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Das Amt für Umweltschutz der Hansestadt Rostock hat das Umweltbüro Nord e. V. damit beauftragt, im Schuljahr 1997/1998 Umwelt- und Energiekonzepte für vier Schulen der Hansestadt zu erarbeiten. Im Blickpunkt des Interesses standen die Themen Heizung, Strom und Warmwasser. Mit dem Vorhaben sollten Grundlagen geschaffen werden, um Energie zu sparen und so die Umwelt und den kommunalen Haushalt zu entlasten, zudem sollten praktische Beiträge zur Umweltbildung geleistet werden.
An dem Projekt haben sich die Türmchenschule, das Förderzentrum am Schwanenteich, die Gesamtschule Lütten-Klein und das von-Thünen-Gymnasium beteiligt.
In diesen Schulen wurden Projekttage durchgeführt. Schüler der Sekundarstufe haben anhand vorgegebener Checklisten Daten erfasst und ausgewertet, Schwachstellen kritisiert und Vorschläge zur Verbesserung abgeleitet. Die Ergebnisse wurden von den Schülern in ihren Schulen präsentiert und anschließend vom Umweltbüro Nord e. V. weiter aufgearbeitet.
Diese Arbeit ist keine ingenieurwissenschaftliche Untersuchung. Die meisten Ergebnisse sind qualitativ, sie haben Beispielcharakter und müssen nicht repräsentativ die Verhältnisse der Hansestadt Rostock widerspiegeln. Dennoch wurden Schwachstellen aufgedeckt und konkrete Maßnahmen vorgeschlagen. Dem Anliegen entsprechend, steht die Kritik im Vordergrund.
Kosten: Die Kosten für Heizenergie liegen für die vier Schulen im Bereich von 57.000,- DM/a (Schwanenteich) bis 115.000,- DM/a (Lütten-Klein). Um die Daten vergleichen und bewerten zu können, wurden die spezifischen (auf die beheizte Fläche bezogenen) Verbrauchswerte berechnet (siehe Kenndaten Heizenergie). Demnach hat die Gesamtschule Lütten-Klein einen sehr hohen Heizenergieverbrauch. In der Türmchenschule ist er normal bis sehr hoch, im Förderzentrum normal.
Heizung: Wärme wird effizient erzeugt, aber ineffizient
verteilt.
In vielen ostdeutschen Schulen wurden in den 90er Jahren die
zentralen Anlagenteile (bspw. Heizkessel) modernisiert, nicht
jedoch die Heizkreisläufe und die Heizkörper. Vor allem
Thermostatventile fehlen, oder sie sind oft nicht bzw. nur
eingeschränkt regelbar. Somit bestehen keine Möglichkeiten,
unnötige Temperaturspitzen in den Räumen wirksam zu verhindern.
Raumtemperaturen: Fast alle Räume sind zu warm, und zwar rund um die Uhr und weitgehend unabhängig von ihrer Zweckbestimmung. (Details siehe im Energietest)
Gebäude: Die Gebäude sind nicht ausreichend gegen
Wärmeverluste isoliert.
Keine der vier Schulen verfügt über eine akzeptable
Wärmedämmung. Auch existierende Wärmebarrieren werden
nicht immer optimal eingesetzt - Haus- und Windfangtüren stehen
oftmals offen. Eine Dämmung der Gebäude ist wohl nur langfristig
erreichbar. Besonderer Handlungsbedarf besteht u.a. bei großen
einfach verglasten Fensterfronten, bei defekten Fenstern und Türen
und bei den dünnen Betonwänden der Plattenbauten.
Der Bereich Warmwasser hat nur einen sehr geringen Stellenwert
im Energie- und Wasserverbrauch der vier Schulen.
Die Warmwasserbereitung hat bspw. am Strom- und am Wasserverbrauch
der Türmchenschule und am Wasserverbrauch des Förderzentrum
nur einen Anteil von maximal 5 %.
Die Boiler sollten auf nicht zu hohe Temperaturen eingestellt und regelmäßig entkalkt werden. Während der Ferien sollten sie, sofern hygienisch zulässig, abgestellt werden.
Der Stromverbrauch der einzelnen Schulen unterscheidet sich
erheblich voneinander.
Der spezifische (auf die Nutzfläche bezogene) Verbrauch
der Türmchenschule ist recht hoch, der Verbrauch im Förderzentrum
und in der Gesamtschule Lütten-Klein ist dagegen relativ gering
(siehe Kenndaten Strom).
Die Beleuchtung entspricht nicht dem optimal stromsparenden
Standard.
Es wäre sinnvoll, Lampen mit Reflektoren auszurüsten
(Spiegelrasterleuchten) und moderne Leuchtstoffröhren (Dreibandenröhren,
elektronische Vorschaltgeräte) zu verwenden.
Der Stromverbrauch der Heizungsanlagen verdient besondere Aufmerksamkeit.
Indizien hierfür sind ein hoher Stromverbrauch in unterrichtsfreien
Zeiten (nachts, Wochenende) oder auch der hohe spezifische Stromverbrauch
der Türmchenschule, welche als einzige im Hause eine Zentralheizungsanlage
hat.
Hier sollte gezielt nach Möglichkeiten zur Einsparung gesucht werden, u.a. durch den Einsatz von Pumpen, deren Leistung automatisch nach Bedarf gesteuert wird oder durch zeitweiliges Abschalten (stundenweise) der Heizungsanlagen in unterrichtsfreien Zeiten.
Die Arbeit der Schüler hat konkrete Hinweise darauf erbracht,
welche Geräte ineffektiv bzw. unnötig arbeiten.
Hierzu gehört bspw. ein fast leerer und unmittelbar neben
einer Heizung stehender Chemikalienkühlschrank in der Gesamtschule
Lütten-Klein. Positiv ist bspw. aufgefallen, dass in der Türmchenschule
nicht benutzte TV- und Videogeräte vollständig vom Netz
genommen werden.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass diese Punkte im Vergleich zu den Bereichen Licht und Heizung nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Umweltschutz in der Schule kann als praktisches Modell
für die Umweltbildung und Umwelterziehung, aber auch für
die Wissensvermittlung im Fachunterricht dienen.
Anhand der Wärmeversorgung einer Schule können bspw.
die für den Physikunterricht relevanten Themen Energie, Wärme,
Wärmetransport (Wärmeströmung, Wärmeleitung,
Strahlung), Arbeit, Leistung und Wirkungsgrad behandelt werden.
(siehe hierzu die Rubrik "Lehrmaterial" auf der Hauptseite
Energie)
Nur ein geringer Anteil des Energieverbrauches dürfte gegenwärtig
dem Einfluss der Schüler und Lehrer zugänglich sein. Wirksame
Programme zum Energiesparen müssen vom Schulträger ausgehen
und neben den Schulen auch die Energieversorger sowie evtl. die
Privatwirtschaft und weitere externe Fachleute einbeziehen.
Es ist - um nur das krasseste Beispiel anzuführen - wenig
sinnvoll, die Lehrer der Gesamtschule Lütten-Klein zu Energie
sparendem Verhalten aufzufordern, wenn ihr Lehrerzimmer 27 °C aufweist
und sie - in Ermangelung von Thermostatventilen - die überschüssige
Wärme nur durch Öffnen der Fenster abführen können.
Die Herausforderung für den Schulträger besteht darin, ein optimales System zur Einbeziehung von Partnern einzurichten. Elemente darin können sein:
Ein erheblicher Teil der aktuellen Schwachstellen erfordert technische Maßnahmen. Hierzu gehören insbesondere:
Je besser künftig die technischen Systeme arbeiten, um so größere Bedeutung kommt einem intelligenten Energie sparenden Verhalten der Beschäftigten zu. Dieses sollte durch geeignete Maßnahmen gefördert werden. Ein derartiges Verhalten umfasst:
Um dieses Verhalten zu erreichen, ist notwendig:
Die Gesamtschule Lütten-Klein wollte es nicht bei dieser Kritik bewenden lassen und hat sich daher im Schuljahr 1998/1999 an der BUND-Aktion "Die Wette" beteiligt. Hierbei wurde sie wiederum vom Umweltbüro Nord e.V. unterstützt. Ziel der WETTE war es, aufzuzeigen, wie weit Schulen den Ausstoß an Kohlendioxid reduzieren können.
Konkrete Ergebnisse:
Über die konkreten Einsparungen hinaus, war DIE WETTE ein Anlass, die große Mehrheit der Schüler und Lehrer mit dem Themenkreis Energieverbrauch - Klimaschutz vertraut zu machen.
Auch über die Gesamtschule Lütten-Klein hinaus, entsteht in der Hansestadt Rostock Bewegung. Im Abschlussbericht hatte das Umweltbüro Nord e. V. vorgeschlagen, finanzielle Anreize zum Energiesparen in den Schulen zu schaffen und alle Schüler, Lehrer sowie Mitarbeiter zu informieren, zu qualifizieren und zu motivieren. Seit 1999 führt die Hansestadt Rostock einen Energiesparwettbewerb durch, um diese Anregungen umzusetzen.