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Unesco-Dekade

Ein Stück Natur zurückholen - Planungen zur Bodenentsiegelung auf dem Schulgelände (Kl. 9/10)

Ziele

Zuständigkeiten, Interessen und Interessenkonflikte bei der Nutzung der Ressource Boden kennen lernen. Kompetenzen zur Umweltgestaltung erwerben.

Zielgruppe

Klassenstufe 9/10

Fachbezug

  • Geographie (Landschaftsgestaltung und Umweltschutz, wirtschafts- und sozialräumliche Strukturen, städtische Siedlungsräume und ihre Probleme, stadtökologische Untersuchungen am Heimatort)
  • Sozialkunde (Mensch als Rechtssubjekt, Mensch und Politik, Spannungsverhältnis Ökologie - Ökonomie)
  • AWT Wahlpflicht (Projektunterricht - Phasen der Projektarbeit erlernen)
  • Deutsch (mündliche und schriftliche Kommunikation).

Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand

III (hoch)

Zeitbedarf

ca. 20 Unterrichtsstunden

Voraussetzungen und Vorbereitung

Die Versiegelung von Boden mit Asphalt oder Beton greift massiv in den Naturhaushalt ein - auch wenn die Flächen vor ihrer Versiegelung bereits keine unberührte „Natur“ mehr waren. Pflanzenbewuchs wird verhindert, Tieren wird der Lebensraum genommen, das Mikroklima verändert sich und Niederschläge können nicht mehr versickern. Es gibt gewiss Gründe, die nach einer sorgfältigen Abwägung einen solchen Eingriff rechtfertigen. Einen Schulhof komplett mit Asphalt oder Steinplatten zu belegen, wie es in der Vergangenheit oft geschehen ist, lässt sich jedoch nur schwer begründen - zumal auch Argumente wie der Einfluss auf das Sozialverhalten oder Unfallrisiken dagegen sprechen.

Die Forderung, versiegelte Flächen aufzubrechen, ist ebenso plausibel wie blauäugig: So einfach wie es klingt, ist es nicht, denn Sie müssen die Belange der unterschiedlichen Interessengruppen mit berücksichtigen, wenn Sie größere Flächen aufbrechen wollen. Der Versuch, die notwendigen Abstimmungen als pädagogischen Prozess zu gestalten, lohnt sich, denn anhand eines solchen konkreten Projektes können Ihre Schüler einiges über die Funktion des Gemeinwesens lernen und sie können Kompetenzen zur aktiven Mitgestaltung erwerben.

Problematisch ist, dass Sie einen solchen Abstimmungsprozess, bei dem Sie auf viele Partner angewiesen sind, nicht im Voraus in 45-Minuten-Schritten planen können. Wenn Sie wirklich Ihr Schulgelände verändern wollen, können Sie daher im Rahmen des Unterrichts Daten beschaffen und grundlegende Ideen entwickeln - und müssen die Abstimmung selbst realisieren.

Durchführung

Einstimmung (½ - 1 Stunde)

Zur Einstimmung sollten sich Ihre Schüler ihrer Positionen zum Schulgelände vergewissern. Wenn Sie die "Dart-Scheibe" (PDF-Dokument) adäquat anpassen, können Sie dazu die Methode „Volltreffer“ verwenden. Ihre Schüler können aber auch die Frage „Wie gefällt mir unser Schulgelände“ in kleinen Gruppen diskutieren; dabei sollte jede Gruppe ein Statement mit 4-5 konkreten Aussagen erarbeiten und dieses dann im Plenum vortragen.

Bestandsaufnahme (10 Stunden)

Die Klasse nimmt das Schulgelände unter die Lupe und führt Interviws mit Verantwortlichen durch. Dabei sollen folgende Fragen geklärt werden:

  • Wie wird das Schulgelände aktuell genutzt? Welche Nutzungen und Ansprüche gibt es hinsichtlich des Bodens auf unserem Schulgelände? Das Gelände dient der Erholung, als Spielplatz, Parkplatz und Stellplatz für Müllcontainer. Anforderungen ergeben sich aus dem Unfallschutz, der Ästhetik, eventuell dem Naturschutz. Feuerwehrzufahrten, Erdkabel oder Rohrleitungen müssen berücksichtigt werden. Bewirtschaftungskosten sind einzukalkulieren. Ihre Schüler lernen hierbei, dass verschiedene Menschen das Schulgelände unter ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachten. Hier sind Interessengruppen wie Schüler, Lehrer, Hausmeister, Schulträger (Schulverwaltung, Liegenschaftsverwaltung, Umweltverwaltung und Kämmerei), Telekom, Wasserwerk, Energieversorger zu berücksichtigen.
  • Welche Flächen auf dem Schulgelände müssen versiegelt sein? Warum müssen sie versiegelt sein - welchen Zweck erfüllt die Versiegelung?

Die Arbeiten - z.B. die Befragung unterschiedlicher Partner - können parallel von mehreren Kleingruppen geleistet werden.

Feldsteinpflaster     Rasengittersteine

Feldsteinpflaster bzw. Rasengittersteine sind befahrbar und lassen dennoch Niederschläge versickern: Eine ideale Alternative zu Asphalt und Beton für Zufahrten oder Parkplätze

Ideen zur Veränderung (10 Stunden)

Nun nimmt sich die Klasse einige Teilflächen des Schulgeländes vor und sucht nach Wegen zur Umgestaltung.

  • Welche Alternativen zu einer vollflächigen Versiegelung gibt es? Was sind Rasengittersteine, Schotterrasen, Porenpflaster, Rasenfugenpflaster oder Splittfugenpflaster? Für welche Nutzungsansprüche können diese Bodenbeläge eingesetzt werden? Welche Flächen auf dem Schulgelände sind hierfür geeignet? (Für einen Parkplatz sind z.B. Rasengittersteine eine gute Alternative.)
  • Welche Flächen auf dem Schulgelände müssen nicht versiegelt sein und könnten in Spielplatz, Rasen oder Grünanlagen umgewandelt werden?
  • Welche dieser möglichen künftigen Nutzungen sind für viele Schüler und Lehrer attraktiv?
  • Welche der oben genannten Nutzungen wären von einer Entsiegelung tangiert, welche Partner müssen daher in die Abstimmung einbezogen werden?
  • Welche Kosten fallen an? (Wie viele Kubikmeter Asphalt wären zu entsorgen, wie viel Bodensubstrat wird gebraucht? Hier sollte zumindest die Größenordnung bekannt sein.)
  • Welche Partner können helfen? (z.B. Bau- und Entsorgungsfirmen)

Im Ergebnis dieser Arbeit können Ihre Schüler konkrete und begründete Ideen und Zielvorstellungen vorstellen. Achten Sie darauf, dass diese übersichtlich und ansprechend präsentiert werden!

Detailliertere Planungen sprengen den Rahmen des Unterrichts.

Bei späteren praktischen Arbeiten können dann Schüler aller Altersstufen Hand anlegen.

     Schulhof

Schulhof - ein Platz für Autos oder für Kinder, Pflanzen und Tiere?

Erfahrungen und Ergebnisse

Im Rahmen des Modellversuchs „Grüne Meile“ haben Schüler in Neubrandenburg gezeigt, dass sie nicht nur als Ausführende sondern auch ale kreativ planende Menschen ihr Schulumfeld gestalten können. Ähnliche Erfahrungen gibt es auch aus anderen Regionen.

Die Gesamtschule Schwerte hat im Rahmen ihres Öko-Audits Geld bei der Energie- und Wasserversorgung sowie dem Abfall eingespart und Teile dieses Geldes genutzt, um damit ein Stück Schulhof zu entsiegeln und dort Bäume zu pflanzen.

Spezielle Tipps

Sorgen Sie dafür, dass auch die Meinungen jüngerer Schüler auf geeignete Weise mit einfließen können (siehe Erde unter den Füßen).

Entwickeln Sie verschiedene Bausteine und Varianten, damit es in den Diskussionen nicht um die Frage „Alles oder nichts?“ gehen muss - sondern um die Frage, welche Flächen entsiegelt werden können.

Zum Weiterlesen

Folgende Materialien auf umweltschulen.de ergänzen diese Unterrichtseinheit:

Weitere Literatur und Kontakte

  • Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten (Hrsg.): Entsiegeln und Versickern. Wiesbaden, 1994
  • Krüger, Katrin und Langner, Tilman: Arbeitshilfe Grünes Schulgelände. Pöglitz: Umweltbüro Nord e. V. (Hrsg.), 1997
  • Kultusministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.); Grüne Meile, Dokumentation zum BLK-Modellversuch. Neubrandenburg

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Diese Unterrichtseinheit wurde zuerst publiziert in: Tilman Langner: Die Fundgrube für den Umweltschutz in der Sekundarstufe I. Berlin: Cornelsen Scriptor, 2000