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Unesco-Dekade

Schulqualität und nachhaltige Entwicklung: Einführung

Qualität von Schule

Dieser Arbeitsbereich will Schulen unterstützen, die systematisch ihre Qualität verbessern und sich dabei am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung orientieren möchten.

Qualität ist das "Vermögen einer Gesamtheit inhärenter Merkmale eines Produkts, eines Systems oder eines Prozesses zur Erfüllung von Forderungen von Kunden und anderen interessierten Parteien" - so wird es in der DIN 9000, einer privatwirtschaftlichen Norm, formuliert. Überträgt man dieses Qualitätsverständnis auf Schulen, so wird schnell einsichtig, dass Schulqualität die Frage, ob die Lehrer guten Fachunterricht machen und die Schüler die Lernziele erreichen, zwar mit einschließt, dass diese zentrale Frage aber keineswegs isoliert betrachtet werden kann.

Schule ist weit mehr als der unterrichtliche Lehr-/Lernprozess. Bildung bzw. Erziehung der Schüler findet auch z.B. in Arbeitsgemeinschaften und in Projekten sowie im alltäglichen Umgang mit Lehrern und Mitschülern statt. Schule ist eine Bildungsinstitution, deren Strukturen den Lernerfolg mitbestimmen. Schule ist eine "Polis", in der viele Menschen zusammen leben, lernen bzw. arbeiten. Schule ist ein "Betrieb", der Gebäude und Grundstücke nutzt, der Ressourcen verbraucht und Abfälle erzeugt.

Anforderungen an die Schule werden nicht nur vom jeweiligen Bildungsministerium und von Wirtschaft bzw. Hochschulen (als "Abnehmer" der Absolventen) gestellt, sondern auch von den Lehrern, Schülern und Eltern, von Nachbarn oder vielleicht anderen Bürgern der jeweiligen Gemeinde, welche z.B. die Sporthalle der Schule mit nutzen.

Und schließlich wird Schulqualität keinesfalls nur von Lehrern "produziert". Nicht einmal der Unterricht kann alleine als Lehrer-Veranstaltung angesehen werden - die Schüler sind vielmehr "Koproduzenten" ihrer Bildung. Und die anderen oben skizzierten Aspekte von Schule weisen darauf hin, dass Schulqualität die Leistungen vieler weiterer Beteiligter einschließt.

Schulqualität und Nachhaltigkeit

Was hat ein solches Qualitätsverständnis mit einer nachhaltigen Entwicklung zu tun?

Schüler sollen in der Schule auf die Zukunft hin ausgebildet und erzogen werden. Bei der Auswahl des Lehrstoffes spielen nicht nur die gesicherten Wissensbestände der Fachdisziplinen eine Rolle, sondern auch die Frage, welches Wissen und welche Fähigkeiten die jungen Menschen künftig brauchen werden. Zwei große, komplex angelegte Umfragen unter Wissenschaftlern förderten Ende der 90er Jahre eine Reihe von Innovationsfeldern zutage, denen künftig eine besondere Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft zugeschrieben wurde. Viele dieser Themen, so z.B. Dienstleistung und Konsum, Landwirtschaft und Ernährung, Energie und Rohstoffe oder Mobilität und Transport decken sich in hohem Maße mit den Themen des Nachhaltigkeits-Diskurses (vgl. de Haan / Harenberg: Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, 1999).

Ohne Wissen und Kenntnisse wie z.B. im Lesen und Rechnen haben Menschen in einer Industriegesellschaft schlechte Zukunftsperspektiven. Aber Konzepte wie

verweisen Schulen auf einen wesentlich weiter gehenden Auftrag, der Maßstäbe für die Qualitätsentwicklung setzt.

Schulentwicklung erfordert nicht nur engagierte und kompetente Schulleitungen, sondern das Engagement aller Mitglieder der Schulgemeinschaft. Die von Partizipation und Diskursen geprägte politische Kultur der Agenda 21 - in der sich Gemeinschaften von Menschen selbst Ziele setzen und die Wege dahin bestimmen - kann als Vorbild für solche Entwicklungsprozesse dienen.

Know-how aus dem Nachhaltigkeitsdiskurs kann zudem genutzt werden, wenn es darum geht, Handlungsfelder für die Schulentwicklung zu bestimmen, ein Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Aspekten von Schulqualität zu erarbeiten, attraktive Leitbilder zu entwickeln oder die Ausgangslage zu bewerten.

Schulische Entwicklungsprozesse, die in der hier skizzierten Weise Qualität und Nachhaltigkeit verbinden, sind in den vergangenen Jahren an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen Kontexten ausprobiert worden, u.a. beim Öko- und Nachhaltigkeitsaudit in Düsseldorfer Schulen. Die beteiligten Schulen haben sich verändert, sie haben begonnen, die Bildungsprozesse intensiver zu reflektieren und sie sind selbstbewusster, autonomer und offener geworden. Im Ergebnis können heute Verfahren und Managementsysteme vorgelegt werden, die sich am Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren und die innovative Strukturen für die Verbesserung von Schulqualität bieten.

Die Entwicklungsarbeit an diesen Managementsystemen ist noch nicht abgeschlossen. Insbesondere fehlt bislang eine Evaluation auf Schülerebene, also der Nachweis, in welchem Maße Schüler Fachwissen oder Gestaltungskompetenzen erwerben. Andererseits gibt es auch Managementsysteme für Schulqualität, die aber nicht ausdrücklich Bezug auf die Nachhaltigkeit nehmen. Es besteht somit Bedarf an weiteren Entwicklungsschritten.

Dennoch wird dieser Arbeitsbereich bereits jetzt geschaffen; er soll Schulen einladen, sich ebenfalls mit auf den Weg zu begeben, und er soll auch Brücken zwischen unterschiedlichen Managementsystemen bauen.