie den Film An Inconvenient Truth (Eine unbequeme Wahrheit) von Friedensnobelreisträger Al Gore nutzen. Filme sind zwar ein Medium, das ich nicht besonders gerne einsetze, weil die Schüler es eher passiv "konsumieren". Andererseits stellt aber der hier vorgeschlagene Film die Herausforderung des Klimawandels sehr plastisch dar, und andererseits haben die Schüler im weiteren Verlauf noch genügend Gelegenheit zu eigener Aktivität.
Überlegen Sie im Vorfeld, wie viel Zeit Sie auf diese Einführung verwenden möchten, sehen Sie sich den Film vorher an und wählen Sie ggf. nur einige Ausschnitte zur Vorführung aus.
Die Einführung führt zu der Frage: Was können wir in unserer Schule gegen den Klimawandel tun?
Nun stellen Sie (bzw. besser die Schüler, die sich damit befasst haben) der Klasse die wichtigsten Ergebnisse der bisherigen Bestandsaufnahme zum Umweltschutz in der Schule vor:
Den Schwerpunkt bilden hier die Fragen 1-3 und 6.
Erarbeiten Sie gemeinsam, welche Ideen für Einsparungen gefunden wurden und wie sich diese ökonomisch auswirken würden. Beispiele hierfür sind:
Sie müssen hier keinen vollständigen Maßnahmenkatalog erarbeiten, wohl aber eine sinnvollen Sammlung von Beispielen. Das Ergebnis dürfte sein: Die Einsparungen, die Sie erzielen könnten, betragen mehrere tausend Euro pro Jahr.
Somit ist zu fragen, wie Sie es organisieren könnten, dass die für den Umweltschutz notwendigen Ausgaben aus den Einsparungen finanziert werden.
Nun setzen sich die Schüler intensiv mit Organisationsmodellen auseinander, die finanzielle Anreize zu einem sparsamen Einsatz von Ressourcen schaffen. Hierzu gehören insbesondere:
Anhand von Literatur und Internet informieren sie sich möglichst tiefgründig über die verschiedenen Organisationsmodelle und legen sich dann ihre Argumente zurecht. Dabei kann sich jeweils eine Kleingruppe mit einem der Modelle beschäftigen. Die Schüler können u.a. die Materialsammlung Finanzielle Anreizsysteme zum sparsamen Umgang mit Ressourcen nutzen.
Informiert euch gründlich über euer Negawatt-Modell! Verwendet die bereitgestellte Literatur sowie das Internet.
Überlegt, welche Vor- und Nachteile euer Modell für die Umweltarbeit in unserer Schule haben könnte und ob ihr es anwenden möchtet.
Bereitet euch darauf vor, eure Erkenntnisse und eure Einschätzungen vor der Klasse vorzutragen, diese zu begründen und kritischen Fragen bzw. Argumenten zu entgegnen!
Nach Abschluss der Recherchen stellen die Gruppen ihre Modelle mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Wenden Sie hier die Methode des „hochgestellten Laien“ an: Dabei übernehmen einige Schüler die Rolle der Schulkonferenz (wichtiges entscheidendes Gremium, aber in Sachen Negawatt nur Laien); die anderen Schüler versuchen, ihr jeweiliges Modell der "Schulkonferenz" verständlich vorzutragen und auf kritische Fragen und Einwände zu reagieren, z.B.:
Auf diese Weise sind die vortragenden Schüler gezwungen, sich mit potentiellen Widersprüchen auseinander zu setzen und ihre Argumentationsfähigkeit zu schulen.
Beurteilen Sie abschließend mit Ihren Schülern, welches der Modelle für Sie besonders geeignet ist und welche Fragen eventuell noch offen geblieben sind.
Die hier zur Rede stehenden Modelle werden mit großem Erfolg in einer Vielzahl bundesdeutscher Kommunen realisiert. Es rechnet sich letztlich für beide Seiten – für die Schule und für den Schulträger. Dennoch sind dort, wo solche Modelle neu eingeführt werden, immer wieder viele Vorbehalte und Widerstände zu überwinden. Die oben skizzierten Einwände sind nicht erfunden, sondern sie spiegeln diese Situation wieder.
Die Implementierung eines solchen Modells erfordert sehr viel Kraft, Ausdauer, politisches Geschick und die Kooperationsbereitschaft Dritter. Die Implementierung ist daher vom Zeitablauf nicht planbar, sie würde den Rahmen dieser Lehreinheit sprengen. Wenn Sie – was wünschenswert ist! – das ausgewählte Modell doch umsetzen wollen, müssen Sie sich dafür einen anderen organisatorischen Rahmen schaffen, z.B. einen fakultativen Energie-Kurs.
Film „An Inconvenient Truth“ im Verleih der Paramount / Universal Pictures
Wenn Sie als Lehrer tiefer in die Negawatt-Thematik eindringen wollen, lesen Sie: Weizsäcker, Ernst Ulrich von / Lovins, A. B.: Faktor Vier. Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch. Der neue Bericht an den Club of Rome. Knaur-Verlag, München 1996 (sehr komplex und daher für Schüler nur in der Sek. II geeignet).
Die Moderationsmethode „Hochgestellter Laie“ wird beschrieben in: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung (Hrsg.): Methodensammlung. Anregungen und Beispiele für die Moderation. Verlag für Schule und Weiterbildung. DruckVerlag Kettler GmbH, Bönen 1999
Nutzen Sie die Materialsammlung Finanzielle Anreizsysteme zum sparsamen Umgang mit Ressourcen.
Bitte nutzen Sie auch folgende Informationen auf diesem Server:
Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000
Förderer und Partner der Klimadetektive