Partizipation

Partizipation (zugehöriges Verb: partizipieren) heißt übersetzt Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Einbeziehung. Die politische Partizipation der Bevölkerung ist ein zentrales Merkmal einer nachhaltigen Entwicklung; Partizipation zu erlernen, ist eine der Aufgaben der Bildung für Nachhaltigkeit. Die Partizipation in der kommunalen Verkehrspolitik hat an unserer Schule bereits Tradition (siehe auch Kapitel Verkehr). Im Zuge des Nachhaltigkeitsaudits haben Schüler des Max-Weber-Berufskollegs nun zudem auch erstmals untersucht, wie es um die Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler bei den schulischen Belangen bestellt ist. Dabei konzentrierten sie sich auf folgende Aspekte:

  • Partizipation im Unterricht
  • Teamarbeit als eine Form partizipativen Lernens
  • Kurswahlmöglichkeiten
  • Mitbestimmung im Rahmen der Schülervertretung.

Wie die folgende Abbildung verdeutlicht, kann der Anspruch der Partizipation auf ganz verschiedenen Stufen umgesetzt werden. Das findet sich auch in den Beispielen wieder, die wir im Schulzentrum untersucht haben.

Diagramm mit den Stufen der Schülerpartizipation

Partizipation im Unterricht

Wie intensiv versuchen Lehrer, ihre Schüler in den Unterricht einzubinden? In welchem Ausmaß bekommen die Schüler die Möglichkeit, den Unterricht selbst zu gestalten? Unsere Projektgruppe hat Antworten aus Lehrer- und Schülersicht eingeholt.

Aus Lehrersicht

Insgesamt 70% der befragten Lehrer bemühen sich nach eigener Einschätzung, Schüler in die Unterrichtsgestaltung einzubeziehen (siehe Diagramm).

Die Lehrer wurden zudem befragt, welche Gründe eine partizipative Unterrichtsgestaltung behindern. 72% der befragten Lehrer nannten den zu hohen Aufwand einer „gezielten Vorbereitung“, 28% verwiesen auf das das (ungünstige) Verhältnis zwischen „Aufwand und Ertrag“ und 18% auf fehlendes „Fachwissen“.

Natürlich eignen sich einige Fächer mehr und andere weniger für die Partizipation durch Schüler im Unterricht. Fächer wie Politik, Deutsch und Englisch sind aus Lehrersicht besser geeignet als z.B. die Fächer Steuerung und Kontrolle oder Geschäftsprozesse.

Erfreulich ist, das 92% der Lehrer sich bereit erklärten, die Partizipation im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung weiter auszubauen.

Aus Schülersicht

Die Schüler wurden befragt, wie oft sie die Gelegenheit haben, im Unterricht selbständig zu arbeiten. Sie sollten das anhand von Noten bewerten (siehe Diagramm). Insgesamt kann man sagen, dass die Schüler, was das selbstständige Arbeiten angeht, einigermaßen zufrieden sind.

Auf die Frage ob die Schüler schon einmal aktiv an der Gestaltung des Unterrichtes teilgenommen haben entschieden sich im Durchschnitt 53% für NEIN. Blockschüler beteiligen sich hingegen zu 59% aktiv, Teilzeitschüler nur zu 35% und Vollzeitschüler zu 47%.

 

Schülerin am Lichtprojektor schreibt an die Tafel

Schülerin gestaltet Unterricht

Diagramm mit Rubrikenunterteilung

Diagramm mit Angaben zur Bewertung nach Schulnoten

Teamarbeit im Unterricht

Viele Aufgaben in der Schule lassen sich oftmals besser im Team als in Einzelarbeit bewältigen.

Nach unserer Umfrage ist Teamarbeit auch am Max-Weber-Berufskolleg sehr beliebt. Von 225 befragten Schülern gaben 79% an, positive Erfahrungen damit gemacht zu haben; 21% bezeichneten ihre Erfahrungen als negativ.

Dennoch ist Teamarbeit kaum ein täglicher Bestandteil des Unterrichts. Nur 3 % gaben an, Gruppenarbeit täglich in ihrer Klasse zu praktizieren. 38 % der Schüler würden gerne 1-2 mal die Woche in Team arbeiten, aber nur 24 % tun dies tatsächlich.

 

Schüler arbeiten im Team zusammen

Teamarbeit ist beliebt

Diagramm mit Unterteilung nach verschiedenen Argumenten

 

Der wichtigste Vorteil der Teamarbeit ist nach Aussage der befragten Schüler die soziale Kommunikation (vgl. Diagramm).

Auch bei den Schülern, die laut Befragung mit der Teamarbeit negative Erlebnisse verbinden, interessierte uns die Frage nach dem „Warum“. Schnell wurde deutlich, dass viele ein großes Problem darin sehen, dass es meist wenig Leistungsträger, dafür aber viele Mitläufer innerhalb der Gruppe gibt. Eben solche profitieren von den guten Leistungen anderer und deren guter Benotung. Weitere Gründe siehe Diagramm.

Es ist erfreulich, dass vor allem die sozialen Gesichtspunkte bei den Schülern besonders geschätzt werden.

 

Diagramm veranschaulicht die Gegenargumente

Argumente gegen die Teamarbeit

Kurswahlmöglichkeiten

Am Max- Weber-Berufskolleg gibt es verschiedene Klassentypen. Diese Klassentypen werden in zwei Gruppen gegliedert: zum einen in die Blockklassen (z.B. Industriekaufleute, KfB) und zum anderen in den Teilzeit- und Vollzeitunterricht (Höha, FHR, AHR). Nur die Blockklassen (23% der Schüler) haben die Möglichkeit verschiedene Kurse zu wählen. Die restlichen 77% haben Teilzeit- bzw. Vollzeitunterricht und somit keine Wahlmöglichkeiten (siehe Diagramm).

Um diesem Ungleichgewicht entgegen zu wirken, sollten nach Meinung der Projektgruppe alle Klassentypen wählen dürfen.

Ob das Kurswahlsystem zufriedenstellend ist, wurde mit einer kleinen Umfrage geprüft:
Sind die Schüler motivierter, wenn ein Kurs selbst ausgewählt wird? Die Antwort ist eindeutig: Eine große Mehrheit (81%) der Schüler, die ihre Kurse selbst wählen dürfen, steht dem Unterricht motivierter entgegen. Nur 19% verneinen dies (Diagramm).

Finden die Schüler die ihnen angebotenen Kurse überhaupt sinnvoll? Nur 49% der Befragten bejahen dies.

Auffällig ist, dass die meisten Schüler mit der Möglichkeit, Kurse zu wählen, grundsätzlich zufrieden sind. Jedoch spricht das konkrete Kursangebot nicht jeden Schüler an.

 

Diagramm, Zustimmung in Prozent

Diagramm, Zustimmung in Prozent

Die Schülervertretung

Was macht die Schülervertretung? Wer kennt sie? Wie können wir uns bessern?
Jedes Jahr wählt der Schülerrat des MWBK, in dem alle Klassensprecher ein Stimmrecht haben, die Mitglieder der Schülervertretung. Letztere hat während ihrer „Amtszeit“ die Aufgabe, die Interessen der Schüler in den Schul- und Fachkonferenzen durchzusetzen.

Dies klingt gut – mittels einer Umfrage wurde ergründet, wie die SchülerInnen zu ihrer SV stehen. Dazu wurden im Frühjahr 2005 repräsentativ ca. 140 Schülerinnen und Schüler zu ihren Kenntnissen zur SV sowie über ihr Interesse der Arbeit der SV befragt. Erfreulich ist dass über 80% der Befragten das Gremium SV kennen.

Genauer wurde nun ergründet, wodurch die Befragten von der SV erfuhren. Die Mehrheit gibt an, durch Aushänge auf die SV aufmerksam geworden zu sein. Als weitere Informations-quelle geben die Teilnehmer Lehrer und Mitschüler an. Zu denken gibt allerdings, dass ca. 30% der Schüler keine spezielle Kenntnis über die Schülervertretung des MWBK besitzen.
Auf die Frage „Sollte sich die SV mehr engagieren“ antworteten 60% der Befragten „Ist mir egal“ – sie interessieren sich offenbar nicht für die Abeit der SV – ungefähr 24% forderten ein größeres Engagement der SV.

Schließlich erbrachte die Umfrage den Hinweis auf Informationsdefizite: Fast die Hälfte der Befragten wünschte sich, dass die SV sich den Schülern vorstellt (Diagramm).

Diagramm, Zustimmung in Prozent

Schüler arbeiten im Team

Teamarbeit

Fazit und Programm

Wir möchten unsere Schülerinnen und Schüler zur Partizipation in Schule und Gesellschaft motivieren. Wir möchten dazu Freiräume schaffen, die nötigen Kompetenzen vermitteln und sie immer wieder zum Engagement ermutigen.

Im Nachhaltigkeitsaudit 2005 haben wir uns erstmals mit den Möglichkeiten der Partizipation in der Schule bzw. in der Kommune befasst. Die Umfrageergebnisse sind noch keineswegs erschöpfend, sie geben uns aber Hinweise für die weitere Arbeit. Realistische Ansätze zur Förderung der schulinternen Partizipation sehen wir demnach in

  • einer Ausweitung der Kurswahlmöglichkeiten,
  • eine Ausweitung partizipativer Methoden wie der Teamarbeit,
  • einer stärkeren Werbung für die Schülervertretung – auch mit Unterstützung durch die Lehrer.
Ziele Maßnahmen
Kurswahlsystem

 

Kurswahlsystem erweitern

Absprache mit Schulleitung, ob und in welchem Umfang Wahlmöglichkeiten in den verschiedenen Schulformen realisiert werden können

Schüler entwerfen eine Liste mit Vorschlägen zu Kurswahlmöglichkeiten, die sie für sinnvoll halten

Zusammensetzung der Lehrer- und Schülervertretungen, die Vorschläge zur Verbesserung auswerten

Prüfung der Kapazitäten (Räume, Lehrer, Referenten, Material) zusammen mit der Schulleitung

Schülervertretung  
Bekanntheitsgrad der SV steigern

Mehr Informationen über die Aktivitäten der SV (denkbar: Internet auf Homepage Max Weber BK, Zeitung, Flyer, Aushänge)

Information über die SV und die Mitwirkungsmöglichkeiten für neue Klassen durch Flyer oder Besuche der SV in den neuen Klassen

Angebote der SV erhöhen

Informationen für die Schüler über Homepage, andere Medien

Veranstaltungen durchführen (z.B. Turniere, Kino, Konzerte, AG’s ...)

Teamarbeit  
Eigenverantwortliches
(Er-)Arbeiten der Schüler fördern

Anteil der Gruppenarbeit erhöhen

In den jeweiligen Fachkonferenzen bzw. Klassen sollten Lehrer und Schüler gemeinsam entscheiden, welche Themen für Teamarbeit besonders gut geeignet sind

Stärkung der Vortrags- / Redesicherheit Debatten, Gruppengespräche und Plenardiskussionen durchführen & stärken. Feedback über das Auftreten an die Schüler
Förderung der Kreativität und Methodenkompetenz der Schüler Projektwochen fördern die Kreativität der Schüler. Die unterschiedlichsten Methoden der Partizipation können angewendet werden (z.B. Recherchen, Interviews, Diskussionsrunden, Präsentationen, Protokollführung usw.)

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