Gliederung |
Ein Blick ins Fremdwörterbuch: Indikator (Lat. "Anzeiger") = Umstand oder Merkmal, das als (beweiskräftiges) Anzeichen oder als Hinweis auf etwas anderes dient. (Duden Fremdwörterbuch) Ein Blick in die Agenda 21: "Allgemein gebräuchliche Indikatoren wie etwa das Bruttosozialprodukt (BSP) und das Ausmaß einzelner Ressourcen- oder Schadstoffströme geben nicht genügend Aufschluss über die Frage der Nachhaltigkeit." (Agenda 21, RZ 40.4) |
Eine nachhaltige Entwicklung ist „eine Entwicklung, in der die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne dabei künftigen Generationen die Möglichkeit zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu nehmen“ (Vereinte Nationen 1990, S. 26).
Wer würde einer solchen - allgemein gehaltenen - Formulierung nicht zustimmen?!
Spannend wird es im Detail - bei den Denkmodellen und Zielen einer nachhaltigen Entwicklung - und bei der Bewertung der Lage.
In den 90er Jahren und auch in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende ist daher viel mit Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung experimentiert worden. Als Folge war eine schwer überschaubare Vielzahl an verschiedenen Indikatorensets auf dem Markt (der Ideen) verfügbar. Inzwischen ist die Lage übersichtlicher geworden. Mit den SDGs und mit den Indikatoren(berichten) zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie stehen Daten zur Verfügung, die sich hervorragend für die pädagogische Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit eignen! Auf der Ebene von Bundesländern bzw. Kommunen gibt es ggf. weitere Indikatorensets. Sie und Ihre SchülerInnen können damit Ziele einer nachhaltigen Entwicklung und die jeweils erreichten Sachstände kritisch reflektieren - und ggf. eigene Aktivitäten zur nachhaltigen Entwicklung vorbereiten.
Zu diesem Zweck werden hier einige Indikatorensets vorgestellt.
Wenn Sie sich für eine nachhaltige Entwicklung auf Schul-Ebene interessieren, informieren Sie sich über das Nachhaltigkeitsaudit bzw. über andere Selbstbewertungsinstrumente für Schulen!
CSD-Indikatoren: Das Kapitel 40 der im Jahr 1992 auf der UN-Konferenz von Rio beschlossenen Agenda 21 befasste sich mit der Informationsgrundlage für eine nachhaltige Entwicklung. In der Folge hatte die Commission on Sustainable Develeopment (CSD) im Jahr 1995 beschlossen, bis zum Jahr 2001 ein Indikatorensystem für eine nachhaltige Entwicklung zu erarbeiten. Dieses wurde zusammen mit 22 Staaten - darunter Deutschland - getestet.
Allerdings hat die politische Dynamik diesen Ansatz schon lange überholt.
MDGs: Im September 2000 verabschiedeten 189 UN-Mitgliedsstaaten auf ihrem bis dahin größten Gipfeltreffen die Millenniumserklärung. Demnach sind vier Politikfelder für die Zukunft der Menschheit zentral:
Darauf aufbauend, wurden die Millennium Development Goals (MDGs) aufgestellt. Die Vereinten Nationen bzw. die Staaten, welche die Millenniumserklärung unterzeichnet haben, verpflichteten sich, „bis 2015
Diese Ziele sind zunächst - wen wundert es? - nur politische Ziele. Sie wurden allerdings durch konkrete Zielvorgaben und Indikatoren untersetzt, sodass es auch möglich war zu überprüfen, inwieweit diese Ziele erreicht worden sind. Ein Indikator zum Ziel 1 ist bspw.: "Anteil der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag (umgerechnet in Kaufkraftparität)" (BMZ) Auf den unten (unter Quellen) angegebenen Seiten des BMZ finden sich auch Informationen darüber, inwieweit diese Ziele erreicht worden sind. Weitere Informationen im Bereich "Agenda 21 und Bildung für nachhaltige Entwicklung" auf umweltschulen.de.
SDGs: Gut 20 Jahre nach der Konferenz von Rio und der Agenda 21 haben die Vereinten Nationen neue Ziele für eine nachhaltige Entwicklung aufgestellt, die weltweit im Zeitraum 2016-2030 erreicht werden sollen.
Agenda 2030 - 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)
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Auch diese Ziele sind wiederum durch genauere Vorgaben und Indikatoren unterlegt; dazu gibt es auf den Seiten des BMZ weitere Informationen.
Perspektiven für Deutschland - Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie Generationengerechtigkeit
Lebensqualität
Sozialer Zusammenhalt
Internationale Verantwortung
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Seit 2002 hat Deutschland eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie (Die Bundesregierung 2002). Hier werden u.a. Themenfelder, Schlüsselindikatoren und Zielvorgaben einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland festgelegt.
Nähere Informationen dazu im Bereich "Agenda 21 und Bildung für nachhaltige Entwicklung" auf umweltschulen.de.
Seit 2006/07 veröffentlicht das Statistische Bundesamt dazu Indikatorenberichte. In der klaren Sprache der Statistiker wird hier anhand von 21 Indikatoren dargestellt,
Laut dem Indikatorenbericht 2014 macht Deutschland z.B. beim Ausbau der erneuerbaren Energien und bei der Reduzierung von Treibhausgasen sehr gute Fortschritte. Die Artenvielfalt ist hingegen stark gefährdet, insbesondere im Bereich der landwirtschaftlich genutzen Flächen nimmt sie weiterhin ab.
Auch der Schuldenstand der öffentlichen Haushalte ist alarmierend hoch; immerhin kommt aber der Bundeshaushalt seit 2012 ohne weitere Neuverschuldung aus.
Wettbewerb Zukunftsfähige
Kommune
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Unter dem Titel "Die Zukunftsfähige Kommune" hat die Deutsche Umwelthilfe drei Jahre lang einen Wettbewerb für Kommunen zur Lokalen Agenda 21 veranstaltet. Die teilnehmenden Kommunen mussten dabei 38 verschiedene Indikatoren aus vier Nachhaltigkeits-Bereichen erfassen; 12 weitere Indikatoren, bei denen erfahrungsgemäß die Datenbereitstellung schwieriger ist, konnten fakultativ mit einbezogen werden.
Die Qualität des Lokale-Agenda-Prozesses wurde anhand von 28 weiteren Indikatoren erfasst.
Um eine reelle Vergleichbarkeit zwischen den Wettbewerbsteilnehmern zu gewährleisten, wurden die teilnehmenden Kommunen in vier Größenklassen eingeteilt; für jede wurden separate Auszeichnungen vergeben.
Insgesamt 175 Städte und Gemeinden haben an dem Wettbewerb teilgenommen.
Als LeserIn dieses Beitrages dürfen Sie sich gerne eine eigene Meinung darüber bilden, ob es zu Ihrem Verständnis von nachhaltiger Entwicklung passt, eine solche Aktion nach drei Jahren wieder einzustellen.
Die Indikatoren in Kurzform (Zeugnis für eine Zukunftsfähige Hansestadt, 1999)
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Der Zukunftsrat Hamburg stellte erstmal im Jahr 1999 ein „Zeugnis für eine Zukunftsfähige Hansestadt“ aus, das damals noch auf 12 „Fächer“ (Indikatoren) begrenzt war - siehe Kasten. (Zukunftsrat Hamburg 1999).
Der Herausgeber, der Hamburger Zukunftsrat ist ein Netzwerk, das mehrere Dutzend Nichtregierungsorganisationen vertritt. Diese können selbst keine umfangreiche Datenerfassung leisten, sie tragen aber Informationen zusammen, die an verschiedenen Stellen (Behörden) ohnehin gesammelt werden - und bewerten diese kritisch.
Das Indikatorenset wurde 2003 in "Hamburger Entwicklungs-INdikatoren Zukunftsfähigkeit" (HEINZ) umbenannt, seitdem regelmäßig fortgeschrieben - und dabei auch im Zuschnitt der Indikatoren weiterentwickelt. Es basiert ausdrücklich auf dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, nach dem "eine globale und langfristige Balance zwischen wirtschaftlicher Stabilität, ökologischer Tragfähigkeit und sozialem Wohlergehen" angestrebt wird.
HEINZ umfasst jetzt 24 Nachhaltigkeitsziele und ca. 30 Indikatoren.
Auf dieser Basis legt der Hamburger Zukunftsrat jährlich einen Bericht vor, in dem er
Details siehe www.zukunftsrat.de/publikationen/heinz-seit-2003.html
Der Ökologische Fußabdruck der Stadt
Aachen umfasst ca. 13.000 km² - das ist das 81fache der Stadtfläche
und mehr als der gesamte Regierungsbezirk Köln. (nach Serve) Erstmalig mit dem2016 vorgelegten 4. Umweltbericht NRW wird der Ökologische Fußabdruck für Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Mehr unter www.umwelt.nrw.de...bericht_nrw_2016.pdf |
Der Ökologische Fußabdruck ist ein anschauliches Maß für den Ressourcenverbrauch von Menschen - z.B. der Bevölkerung einer Gemeinde, einer Stadt, eines Landes. Hierzu müssen zunächst die Verbräuche an Stoffen und Energie ermittelt werden. Anschließend werden diese in Flächen umgerechnet - ein durchaus problematisches Unterfangen. Relativ einfach ist es z.B., für Nahrungsmittel die zur Erzeugung notwendige landwirtschaftliche Fläche anzurechnen. Schwieriger wird es bei Emissionen - für Kohlendioxid kann z.B. eine Vegetationsfläche angerechnet werden, die in der Lage wäre, dieses Gas wieder zu binden. Verschiedene Einrichtungen haben hier unterschiedliche Lösungen (Rechenverfahren) vorgeschlagen.
Ein (durchschnittliches) Auto hat einen ökologischen Rucksack, der alleine bei den festen Stoffen 15 t beträgt; hinzu kommt noch das zur Herstellung benötigte Wasser. (nach Weizsäcker, Lovins, Lovins) |
Der Ökologische Rucksack kennzeichnet die Menge an Stoffen, die der Umwelt entnommen wird, um einen bestimmten Gegenstand zu erzeugen. Um 1 kg Eisen zu produzieren, müssen zusätzlich weitere 14 kg Material (andere Erzbestandteile, taubes Gestein, Energieträger...) bewegt werden. Bei einem Kilogramm Gold sind es 350.000 kg anderes Material.
MIPS steht für Material-Intensität Pro Serviceeinheit. Man ermittelt diese Größe, indem man für ein Produkt die über den gesamten Lebenszyklus benötigte Stoffmenge aufsummiert und diese dann auf die letztlich erzielte Dienstleistung umrechnet. Der erste Teil dieses Rechenweges entspricht dem ökologischen Rucksack; allerdings müssten im Falle des Autos auch die Kraftstoffe mit einbezogen werden. Im zweiten Schritt wird diese Summe durch die geleisteten Transportkilometer dividiert. Wer also z.B. Sprit sparend fährt und Beifahrer mitnimmt, kann das MIPS verringern (nicht aber den ökologischen Rucksack seines Fahrzeuges - das gelingt hingegen dem Fahrradfahrer).
Man kann einwenden, dass diese drei Indikatoren eine zu starke Vereinfachung darstellen. So sind es rein quantitative Messgrößen; Aussagen über Stoffqualitäten - z.B. Umwelt- oder Gesundheitsschädigungen durch einzelne Substanzen - werden nicht getroffen. Dennoch eignen sie sich - gerade wegen der starken Vereinfachung! - für Bildungszwecke oder die öffentliche Kommunikation. Modelle wie die hier vorgestellten führen zu der prägnanten Forderung, dass wir Bewohner eines hoch entwickelten Industrielandes es lernen müssen, Energie um den Faktor vier und Material um den Faktor zehn effizienter zu nutzen (siehe Weizsäcker, Lovins, Lovins).