Wohin mit dem Müll? Dies ist heutzutage eine der zentralen Fragen der Umweltpolitik in fast jedem Land der Erde. Dabei ist Abfall, historisch gesehen, ein eher junges Problem.
Als Jäger und Sammler der Urgesellschaft war der Mensch ein Teil der natürlichen Stoff-Kreisläufe. Er entnahm, was er für Nahrung oder Kleidung benötigte, gab verwertbare Stoffe wieder in die Umwelt zurück und griff somit nicht wesentlich anders in die Stoffkreisläufe ein als auch seine tierischen Mitgeschöpfe.
In den vorindustriellen, von der Subsistenzwirtschaft (Eigenversorgung) geprägten Gesellschaften lernte er es, natürliche Stoff-Kreisläufe bewusst zu nutzen und zu gestalten. Mit der Erfindung des Ackerbaus schuf er z.B. künstliche, hoch produktive Ökosysteme, in denen er Biomasse für seine Ernährung und für andere Zwecke erzeugte. Auch in dieser Epoche seiner Geschichte stellte der Mensch vorrangig solche Materialien und Stoffe her, welche die Umwelt wieder aufnehmen und verarbeiten konnte. Lediglich der Umgang mit Fäkalien, Tierkadavern und – auch wenn sich die Verwendung des Begriffes „Abfall“ hier verbietet – menschlichen Leichen als ein hygienisches Problem kann als Vorläufer der heutigen Abfallprobleme angesehen werden.
Erst in der Industriegesellschaft erzeugt der Mensch neue Stoffe in einer bis dahin nicht vorstellbaren Vielfalt und Menge. Er schuf damit Reichtum und Konsummöglichkeiten, aber auch das heutige Umweltproblem Abfall. Zunächst - vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - wurde der Abfall verkippt, wo immer in der Näher menschlicher Siedlungen ein Loch zu finden war. Alte Kies- oder Tongruben, Böschungen, Sölle (wassergefüllte Mulden aus der Eiszeit) und nach dem II. Weltkrieg auch Bombentrichter dienten als Müllkippen.
Ein Umdenken setzte schrittweise ein:
In der Phase der Abfallbeseitigung ging es vorrangig darum, die Abfälle einzusammeln, sie zu wenigen vorgegebenen Plätzen zu verbringen und sie somit – scheinbar – „ordentlich“ zu beseitigen. Dafür wurde mit dem Abfallbeseitigungsgesetz 1972 ein bundesweit gültiges Regelwerk geschaffen. Die Umweltbildung hat Gedankengut dieser Phase rezipiert, das auch heute noch angewendet wird: Abfall wird als Schmutz und Unrat dargestellt, Appelle an Pflicht- und Ordnungsgefühl sollen dazu beitragen, dass Abfälle „richtig“ weggeworfen werden.
In der Phase der Abfallwirtschaft rückten zwei Tatsachen stärker ins öffentliche Bewusstsein: Das bis dato übliche Verkippen von Abfällen schafft Umweltprobleme, z.B. wenn Schadstoffe ins Grundwasser, unsere wichtigste Trinkwasserquelle, gelangen. Es mussten neue, sicherere Deponien bzw. andere Wege zur Abfallbeseitigung wie die Müllverbrennung geschaffen werden. Zudem wurde deutlich, dass die Abfallmengen nicht weiter anwachsen durften. Gezielte Maßnahmen zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen wurden initiiert. Ein Meilenstein dieser Phase ist das Abfallgesetz des Bundes von 1986. Auch Gedankengut aus dieser Phase ist in der Umweltbildung verarbeitet worden, das spiegelt sich in Begriffen wie der „Müllflut“, in einer kritischen Sicht auf die Umweltbedrohung durch Deponien oder darin, das das Recycling als umweltgerechter Alternative propagiert wird.
In der Phase der Kreislaufwirtschaft, die in den 90er Jahren begann, hat der Abfallbegriff noch immer eine zentrale Bedeutung. Jedoch wird versucht, Stoffe zunehmend effizienter im Kreis zu führen und Abfälle wieder in die Produktion einzubringen. Neue Ansätze aus dieser Phase der Umweltpolitik zielen auf mehr Eigenverantwortung der Akteure (insbesondere der gewerblichen Wirtschaft) und auf eine Stärkung organisatorischer Maßnahmen anstelle detaillierter Vorschriften. Ein Beispiel ist das Öko-Audit. - Diese umweltpolitische Entwicklung wird weitergehen; so geht man in Deutschland davon aus, dass es künftig möglich sein muss, Abfälle z.B. aus Haushalten und Schulen vollständig zu verwerten (siehe Zukunft der Abfallwirtschaft).
Warum aber diese ganze Aufregung?
Rohstoffproduktivität und Wirtschaftswachstum in Deutschland
(Statistisches Bundesamt
2007, S. 4)
Abfall ist damit ein weitaus vielschichtigeres Thema, als dass es mit Appellen an das "richtige" Wegwerfen abgehandelt wäre. Ich möchte Ihnen empfehlen, das Thema Abfall u.a. über die beiden folgenden Wege erschließen:
Es gibt dabei neben technischen auch kulturelle Herausforderungen zu meistern: Grenzen anzuerkennen, Wertevorstellungen zu reflektieren und Lebensziele bewusst zu setzen. Was halten Sie oder Ihre SchülerInnen z.B. von dem Slogan „Gut leben statt viel haben“ (Studie Zukunftsfähiges Deutschland).
Die Informationen in diesem Bereich helfen Ihnen dabei,
Sie können dabei folgende Fächer einbeziehen:
Klimadetektive ist ein Projekt des Umweltbüro Nord e.V. (www.umweltschulen.de/umweltbuero/).
Förderer und Partner der Klimadetektive