Gliederung
Ein Blick ins Wörterbuch
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Wer sich heute für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung in der Wirtschaft interessiert, trifft früher oder später auf Vokabeln wie Validierung, Rating, Ranking oder Benchmarking. Was verbirgt sich dahinter, was wird den Unternehmen damit bescheinigt und vor allem: Zieht damit tatsächlich die Nachhaltigkeit in die Unternehmen ein?
Bei allen genannten Instrumenten werden Unternehmen (bzw. ihre Leistungen) durch unabhängige und neutrale Dritte bewertet. Dabei muss es gar nicht um den Umweltschutz gehen; beim klassischen Finanz-Rating wird die Bonität von Unternehmen geprüft - also Aspekte wie die Liquidität, die Ertragskraft, der Verschuldungsgrad,... - und die Ergebnisse helfen Kapitalanlegern bei ihren Investitionsentscheidungen.
Diese Bewertungen können jedoch auch unter Umwelt- oder Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erfolgen. Einige Beispiele sollen nachfolgend vorgestellt werden.
Hierbei werden die Auswirkungen bzw. Leistungen von Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit (insbesondere Umwelt und Soziales) bewertet. Diese Bewertung basiert auf zuvor definierten Indikatoren, sie zielt auf einen objektiven Vergleich und mündet letztlich in eine branchenbezogene Rangliste der Unternehmen.
Ein solches Rating läuft grundsätzlich in drei Schritten ab:
Beispiel: Die oekom research AG (Sitz in München) hat 1993 mit Umwelt-Ratings begonnen und diese später zu Nachhaltigkeitsratings weiterentwickelt. Finanzdienstleister und institutionelle Investoren greifen bei der Auswahl von Wertpapieren für ihre Fonds auf derartige Ratings zurück. Das Gesamtvolumen der von oekom research beeinflussten Assets under Management liegt bei über 600 Mrd. Euro. (www.oekom-research.com/)
Die hier vorgestellten Unternehmensvergleiche werden in erster Linie für Kapitalanleger gemacht. Sie liefern ihnen Informationen und Entscheidungsgrundlagen für ihre Investitionen. Von den Privatpersonen, die als Kleinanleger in Aktien investieren, lässt sich eventuell ein geringer Prozentsatz auch von ideellen Gründen leiten. Für institutionelle Investoren (Fondsverwalter) geht es jedoch um möglichst hohe und möglichst sichere Gewinne. Die Ratings geben Anhaltspunkte über die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen und über Risiken wie Kredit-, Besicherungs- oder Haftungs-Risiken sowie Wertberichtigungen - das sind im Vergleich zum klassischen Finanz-Rating sehr wertvolle Zusatzinformationen.
Die Ratings werden von den Kunden, den Kapitalanlegern bezahlt - nicht von den bewerteten Unternehmen; es ist daher glaubwürdig, dass sie ein unabhängiges und (soweit das im Rahmen der sehr komplexen Materie möglich ist) objektives Bild liefern.
Auch beim Kauf von Staatsanleihen spielen soziale und ökologische Kriterien eine wachsende Rolle. Daher werden auch Landerratings durchgeführt.
Beispiel: Die oekom research AG hat bereits 2001 ein Länderrating entwickelt, das die Nachhaltigkeitsleistung von Staaten auf der Basis von rund 100 Einzelkriterien bewertet.
(www.oekom-research.com/)
Im Rahmen des Öko-Audits nach der EMAS-Verordnung spielt die Validierung eine zentrale Rolle. Hierbei überprüft ein neutraler und unabhängiger Gutachter die Übereinstimmung des betrieblichen Umweltmanagements mit den in EMAS (in der jeweils gültigen Version) festgelegten Anforderungen. Überprüft werden insbesondere:
Nach bestandener Validierung kann sich das Unternehmen in ein Register eintragen lassen, das jeweils auf Ebene der europäischen Staaten geführt wird. Das deutsche Register ist öffentlich einsehbar unter www.emas-register.de/. Es ist als Datenbank angelegt, in der die am Öko-Audit nach EMAS beteiligten Unternehmen z.B. nach Branchen oder Bundesländern recherchiert werden können.
Das Unternehmen erhält das offizielle Prüfsiegel, das es verwenden darf, um die Öffentlichkeit über die erfolgreiche Teilnahme am EMAS-System zu informieren.
Nutznießer der Validierung ist das Unternehmen, das ein Öko-Audit durchführt. Die nachfolgende Übersicht nennt zentrale Ziele, die Unternehmen mit dem Öko-Audit verfolgen (unabhängig davon, wie realistisch diese Ziele im Einzelnen sind). Es wird deutlich, dass eine ganze Reihe dieser Ziele nur mit der Validierung erreicht werden können.
Ziele, die ein Zertifikat (Validierung) erforderlich machen
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Ziele, die auch unabhängig von der Validierung erreicht werden können
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Die Validierung ist ein gravierender Kostenfaktor im Öko-Audit-Prozess; die Umweltgutachter stellen bereits für die Begutachtung einer Schule oder eines kleineren gewerblichen Betriebsstandortes Rechnungen in Höhe einiger tausend Euro aus - bei Großunternehmen sind die Kosten noch höher. Die Leistung des Gutachters wird vom validierten Unternehmen / von der validierten Einrichtung bezahlt.
Um dennoch die gebotene Unabhängigkeit des Gutachters vom Unternehmen und somit die Objektivität der Begutachtung zu gewährleisten, enthält das EMAS-System folgende Regelungen:
Auch für Schulen stellt sich die Frage, ob eine Validierung im Rahmen des Öko-Audits sinnvoll ist. Für beide Entscheidungen - dafür oder dagegen - gibt es gute Gründe.
PROImagegewinn: Mit der Validierung wird Ihnen offiziell bescheinigt, dass Sie den Standard, den die EMAS-Verordnung vorgibt, tatsächlich erreicht haben. Sie können sich damit von Projekten abheben, in denen der Begriff "Öko-Audit" nur als Schlagwort genutzt wird. Damit lässt sich eine starke und positive öffentliche Resonanz erzielen. Wirkung nach innen: Eine positive Resonanz von außen
kann helfen, den schulinternen Stellenwert des Umweltschutzes deutlich
zu erhöhen und auch Kollegen bzw. Schüler zu gewinnen, die sonst Umweltfragen gegenüber
weniger aufgeschlossen sind. |
CONTRAAufwand: Der Aufwand ist hoch. Für den
Umweltgutachter und die Eintragung ins Standortregister werden je nach Größe des Standortes ca. 3.000 Euro fällig. Messlatte: EMAS ist für Unternehmen konzipiert, daher spielen hier z.B. Sicherheitsaspekte eine
herausragende Rolle. Wer das Öko-Audit vor allem als Instrument
zur Umweltbildung und Umweltgestaltung einsetzen möchte, wird solche Anforderungen
evtl. als Ballast empfinden. |
Es ist übrigens auch möglich, ein Öko-Audit "klein" zu beginnen und erst nach Jahren den Schritt der Validierung zu gehen.
Die besten Nachhaltigkeitsberichte aus Großunternehmen (2015)
Die besten Nachhaltigkeitsberichte aus KMU (2015)
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Erwähnenswert ist schließlich ein dritter Bereich: ein Ranking von Nachhaltigkeitsberichten.
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und future e.V. analysieren und bewerten seit 1994 Nachhaltigkeitsberichte großer sowie kleiner und mittelständischer Unternehmen aus ganz Deutschland und stellen dann ein Ranking auf. 2015 wurde das neunte Ranking von Nachhaltigkeitsberichten deutscher Unternehmen vorgelegt. Dazu wurden 79 Berichte von Großunternehmen und 40 von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) analysiert und bewertet.
Auf der Website www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/ werden Vorgehen und Ergebnisse vorgestellt. Die besten Berichte jedes Rankings werden mit einer Kurzeinschätzung und einem Link zum Original-Dokument präsentiert.
Auch eine Liste aller untersuchten Unternehmensberichte ist auf der Website abrufbar.
Tilman Langner im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf