Zu viel Frischfasern für Küchenrolle, Taschentücher und Co.
Öko-Versprechen bei Hygienepapier nicht immer trauen
Eine Information der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen
Rund 17 Kilogramm an Küchenrollen, Toilettenpapier, Papiertaschentüchern und -servietten verbraucht jeder Bundesbürger im Jahr. Vor zehn Jahren waren es noch elf Kilogramm pro Kopf. Um den hohen Bedarf zu stillen, wächst der Markt für Papierprodukte aus frischen Fasern rasant. Dagegen bricht der Absatz für Hygienepapier aus Recyclingfasern stetig ein. Immer mehr Papierfasern für den deutschen Markt stammen aus Brasilien – auch von ökologisch umstrittenen Plantagen. Die Verbraucherzentrale NRW rät deshalb, beim Kauf von Hygienepapieren besonders auf die Rohstoffe zu achten. Denn die Fasern sind nach einmaligem Gebrauch für den Papierkreislauf verloren. Wer allerdings im Laden nach umweltfreundlichen Produkten Ausschau hält, steht einer Vielzahl von Logos gegenüber und stößt dabei auch auf selbst kreierte Siegel. „Die Umweltkriterien dieser selbst entworfenen Label sind jedoch nicht immer nachvollziehbar“, mahnt die Verbraucherzentrale NRW. Sie erklärt, was von den unterschiedlichen Umweltkennzeichen zu halten ist:
- Der „Blaue Engel“: Mit diesem Zeichen sind Verbraucher grundsätzlich auf der sicheren Seite. Diese Auszeichnung ist rechtlich geschützt. Wer das Zeichen verwendet, erhält die Auszeichnung nur für einen bestimmten Zeitraum. Hygienepapiere mit dem „Blauen Engel“ werden zu hundert Prozent aus Altpapier gemacht. Der Einsatz von problematischen Farbmitteln, chlorhaltigen Bleich-Chemikalien und anderer schädlicher Chemie ist verboten.
- FSC-Siegel: Hinter FSC (Forest Stewardship Council) verbirgt sich eine internationale, gemeinnützige Organisation, die sich für eine ökologisch und sozial verantwortliche Nutzung von Wäldern einsetzt. Bei FSC-gekennzeichneten Papieren stammen die Holzrohstoffe aus zertifiziertem Holz und aus kontrollierten Quellen. Hierbei können auch Altpapieranteile beigemischt werden. Bei der Herstellung werden allerdings keine Umweltkriterien wie etwa Energie- und Wasserverbrauch oder Chemikalieneinsatz berücksichtigt. Produkte mit dem FSC-Zeichen sind deshalb im Vergleich zu Waren, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, nur die zweitbeste Wahl.
- PEFC-Siegel: Bei Papieren mit PEFC-Siegel handelt es sich um Produkte aus reinen Frischfasern. Das Zeichen steht für ein internationales Zertifizierungssystem von Organisationen aus der Wald- und Holzwirtschaft. An die Vergabe sind geringere ökologische und soziale Kriterien geknüpft als beim FSC-Siegel. Die Auszeichnung sagt nichts über die eingesetzten Chemikalien sowie den Energie- und Wasserverbrauch bei der Produktion aus.
- „100 Prozent Zellstoff aus Holz kontrollierter Herkunft“: Der häufig verwendete Hinweis auf Servietten, Küchenrollen und Toilettenpapier ist ein selbstkreiertes Logo der Hersteller. Neben dem Aufdruck auf der Ware erläutern fünf Kriterien, weshalb der Rohstoff besonders nachhaltig und umweltfreundlich ist. Auf Nachfrage der Verbraucherzentrale NRW konnten die Hersteller die Einhaltung der Kriterien nicht eindeutig belegen. Da die Papiere mit dieser Kennzeichnung nicht aus Altpapier, sondern aus neuen Fasern hergestellt werden, sind sie nicht empfehlenswert.
Alternative zu Wegwerfprodukten: Wer die Bäume lieber im Wald stehen lassen möchte, statt sich mit ihren Frischfasern die Nase zu schnäuzen, sollte bei Taschentüchern, Küchenrollen und Servietten zu Varianten aus Stoff greifen.
Weiteres Wissenswertes rund um das Thema Papier ist nachzulesen im Faltblatt „Recyclingpapier - Kleine Taten für große Dinge“. Das Info gibt's kostenlos in allen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW. Bei Fragen kontaktieren Sie die Umweltberatung der Beratungsstelle Düsseldorf unter der Nummer 0211 - 710649 40 (Sprechzeiten Di 9:30 – 14:00 Uhr und Do 14:00 - 18:30) oder über E-Mail: duesseldorf.umwelt@vz-nrw.de.
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