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Unesco-Dekade

Freizeitverkehr ist Ausdruck des Lebensstils

UBA-Studie untersucht den Zusammenhang von Lebensstil, Verkehrsverhalten und Umweltauswirkungen

Die soziale Situation, Wertorientierungen und Normen bestimmen das Verkehrsverhalten der Menschen in Deutschland in ihrer Freizeit. Dies ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und des Öko-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA). Eine weitere Erkenntnis: Freizeitverkehr dient in hohem Maße der sozialen Kontaktpflege und findet häufig gemeinsam mit Familie, Freunden oder Bekannten statt. Soziokulturelle Einflussfaktoren sollten daher bei der Entwicklung von Maßnahmen für eine umweltverträglichere Mobilität verstärkt berücksichtigt werden - zum Beispiel mit Angeboten von Kombitickets, wie etwa der Verknüpfung von Eintrittskarte und Nahverkehrs-Fahrschein. Solche Maßnahmen schaffen Anreize, verstärkt umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu nutzen.

In der bundesweiten repräsentativen Untersuchung analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Lebensstilen, Verkehrsverhalten und damit verbundenen Umweltauswirkungen. In Interviews ermittelten sie den jeweiligen sozialen Hintergrund und die Motive für unterschiedliches Freizeitverhalten sowie die Arten des Freizeitverkehrs. Dabei bildeten sich fünf spezielle Gruppen heraus:

Die einzelnen Gruppen zeigen ein sehr unterschiedliches Verkehrsverhalten. So liegen die Fun-Orientierten mit einem Freizeit-Verkehrsaufwand pro Woche und Person von 82 Kilometer (Pkm) um 40 Prozent über dem Durchschnitt aller Gruppen, während die Benachteiligten mit nur 35 Pkm die geringsten Strecken zurücklegen. Mobilität in der Freizeit bedeutet jedoch nicht zwingend Autoverkehr: Obwohl die Gruppe der Traditionell-Häuslichen mit 48 Prozent einen sehr hohen Freizeitanteil am Gesamtverkehrsaufkommen (Anzahl der Wege) hat, verursacht sie die geringste Umweltbelastung aller untersuchter Gruppen, da ihre Mitglieder kürzere Wege zurücklegen und überdurchschnittlich oft zu Fuß gehen.

Für alle Mobilitäts-Stilgruppen wurden - bezogen auf den motorisierten Individualverkehr, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie den Fahrrad- und Fußverkehr - spezielle Maßnahmen für den Freizeitverkehr erarbeitet und deren Potenziale für die Entlastung der Umwelt berechnet. So schlägt die Studie zum Beispiel für die Gruppe der Fun-Orientierten ÖPNV-Einsteigertarife für junge Erwachsene, den Ausbau des elektronischen Ticketing und erweiterte Angebote an Kombitickets - wie etwa Veranstaltungsticket plus ÖPNV-Fahrschein - vor.
Mit derartigen Maßnahmen kann eine Verkehrs-Verlagerung vom Auto hin zum öffentlichen Verkehr in einer Größenordnung von 10 bis 20 Prozent des Verkehrsaufkommens erreicht werden. Das daraus errechnete Entlastungspotenzial im Freizeitverkehr liegt beim Primärenergie-Verbrauch und beim Treibhausgas-Ausstoß zwischen fünf und acht Prozent.

Mit dem Forschungsansatz zu Lebens- und Mobilitätsstilen wurde ein neuer Weg gegangen, da die bisherigen Instrumente zum Mindern der Umweltbelastungen im Freizeitverkehr keine Trendwende herbei führten. Dafür ist es besonders wichtig, die Ursachen des Freizeitverkehrs zu verstehen, indem soziokulturelle Determinanten (Motive, Orientierungen und Normen) in die Analyse einbezogen und bei der Maßnahmenauswahl berücksichtigt werden.

Berlin, den 18.07.2003

Die Studie „Mobilitätsstile in der Freizeit - Minderung der Umweltbelastungen des Freizeit- und Tourismusverkehrs“ ist in der Reihe BERICHTE des Umweltbundesamtes als Nr. 2/03 erschienen, umfasst 227 Seiten und kostet 39,80 Euro. Sie ist im Erich Schmidt Verlag, Berlin, erschienen und im Buchhandel erhältlich (ISBN 3-503-07453-8).